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Die Gartenkunst — 11.1909

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Winterfeld, Hans von: Etwas über Vogelschutz, [1]
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Singer, Wolfgang: Die Ausbildung des Gartenkünstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0012

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DIE GARTENKUNST.

XI, 1

tisches herunterreichend, die das Futter vor der Witte-
rung schützen und gleichzeitig dem Licht freien Zutritt
gewähren. Witterungsschutz bei genügender Licht-
zufuhr ist der Kernpunkt dieser Veranstaltung. Scheid
verkauft solch Futterhaus für 35 Mk., doch kann man
es nach Hiesemanns Angaben auch sehr gut selbst
herstellen. Im Futterhause können sämtliche Futter-
stoffe gereicht werden, sowohl Körner, vornehmlich
Hanf, (Rübsamen nehmen freilebende Vögel überhaupt
nicht an), als auch Fett, Talg, Fleischreste, oder die
oben beschriebenen Futtersteine in Stücken. Beim
Aufstellen umkleidet man 3 Eckpfosten mit Fichten,
bringt auch einige Zweige unter dem Dach an, wo-
durch die Vögel schneller die Scheu vor dem fremden
Gegenstände verlieren. Als Futterstellcn kann man auch
bedachte Gartenlauben, Veranden, Schuppen, Ställe etc.
zweckmässig verwenden, wenn man unbedingten Schutz
des Futters vor der Witterung mit ausreichender Licht-
zufuhr ermöglicht.
Die Futterglocke hat etwas Ähnlichkeit mit einer
elektrischen Bogenlampe. Sie besteht aus einer um-
gedrehten Glasflasche, die mit Hanf gefüllt ist und
ihren Inhalt nur in derselben Menge auf die darunter
angebrachte Futterschale abgibt, als von deren Inhalt
entnommen ist. Diese Futterschale ist durch eine Metall-
glocke geschützt. Der Apparat wird mit dem nötigen
Abstande an Baumstämmen etc. aufgehängt und auch
unterhalb arretiert, um ihn vor zu starkem Schwanken
zu bewahren.
In neuester Zeit bringen Scheid und andere sowohl
für das hessische Futterhaus, als auch für die Glocke
Ersatzeinrichtungen in den Handel, die sich nach den
bisherigen Proben in Seebach gleichfalls zu bewähren
scheinen.
Die Fütterung durch Kadaver nach Professor Dr.
Rörig ist sehr einfach uud zweckentsprechend. Man
balgt einen erlegten Fuchs, Katze oder anderes Tier
ab, schneidet es auf und hängt es an eine geschützte
Stelle. Im Laufe des Winters wird es bis auf das
Skelett abgefressen. In Seebach wendet man diese
Methode jedoch nicht mehr an, um die Meisen, welche
an sich schon Fleisch sehr lieben, nicht noch mehr an
diese Nahrung zu gewöhnen.
Für die Winterfütterung hat Freiherr v. Berlepsch
folgende 3 Forderungen aufgestellt. „Eine solche muß:
1. von allen, oder doch von den Vögeln, für welche
sie bestimmt ist, leicht angenommen werden, 2. unter
allen Witterungsverhältnissen funktionieren, also das
Futter muß den Vögeln stets und besonders bei schroffem
Witterungswechsel, wie Wirbelschnee, Wind, Regen,
Glatteis unbedingt, und zwar in bester Beschaffenheit
zugänglich bleiben und 3. relativ billig sein, d. h. die
für das Futter verwendeten Kosten müssen auch voll
dem Zwecke dienen. Das Futter darf also nicht ver-
loren gehen oder verderben, sondern muß bis zum
letzten Rest ausschließlich den Vögeln zugute kommen“.
Werden diese Forderungen erfüllt, so ist die äußere

Form unerheblich und kann aus Schönheitsrücksichten
Änderungen erfahren.
Wichtiger noch als die Winterfütterung ist die
Schaffung von Nistgelegenheiten, welche besonders der
Kultur zum Opfer gefallen sind. Vor allem sind es
die Höhlenbrüter, darunter unsere nützlichsten, nied-
lichsten Vögel und besten Sänger, die Not leiden
Staarkasten hat man ja schon früher gezimmert, es
werden diese in vielen Gegenden auch angenommen
und in jedem Vorfrühling berichten uns unsere Kinder
jubelnd, wenn die geliebten Musikanten ihre primitive
Wohnung wieder bezogen haben. Aber lange nicht
alle Stare lassen sich so bequem einquartieren, Spechte,
Meisen und die anderen gewünschten Vogelarten tun
es noch schwieriger. Sie verlangen eine genau der
Natur nachgeahmte, in einen Stammabschnitt gebohrte
Nisthöhle, und erst Freiherrn von Berlepsch ist es ge-
lungen, durch peinlich genaue Nachahmung der Specht-
höhlen, Wohnungen zu schaffen, die allen Vögeln ge-
nehm sind. (Schluß folgt.)

Die Ausbildung des Gartenkünstlers.
Von W. Singer, Bad Kissingen.
Wohl bin ich mir bewußt, daß diese hochwichtige
Frage, die unsere besten Geister Jahrzehnte lang ernst-
lich beschäftigt, gedeihlicher durch Rede und Gegen-
rede in unseren Gruppen- und Flauptversammlungen
als durch Zeitungs-Polemik gefördert wird: nachdem
aber die Vertreter der beiden anderen Richtungen,
Kunstgewerbeschule und Gartenkunsthochschule, in
unserer Zeitschrift zu Worte gekommen sind, muß
auch ich als langjähriger Vorkämpfer für die Ausbil-
dung des Gartenkünstlers auf der technischen FI och-
se hule hier den Versuch machen, dem meines Er-
achtens gründlich verfahrenen Karren helfend in die
Speichen zu greifen. — Die Potsdamer Hauptversamm-
lung der D. G. f. G. hat den Kommissionsantrag zugunsten
der Kunstgewerbeschulen mit 59 gegen 22 Stimmen
zum Beschluß erhoben und damit wenigstens nach außen
hin die (ich glaube irrige) Meinung erweckt, als habe sich
die überwiegende Mehrheit auf einmal von den früheren
hochfliegenden Plänen ganz abgekehrt; vergeblich hatte
ich mich für die Ausbildung auf der technischen Hoch-
schule ins Zeug gelegt und zur Hintanhaltung eines
übereilten Beschlusses die Vorberatung in den Gruppen
beantragt, vergeblich! Betrübt sah ich Freunde, die
früher die Maturität verlangt, krebsend für die Kunst-
gewerbeschulen stimmen und, seltsam, die Kommission
fand viele Parteigänger gerade in den Reihen jener
unserer Mitglieder, die zugleich auch dem Verein
deutscher Gartenkünstler angehören, der doch die Gar-
tenkunsthochschule anstrebt!
Keineswegs will ich die hervorragenden Verdienste
einzelner Kunstgewerbeschulen verkennen, obgleich
 
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