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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Riezler, Walter: "Zweck" und "Technische Schönheit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0401

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AUFGESCHLAGENES BETT IN
EINEM SCHLAFWAGENABTEIL
DER MITROPA
fll nach Entwurf von Karl Bertsch

einer früheren Form etwas zu tun. Die
Form ist in der Tat vollkommen aus der Be-
stimmung des Wagens entwickelt, — aber
sie ist eben nicht durch die Bestimmung
eindeutig festgelegt, ist nicht eine wirkliche
„Zweckform", sondern sie ist die sichtbare
Verwirklichung der technischen Lebendig-
keit des Autos und wirkt um so vollkomme-
ner, je eindringlicher die Verwirklichung
ist. Und da das Wesen des Autos die
schnellste Bewegung ist, so kann auch seine
Form keine in sicli ruhende sein, sondern sie
muß sich irgendwie auf diese Bewegung be-
ziehen. In dieser Beziehung liegt der innere
Sinn dieser Form, die deshalb auch für
einen Menschen früherer Zeilen völlig un-
verständlich wäre, weil er diese schnellste
Bewegung, noch dazu ohne äußerlich sicht-
baren Antrieb, nicht kennt. Es ist erstaun-
lich, bis zu welcher Vollkommenheit und

Eindrucksstärke einzelne dieser Wagentypen
schon entwickelt sind, aber die Vollkom-
menheit hängt nicht elwa von der Baf f iniert-
heit und der Durchbildung des einzelnen ab,
sondern ganz allein davon, wie stark der Ein-
druck der Bewegung verwirklicht ist. Das
Wichtigste scheint uns hierbei zu sein, daß
die Bewegungslinie den ganzen Wagen ent-
lang ungebrochen, sei es in einer einfachen
Geraden, die sich besser nach hinten etwas
senkt, oder aber in einer harmonisch durch-
geführten Kurvung — wie sehr schön bei
einigen der ausgestellten Roadster-Modelle
— in Erscheinung tritt. Es ist das Gesetz
der funktionellen Form im reinsten Wort-
sinn, das hier bis in alle Einzelheiten
herrscht.

Diesem gleichen Geselz der „funktionel-
len Form" unterliegt nun auch der Eisen-
bahnwagen. Auch seine Form wirkt nur

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