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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0171

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XI, 10

DIE GARTENKUNST.

167


Aus dem Hydepark: Terrasse mit Wasserbecken.

Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
nach England.
Von R. Hoemann, Düsseldorf.
Mit Abbildungen nach Aufnahmen von Heicke, Frankfurt a. M.

I.
Von Bremerhaven brachte uns der stolze Lloyd-
dampfer „Kronprinzessin Cäcilie“ in schneller Fahrt
bei herrlichstem Wetter nach Southampton. Über
80 Teilnehmer, meist Mitglieder der Gesellschaft, aber
auch eine Anzahl Gäste beteiligten sich an dieser
Studienreise und harrten der Gartenwunder, die das
grüne, gartenfreudige, vielgepriesene Inselland nun ent-
hüllen sollte. In Southampton nahm uns der bereit
stehende Zug auf, um uns nach London zu führen. Im
Tale der Itchen fuhren wir aufwärts durch die charak-
teristische, baumbestandene Wiesenlandschaft. Schon
auf dieser Fahrt sollte unsere gärtnerische Neugier
nicht unbefriedigt bleiben. An großen, ausgedehnten
Parkanlagen sauste der Zug vorbei. Violett leuchteten
aus dem dunklen Laubgrün die hellen Blüten der
Rhododendron, welche in solchen Mengen angepflanzt
und derart verwildert waren, daß sie das natürliche
Unterholz des Waldes zu sein schienen. Keiner der
englandfremden Teilnehmer hatte solche Massen dieser
schönen Pflanzenart jemals gesehen. Vorbei ging’s an
dem großen Militärlager von Aldershot, vorbei an
Brokwood, wo die „Woking Nekropolis“, ein ungeheuer
großer (800 ha) Friedhof, Londons Toten die letzte
Ruhstatt bietet. Auch hier schien das Rhododendron
den vornehmlichsten Pflanzenschmuck abzugeben. Vor-
bei ging’s dann am Raynes-Park, vorbei am Wimbledon-
Common, wo die großen Golfspielplätze der Londoner

sich befinden. Wie wir uns rasch der Riesenstadt
näherten, fiel ein dichter graugelber Nebel ein und
wir fuhren dann auf einem Viadukt über den gleich-
gestalteten, gleichgefärbten Dächern der Vorstadt mit
den vielen, schier unzähligen Schornsteinen hin zum
Waterloo-Bahnhof. Bereitstehende Wagen brachten
uns rasch zum Hotel. Nicht lange gönnten wir uns
Rast zur Erfrischung, bald schon waren wir auf dem
Wege zu Londons Gärten und unser erstes Ziel war
der große Hydepark.
Von den Eindrücken der Stadt als solcher, wie
sie sich während unseres mehrwöchentlichen Aufent-
halts boten, von dem Hasten und Treiben des Ver-
kehrs inmitten des schier endlosen Häusermeers, von
diesem und vielem anderen, was wohl interessant und
sehenswert war, will und kann ich hier nicht erzählen,
das ginge über den Rahmen unserer Zeitschrift hinaus.
Ich will nur erzählen von Gärten und Pflanzen und
Blumen und von den Menschen, die in diesen Gärten
leben, die diese Pflanzen und Blumen hegen und pflegen
mit einem Verständnis und oft mit einer Innigkeit, die
wir bei uns leider viel zu selten finden.
Auch hierbei muß ich Maß halten. Auch mag
ich manches Wichtige übersehen oder unrichtig auf-
gefaßt haben, ich rechne daher auf die Ergänzung
beziehungsweise Richtigstellung seitens anderer Fahrt-
teilnehmer. Kollege Heicke unterzog sich der großen
Mühe, auf allen Wegen seine Camera mitzuführen, um
 
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