Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0398
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Riezler, Walter: "Zweck" und "Technische Schönheit"
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ROHÖL-MOTOR-TRIEBWAGEN
FÜR MAROKKO. ABTEIL II. KLASSE
Sitzbezug: Rattan-Geflecht,
Decke: Stoffbespannung
Waggonbau Christoph & Unmack A.G.,
Niesky O.-L.
Ohne Anklang an maurische Stiielemente
man doch über die ästhetische Seite des delte („Zur Ästhetik des Eisenbahnwagens")
Problems noch herzlich wenig. Vielleicht ist eine gute Gelegenheit.
gerade dies ein Beweis dafür, daß diese neue Es ist der einzige heute allgemein aner-
Formenwelt in der Tat aus der Tiefe des kannte Grundsatz der technischen Ästhetik,
Unbewußten kommt. Wäre sie nur das „daß nur durch Verfolgung des angestreb-
Werk menschlichen Verstandes, so würde ten Zweckes eine formenschöne Gestaltung
dieser es sich nicht nehmen lassen, von zu erzielen sei" (Kurt Ewald). Was nun
Anfang an auch die Regeln für die Gestal- etwa im Falle des zur Personenbeförderung
tung aufzustellen. In Wirklichkeit aber lief dienenden Eisenbahnwagens als „Zweck" zu
die Entwicklung so, daß schon eine Fülle gelten hat, braucht man nicht näher ausein-
von neuen Gestaltungen vorhanden war, ehe anderzusetzen. Selbstverständlich ist ein
der Mensch sich dessen überhaupt bewußt Wagen um so besser, je vollkommener er
wurde. Wenn nun allmählich versucht wer- diesem Zwecke dient. Die Frage ist nur die,
den soll, die Gesetze dieser neuen Schönheit ob damit auch schon die Form eindeutig
zu erforschen, so wird man nicht gleich auf festgelegt ist. Wir bilden das Stahlgerüst
vollen Erfolg rechnen dürfen. Was wir eines Personenwagens, das jeder Form-
heute können, das ist die Untersuchung ein- gebung zugrunde liegen muß, ab und ver-
zelner Fälle, und dazu bietet eine Frage wie gleichen es mit den Bildern der ausgef ühr-
die in unserem ersten Novemberheft behau- ten Wagen. Und da wird man bei jeder
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FÜR MAROKKO. ABTEIL II. KLASSE
Sitzbezug: Rattan-Geflecht,
Decke: Stoffbespannung
Waggonbau Christoph & Unmack A.G.,
Niesky O.-L.
Ohne Anklang an maurische Stiielemente
man doch über die ästhetische Seite des delte („Zur Ästhetik des Eisenbahnwagens")
Problems noch herzlich wenig. Vielleicht ist eine gute Gelegenheit.
gerade dies ein Beweis dafür, daß diese neue Es ist der einzige heute allgemein aner-
Formenwelt in der Tat aus der Tiefe des kannte Grundsatz der technischen Ästhetik,
Unbewußten kommt. Wäre sie nur das „daß nur durch Verfolgung des angestreb-
Werk menschlichen Verstandes, so würde ten Zweckes eine formenschöne Gestaltung
dieser es sich nicht nehmen lassen, von zu erzielen sei" (Kurt Ewald). Was nun
Anfang an auch die Regeln für die Gestal- etwa im Falle des zur Personenbeförderung
tung aufzustellen. In Wirklichkeit aber lief dienenden Eisenbahnwagens als „Zweck" zu
die Entwicklung so, daß schon eine Fülle gelten hat, braucht man nicht näher ausein-
von neuen Gestaltungen vorhanden war, ehe anderzusetzen. Selbstverständlich ist ein
der Mensch sich dessen überhaupt bewußt Wagen um so besser, je vollkommener er
wurde. Wenn nun allmählich versucht wer- diesem Zwecke dient. Die Frage ist nur die,
den soll, die Gesetze dieser neuen Schönheit ob damit auch schon die Form eindeutig
zu erforschen, so wird man nicht gleich auf festgelegt ist. Wir bilden das Stahlgerüst
vollen Erfolg rechnen dürfen. Was wir eines Personenwagens, das jeder Form-
heute können, das ist die Untersuchung ein- gebung zugrunde liegen muß, ab und ver-
zelner Fälle, und dazu bietet eine Frage wie gleichen es mit den Bildern der ausgef ühr-
die in unserem ersten Novemberheft behau- ten Wagen. Und da wird man bei jeder
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