Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0405
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Riezler, Walter: "Zweck" und "Technische Schönheit"
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keit der Entwicklung ist erstaunlich, die
Fülle immer neuer großartiger Gestaltun-
gen reißt zur Bewunderung hin, und daß die
Formung immer noch fast unbewußt vor
sich geht, jedenfalls allein dem Formgefühl
überlassen bleibt, nicht etwa von Formge-
setzen geleilet wird, ist nur die Gewähr für
die Naturnotwendigkeit der neuen Formun-
gen. Und der Sinn für die neue Schönheit,
der heute schon in weiteren Kreisen ver-
breitet, vor allem für die heranwachsende
Generation schon fast selbstverständlich ge-
worden ist, die Feinheil des Gefühls für die
kleinsten Unterschiede mag uns beweisen,
daß es ein Problem ist, das alle angeht, des-
sen Lösung also für die Entwicklung der
menschlichen Kultur entscheidend ist. Es
ist schon so: es ist ein neues Reich, das
emporkommt, und man verkennt es. wenn
man glaubt, daß in diesem Reich nur mehr
„Zwecke" herrschen werden. Diese Zwecke
werden später einmal ihrerseits wieder von
einem neuen Lebensgefühl beherrscht wer-
den, — von dessen Wesen wir freilich bis
heute noch kaum ahnen, an dessen Herauf-
kunft aber die Stärksten glauben.
Von der rasch erwachsenden Literatur über die
oben bebandelten Fragen seien einige Bücher hier
genannt. Ernst Kropps „Wandlung der Form im
XX. Jahrhundert" ist unseren Lesern bekannt.
Fritz Kollmanns „Schönheit der Technik" bringt
eine Fülle von Einzeluntersuchungen, die auch für
unsere Ausführungen wertvoll waren. Eine philo-
sophische Grundlage sucht Friedrich Dessauer in
seiner „Philosophie der Technik", und Rudolf
Schwarz in seiner „Wegweisung der Technik" zu
geben. Über einige dieser Bücher muß noch aus-
führlicher berichtet werden. W. Riezler
395
Fülle immer neuer großartiger Gestaltun-
gen reißt zur Bewunderung hin, und daß die
Formung immer noch fast unbewußt vor
sich geht, jedenfalls allein dem Formgefühl
überlassen bleibt, nicht etwa von Formge-
setzen geleilet wird, ist nur die Gewähr für
die Naturnotwendigkeit der neuen Formun-
gen. Und der Sinn für die neue Schönheit,
der heute schon in weiteren Kreisen ver-
breitet, vor allem für die heranwachsende
Generation schon fast selbstverständlich ge-
worden ist, die Feinheil des Gefühls für die
kleinsten Unterschiede mag uns beweisen,
daß es ein Problem ist, das alle angeht, des-
sen Lösung also für die Entwicklung der
menschlichen Kultur entscheidend ist. Es
ist schon so: es ist ein neues Reich, das
emporkommt, und man verkennt es. wenn
man glaubt, daß in diesem Reich nur mehr
„Zwecke" herrschen werden. Diese Zwecke
werden später einmal ihrerseits wieder von
einem neuen Lebensgefühl beherrscht wer-
den, — von dessen Wesen wir freilich bis
heute noch kaum ahnen, an dessen Herauf-
kunft aber die Stärksten glauben.
Von der rasch erwachsenden Literatur über die
oben bebandelten Fragen seien einige Bücher hier
genannt. Ernst Kropps „Wandlung der Form im
XX. Jahrhundert" ist unseren Lesern bekannt.
Fritz Kollmanns „Schönheit der Technik" bringt
eine Fülle von Einzeluntersuchungen, die auch für
unsere Ausführungen wertvoll waren. Eine philo-
sophische Grundlage sucht Friedrich Dessauer in
seiner „Philosophie der Technik", und Rudolf
Schwarz in seiner „Wegweisung der Technik" zu
geben. Über einige dieser Bücher muß noch aus-
führlicher berichtet werden. W. Riezler
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