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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Lotz, Wilhelm: Schmuck und Maschine
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0242

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ARMBAND, MODELLARBEIT. SILBER.. EMAIL

Hans Warnecke, Frankfurt a. M.

doch heute nicht mehr geleugnet werden,
daß die heutige Mode geeignet ist, nach
unten hin durchzudringen und das auch tut.
Das billigste Seiden- oder Voilekleid, das
man heule in der Konfektion kauft, hat
einen Abglanz von besten Modeschöpfun-
gen, der stärker ist als bisher. Das Büro-
und Ladenmädel, der Großstadt besonders,
stellt modische Ansprüche, die die Konfek-
tion befriedigen kann, dank ihrer glänzen-
den Organisation. Kommt hinzu, daß die
Mode in den letzten Jahren weniger schnell
sich umwandelt, daß ein gewisses formales
Gleichbleiben eingetreten ist. Das Vormit-
tags- und das Nachmittagskleid der Frau
hat sich einem ziemlich gleichbleibenden
Typ genähert, der wohl durch neue Musler
und Stoffe gewandelt wird, aber doch stabi-
ler bleibt wie bisher. Ob das bleibt, weiß
man nicht. Möglich aber, daß hier schon
etwas von den neuen Lebensformen zu
spüren ist, die sich in der Architektur so
stark ankündigen.

Und hier läge der Weg, den der von uns
charakterisierte Schmuck zur Masse finden
könnte. Denn irgend etwas hat er mit der
heuligen Damenmode gemeinsam: das
Knappe, das formal Großzügige und die
Sicherheit seiner Anwendung, man kann
sagen: seine organische Berechtigung, vor-
ausgesetzt, daß man nicht allen Schmuck
überhaupt ablehnt.

Möglich auch, daß von da aus ein wohl-
tuender Einfluß auf den echten Schmuck
ausginge. Im modernsten französischen
Brillantschmuck zeigen sich ähnliche Züge,
oft noch zu modischen Bizarrheilen
verkehrt.

Man darf nicht vergessen, daß es sich bei
den abgebildeten Armbändern nicht um aus-
gesprochene Künstlerentwürfe handelt, son-
dern mehr um Formerfindungen von Leu-
ten, die in der Fabrikation stehen, die Vor-
bilder abwandeln, verbessern, wieder andere
beeinflussen. V\ eiliger die formale Erfin-
dung als das Anschmiegen der Form an das,

ARMREIF

Silber

mit schwarzem Lack

Raymond Templier,
Paris

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