Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0179
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Lotz, Wilhelm: Möbeleinrichtung und Typenmöbel
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von Mies van der Rohe, der Kramersche Stuhl,
ebenso wie der hier abgebildete, aus Buchenholz-
leisten gearbeitete Gartenstull] — sind, jeder in
seinem Material und in seiner Art. gute Erzeug-
nisse einer sachlichen Gesinnung, und doch sind
sie grundverschieden. Sie sind aber auch Beweis
für ein neues, tieferes Verhältnis zum Material.
Die Maleriaidarstellung in der Form erfolgt nicht,
um ästhetische Werte des Materials hervorzu-
kehren, wenigstens ist das nicht der Antrieb zur
Gestaltung, sondern, um die besondere Funktion
des Materials in der Gestallung zu verwerten.
Wenn man vom Stuhl spricht, so denkt man
meist nur an den ungepolsterten Stuhl, der eigent-
lich nur am Tisch zum Einnehmen der Mahlzeiten
seine volle Berechtigung hat. Dann kommt gleich
der Stuhl mit Armlehne und dann der Sessel in
seiner ausgesprochensten Gestalt, dem Klubsessel.
All die vielen Polslerstühle, gepolsterten Hocker,
die vielen Zwischenstufen kennen wir kaum. Wel-
chen Reichtum an solchen Stu'hlformen zeigte die
Internationale Kunstgewerbe-Ausstellung in Paris
1925! Unsere Stühle haben alle etwas sehr Reprä-
sentatives in dem Sinn, daß sie immer zu guter
Sitzhaltung zwingen, vielleicht, weil wir zu plump
sind, uns gut in einen ..faul" gebauten Stuhl
setzen zu können. Hier Sluhlformen zu schaffen,
die einer bequemeren lässigeren Sitzweise ent-
sprechen, wäre eine Aufgabe, die von dieser Seile
aus wohl noch nichl angesehen worden ist. Bruno
Taut sagt in seinem Buch „Ein Wohnhaus", daß
das Haus seinem Bewohner passen muß wie ein
gutsitzender Anzug. Vom Stuhl läßt sich dasselbe
sagen. Die modernen Anzüge sind aber bequem,
lässig geschnitten.
W. Lötz
GRUPPENZIMMER
DES
KINDERGARTENS
Foto Wolff
169
ebenso wie der hier abgebildete, aus Buchenholz-
leisten gearbeitete Gartenstull] — sind, jeder in
seinem Material und in seiner Art. gute Erzeug-
nisse einer sachlichen Gesinnung, und doch sind
sie grundverschieden. Sie sind aber auch Beweis
für ein neues, tieferes Verhältnis zum Material.
Die Maleriaidarstellung in der Form erfolgt nicht,
um ästhetische Werte des Materials hervorzu-
kehren, wenigstens ist das nicht der Antrieb zur
Gestaltung, sondern, um die besondere Funktion
des Materials in der Gestallung zu verwerten.
Wenn man vom Stuhl spricht, so denkt man
meist nur an den ungepolsterten Stuhl, der eigent-
lich nur am Tisch zum Einnehmen der Mahlzeiten
seine volle Berechtigung hat. Dann kommt gleich
der Stuhl mit Armlehne und dann der Sessel in
seiner ausgesprochensten Gestalt, dem Klubsessel.
All die vielen Polslerstühle, gepolsterten Hocker,
die vielen Zwischenstufen kennen wir kaum. Wel-
chen Reichtum an solchen Stu'hlformen zeigte die
Internationale Kunstgewerbe-Ausstellung in Paris
1925! Unsere Stühle haben alle etwas sehr Reprä-
sentatives in dem Sinn, daß sie immer zu guter
Sitzhaltung zwingen, vielleicht, weil wir zu plump
sind, uns gut in einen ..faul" gebauten Stuhl
setzen zu können. Hier Sluhlformen zu schaffen,
die einer bequemeren lässigeren Sitzweise ent-
sprechen, wäre eine Aufgabe, die von dieser Seile
aus wohl noch nichl angesehen worden ist. Bruno
Taut sagt in seinem Buch „Ein Wohnhaus", daß
das Haus seinem Bewohner passen muß wie ein
gutsitzender Anzug. Vom Stuhl läßt sich dasselbe
sagen. Die modernen Anzüge sind aber bequem,
lässig geschnitten.
W. Lötz
GRUPPENZIMMER
DES
KINDERGARTENS
Foto Wolff
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