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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Riezler, Walter: "Zweck" und "Technische Schönheit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0400

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eine Zeit, in der man glaubte, die äußere
Form rein technisch, das heißt, im Sinne
der vollkommensten Überwindung des Luft-
widerstandes, festlegen zu müssen. Bei
Rennwagen mag dieser Gesichtspunkt heute
noch einigermaßen gelten; im übrigen aber
sind die „Stromlinien"- oder „Tropfen"-
Formen längst wieder verschwunden, offen-
bar weil man eingesehen hat, daß der da-
durch erzielte Vorteil zu geringfügig ist.
Heute ist die Form des Personenwagens, ab-
gesehen von den rein praktischen Erforder-
nissen des bequemen Gebrauchs, allein
durch ästhetische Rücksichten bestimmt.
Das Auto ist also bereits ein richtiges

,,Formproblem" geworden, ohne daß es
doch möglich wäre, den Gesetzen dieser
Formung irgendwie mit Hilfe der üblichen
ästhetischen Begriffe beizukommen. Davon
braucht man gar nicht zu reden, daß jede
Art von Schmuckform dabei nicht nur über-
flüssig, sondern sinnlos ist: die beiden orna-
mentierten amerikanischen Wagen, die auf
der Ausstellung zu sehen sind, der eine im
Louis-Seize-Stil, der andere mit „moder-
nen" Ornamenten, sind eine groteske
Lächerlichkeit. Aber auch keine andere
Form, ob es nun die Krümmung einer
Fläche oder einer Linie, oder das Verhält-
nis der Teile zueinander ist, hat mit irgend-

GANG IN EINEM MITROPA-
SCHLAFWAGEN

Ausführung: Linke-Hofmann-Werke
Aktiengesellschaft

Entwurf: Karl Bertsch. Die Stoffe und
Teppiche nach Entwurf L. Bertsch-
Kampferseck lieferte die Deutsche
Werkstätten Textii-Gesellschaft m. b. H.,
Dresden

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