Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0402
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Riezler, Walter: "Zweck" und "Technische Schönheit"
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„befriedigend", wenn sie die Tatsache der
Bewegung berücksichtigt, nicht wenn sie an
sich, im Sinne eines ruhenden Gehäuses, mit
Sorgfalt und Gefühl für Proportionen
durchgebildet ist. Nur deshalb und nicht
etwa wegen der leichteren Reinigungsmög-
lichkeit ist es wichtig, die Flächen möglichst
glatt zu halten und möglichst wenig zu glie-
dern. \or allem jede Vertikalgliederung
stört den Eindruck der Bewegung, — wie
sich aus dem Vergleich des Äußeren des
englischen Speisewagens mit dem des neuen
,,Rheingold"-Wagens deutlich ergibt. Und
die runden Fensterabschlüsse des chile-
nischen Salonwagens sind nicht deshalb un-
günstig, weil sie technisch umständlicher
herzustellen sind, sondern nur, weil sie die
einheitliche Horizontale stören, weil durch
sie jedes Fenster als ein in sich ruhender
Teil, wie das Bogenfenster eines Hauses,
erscheint. Deshalb ist es auch so günstig,
wenn man die Fenster breiter als hoch ge-
stalten kann, was ja auch für das Innere
seine Vorteile hat, weil es eine breitere
Blickfläche bietet.
Nun ist das Problem der Außengestaltung
eines Autos oder Eisenbahnwagens — so
wie wir es eben nur in den größten Zügen
anzudeuten versuchten — zweifellos inso-
fern nicht als rein „technisches" Form-
problem anzusehen, als es sich hier nicht
um rein technische Produkte handelt, son-
dern um Fahrzeuge, die in gewisser Hin-
sicht auch der Behaglichkeit des Menschen
dienen, die also auch darauf angewiesen
sind, zu „gefallen". Damit ist eben die Ge-
fahr gegeben, daß man bei ihrer Gestaltung
„geschmäcklerische" Bücksichten nimmt.
Beim Eisenbahnwagen kann man diese
Rücksichtnahme da und dort beobachten,
Bewegung berücksichtigt, nicht wenn sie an
sich, im Sinne eines ruhenden Gehäuses, mit
Sorgfalt und Gefühl für Proportionen
durchgebildet ist. Nur deshalb und nicht
etwa wegen der leichteren Reinigungsmög-
lichkeit ist es wichtig, die Flächen möglichst
glatt zu halten und möglichst wenig zu glie-
dern. \or allem jede Vertikalgliederung
stört den Eindruck der Bewegung, — wie
sich aus dem Vergleich des Äußeren des
englischen Speisewagens mit dem des neuen
,,Rheingold"-Wagens deutlich ergibt. Und
die runden Fensterabschlüsse des chile-
nischen Salonwagens sind nicht deshalb un-
günstig, weil sie technisch umständlicher
herzustellen sind, sondern nur, weil sie die
einheitliche Horizontale stören, weil durch
sie jedes Fenster als ein in sich ruhender
Teil, wie das Bogenfenster eines Hauses,
erscheint. Deshalb ist es auch so günstig,
wenn man die Fenster breiter als hoch ge-
stalten kann, was ja auch für das Innere
seine Vorteile hat, weil es eine breitere
Blickfläche bietet.
Nun ist das Problem der Außengestaltung
eines Autos oder Eisenbahnwagens — so
wie wir es eben nur in den größten Zügen
anzudeuten versuchten — zweifellos inso-
fern nicht als rein „technisches" Form-
problem anzusehen, als es sich hier nicht
um rein technische Produkte handelt, son-
dern um Fahrzeuge, die in gewisser Hin-
sicht auch der Behaglichkeit des Menschen
dienen, die also auch darauf angewiesen
sind, zu „gefallen". Damit ist eben die Ge-
fahr gegeben, daß man bei ihrer Gestaltung
„geschmäcklerische" Bücksichten nimmt.
Beim Eisenbahnwagen kann man diese
Rücksichtnahme da und dort beobachten,