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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Ewald, Kurt: Zur Ästhetik des Eisenbahnwagens
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0365

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17. INNENANSICHT DES RH EINGOLD-WAG ENS

falls (Abb. 8); umgekehrt kommt die ziel-
bewußte Ausnutzung auch nur einer Mög-
lichkeit, z. B. des Lademaßes, einer günsti-
geren Wirkung der Form zugute (Abb. 8).
Es sei ausdrücklich betont, daß die ange-
führten Beispiel rein schöpferisch als
durchaus formvollendet anzusprechen sind;
der Schöpferkraft des Erbauers waren je-
doch Grenzen gezogen durch die Art der
Bauaufgabe, welche die technischen Mög-
lichkeiten durch Erwägungen kaufmän-
nisch-wirtschaftlicher Art beschnitt.

Personenwagen wirken in ihrer äußeren
Gestaltung befriedigend, wenn diese er-
kennen läßt, daß die Hauptbedingungen
zum Befördern von Personen erfüllt sind:
hohe luftige Aufenlhallsräume, daher nicht
flache, sondern tonnenförmig gewölbte
Dächer, die sich dem Lichtraummaß weit-
gehend anpassen — besondere Lüftungsauf-
bauten (Abb. 10) sind nach neuerer Er-
kenntnis entbehrlich : gute Beleuchtung der
Abieile, es müssen daher die Seitenwände
in ihrem oberen Teil soweit in Fenster auf-
gelöst sein, daß mindestens die Hälfte der
Fläche aus Glas bestelli ■ - eine wagerechte
obere Begrenzung der Fensteröffnungen ist
technisch einfacher und damit ästhetisch be-

friedigender als gewölbte Linienführung
(Abb. 10): bequeme Ein- und Aussteige-
möglichkeiten und Verbindung zwischen
den einzelnen Abteilen und den Wagen
untereinander, es sind daher Durchgangs-
wagen mit offenen oder geschlossenen Platt-
formen an den Wagenenden gegenüber den-
jenigen mit Seitentüren in jedem Abteil
vorzuziehen: schließlich ruhiger und siche-
rer Lauf des Wagens, daher sorgfältige
Ausbildung der Abfederung (Abb. 9, 15
und 16), langer Achsstand bei zweiachsigen
\\ agen (Abb. 9), Drehgestellanordnung für
schnellfahrende Züge, langer Achsstand
eines jeden Drehgestelles (Abb. 15 und 16).

Der zweiachsige Durchgangswagen nach
\l)b. 9 ist ein Beispiel formenschöner Ge-
staltung für langsame und verhältnismäßig
leichte Züge. Stellt man ihn — wie es mit
den bekannten Einheitspersonenwagen der
Deutschen Beichsbahn geschieht in
schnellfahrende schwere Züge ein, so be-
findet er sich stark im Nachteil gegenüber
den üblichen widerstandsfähigen Drehge-
s teil wagen. An dieser Stelle muß er dann
auch als Fremdkörper und damit ästhetisch
unbefriedigend wirken.

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