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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0296

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und anderen Materialien eine dem Holzäußeren
ähnelnde Oberfläche. Die Übertragung der ausge-
wählten Holz- oder Marmorart auf das Material
erfolgt unter Verwendung von Kupferplatten oder
Kupferzylindern im Hand- oder Maschinenbetrieb
nach einem kombinierten Tief- oder Offsetdruck-
verfahren. Der Sitz der Gesellschaft ist im Ver-
waltungsgebäude der A. E. G."

Das ist nun schon beinahe grotesk. Zwei der
stolzesten und mächtigsten wirtschaftlichen Unter-
nelrmungen Deutschlands, ja der Welt, tun sich
zusammen, um ein neues Verfahren zur Erzeugung
des elendesten Kitsches, den man sich denken
kann, auszuwerten. Der Reichsverband der Deut-
schen Industrie hat doch auf seiner letzten Tagung
das Problem der „Qualität" in den Mittelpunkt
der Verhandlungen gestellt und ist unseres Wis-
sens darin einig gewesen, daß die deutsche Wirt-
schaft nur dann auf die Dauer gedeihen könne,
wenn sie dem Gedanken der Qualität diene. Viel-
leicht ist bei einem Teil der deutschen Industrie
aus wirtschaftlichen Gründen die Umstellung auf
Qualitätsarbeit erst ganz allmählich durchzufüh-
ren. Daß aber große Unternehmen, die bisher
ihren Stolz darein setzten, höchste Qualität hervor-
zubringen und damit die Konkurrenz der Welt
zu schlagen, ein neues Verfahren, das dem Quali-
lätsgedanken ins Gesicht schlägt, erwerben und
auswerten, das ist schlechterdings unverständlich.

Sicherlich ist das neue Verfahren technisch sehr
interessant und man könnte damit alles mögliche
Neue schaffen, könnte vielleicht eine Oberflächen-
behandlung von besonderer Feinheit herausbrin-
gen und damit die Verwendbarkeit der Metalle
auf weiten Gebieten der gestaltenden Arbeit stei-
gern, — statt dessen setzt man seinen Stolz dar-
ein, „künstliche Oberflächen auf Material aller
Art" anzubringen.

Es ist noch viel zu tun bis 1932!

Emst Kropp hatte kürzlich Gelegenheit, den
der Vollendung entgegengehenden Zeppelinkreu-
zer in Friedrichshafen zu besichtigen. Das Er-
gebnis seiner Besichtigung war ein Brief an Dr.
Hugo Eckener, den wir hier zum Abdruck bringen:

„Hochgeehrter Herr Dr. Eckener,

Nach Besichtigung des neuen Zeppelinluft-
schiffes 127 fühle ich mich gezwungen, Ihnen mit-
zuteilen, daß die „sogenannte" künstlerische Aus-
stattung der Gondel unter den zeitgemäßen Künst-
lern nur enttäuschen kann und zu öffentlicher
Aussprache führen muß.

SCHLAFRAUM IM L. Z. 127

Foto: Luftschiffbau Zeppelin
 
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