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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Riezler, Walter: Gespräch vor den Pressabauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0214

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die Klarheit der kaum profilierten Raum-
formen ist mit einer solchen Entschieden-
heit empfunden, daß man nur um so weni-
ger begreift, warum nun vor dem Äußern
auf einmal das Auge durch eine solche
Fülle von Einzelformen, die man sich nur
aus einer Furcht vor der glatten Fläche er-
klären kann, irritiert wird. Es ist ja wirk-
lich heute schon so, daß jede Vielheit und
Kompliziertheit von Einzelformen als etwas
Überflüssiges erscheint, das nicht nur den
Blick auf das Ganze stört, sondern auch
jeder inneren Begründung zu ermangeln
scheint. Wir wollen heute von einem Bau-
werk nicht mehr so stark optisch in An-
spruch genommen werden, wir wollen es
nur wachsen sehen in eine ganz große, ein-
fache Form, die dem Überpersönlichen, das
in der Gegenwart immer mehr an Macht
gewinnt, und das bei Bauten, wie es diese

gewaltige Anlage ist, nun schon ganz sicher
allein maßgebend ist.

B. Das ist nun in der Tat der Punkt, wo
es am schwierigsten ist, zu einer glatten
Bechtfertigung zu kommen. Von außen
jedenfalls läßt sich der Fall nicht begrei-
fen. Selbst wenn man einmal für einen
Augenblick den Standpunkt der „heimi-
schen Bauweise" gelten lassen will, kommt
man zu keiner Erklärung. Mit der in der
Umgebung oder überhaupt in Köln üblichen
Bauweise hat diese Formensprache offen-
bar gar nichts zu tun, glücklicherweise hat
man nicht den unglücklichen Versuch
Schwechtens, die an sich schon fatalen
kastellartigen Neuaufbauten der Eisenbahn-
brücke in den Formen der rheinischen Ro-
manik zu gestalten, auf keine Weise wie-
derholt. Auch mit der Kölner Gotik haben
diese Formen nichts zu tun, — sie sind

KOLONNADE
DES STAATENHAUSES

Architekt Baudirektor Abel

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