150
DIE GARTENKUNST.
XI, 8
tungsvoll sind die Ausführungen John W. Rüssels über
„New Yorks Improved Tenements“, die schon im Juliheft
begannen.
Die Oktober-Nummer ist ebenfalls in erster Linie der
Baukunst und der Innenausstattung von Wohnungen gewidmet.
Aus dem Novemberheft ist hervorzuheben der Artikel von
Day Allen Willey „The Country Seat of Ferderick Pabst".
Die etwas sehr phantastische Plauderei von Helen Churchill
Candee über „Winter Trees“ zeigt hübsche Zypressen und
Pinienmotive aus Italien.
Das Januarheft 1909 wird eröffnet mit einem Aufsatz von
Ch. F. Holder „The Gardens of the Missions“. Er schildert
die Gärten der Missionen in Californien (San Luis Obispo, Santa
Barbara usw.). Wer italienische Klostergärten kennt, findet
viel Anklänge daran in den Bildern. Unsere Blumenbinder
sollten die Betrachtungen von William S. Rice lesen: Out
flowers and their receptacles. Artisticolly Considered. Wunder-
volle Abbildungen von einfachen Arrangements, die vorteilhaft
gegen unsere gekünstelten Bindekunstwerke abstechen.
Im Februarheft schildert- Mary H. Northend einen
reizenden „Home Garden", wo in verschwenderischer Fülle
Rosen und Stauden blühen. Ein alter formaler Garten mit
Buchshecken ist „The Martha Washington Garden“, der mit
Washingtons Namen eng verknüpft ist. Über das historische
Juwel plaudert John W. Hall. Im gleichen Hefte setzt Th.
W. Humphreys seine Betrachtungen über „Japanese Gar-
dens in Amerika“ fort und ich kann nur wiederholen, was ich
gelegentlich des ersten Artikels sagte, daß die Gärten so wenig
japanisch anmuten, wie wahrscheinlich die Autorin. Dies reiche
Februarheft enthielt ferner noch Artikel über „The Garden of
Annuals“ und „A Home Hautbery“, die beide gute Bilder
bringen.
Auch das Märzheft beginnt sehr interessant mit: A North
House Garden“ von Mary H. Northend und zeigt instruk-
tive Photos aus einem blütenreichen architektonischen Garten.
Man übersehe auch die Staudenrabatten in „Wild plants in
perennial garden“ nicht. C. K S.
Verschiedene Mitteilungen.
Ausstellung Wiesbaden 1909. Für die Sondergärten, Garten-
anlagen und sonstigen gärtnerischen Ausschmückungen und
Bepflanzungen sind folgende Preise zuerkannt: 1. der Firma
Friedrich Hirsch-Wiesbaden für den Entwurf und die Aus-
führung eines Rosen- und Blumengartens den höchsten Ehren-
preis; für den Kulturzustand der Bepflanzung beider Sonder-
gärten die goldene Medaille; 2. a) Kurt Hoppe-Wiesbaden
für die Schmuckplatzanlage vor der Kunsthalle den zweit-
höchsten Ehrenpreis; b) der Firma A. Weber.& Co. für die
Bepflanzung dieser Schmuckplatzanlage die silberne Medaille
und einen Geldpreis; 3. der Firma Friedrich Hirsch für einen
2. Sondergarten (verschiedene Gartenmotive) unter besonderer
Berücksichtigung des Trockenmauermotives einschließlich der
Bepflanzung, die goldene Medaille und ein Geldpreis; 4. der
Firma Wilhelm Vopel für die Gartenanlage am Binger Mäuse-
turm einschließlich Bepflanzung, die silberne Medaille und
ein Geldpreis; 5. der Firma Lothar Schenck-Wiesbaden für
die Schmuckplatzanlage links der Fontäne, die bronzene
Medaille; 6. Peter Göttel jr. für den Spalierobstgarten, ein
Geldpreis. Für die zur Ausstellung gelangten Pläne und Modelle
hat das Preisgericht folgende Preise zuerkannt: i. der Firma
Cofimann Naehf., Inh.: Wirtz & Eicke-Frankfurt-Rödelheim die
goldene Medaille; 2. der Firma Friedrich Hirsch-Wiesbaden
die silberne Medaille; 3. der Firma Heinrich Berg-Frankfurt
die bronzene Medaille. Die städtische Gartenverwaltung Wies-
baden hatte außer Konkurrenz ausgestellt.
Obergärtnerprüfung in Dresden-Laubegast. Am 11. Juni
fand an der Gärtner-Lehranstalt zu Dresden-Laubegast die
mündliche Obergärtner Prüfung unter Leitung des Königl.
Kommissars statt. Als solcher ist vom Kgl. sächs. Ministerium
Herr Geheimrat Prof. Dr. Drude besteht. 7 Kandidaten hatten
sich der Prüfung unterzogen und sämtlich als Hauptfach
„Gartenkunst“, einer außerdem als 2. Hauptfach „botanische
und Versuchsgärtnerei“ gewählt.
Für die schriftlichen Arbeiten und Entwürfe war eine
Frist von 5 Monaten gewährt worden. Geprüft wurden folgende
Herren: Johannes Hartmann, z. Z. Obergärtner am Kgl. botan.
Garten zu Dresden, Leo Heerwagen, z. Z. (Obergärtner bei
der städt. Garten Verwaltung in Charlottenburg, Willi Kowalsky,
z. Z. Techniker bei der städt. Garten-Verwaltung in Berlin,
Walter Mehlhorn, z. Z. Techniker in Schweinsburg a. Pleisse,
Hugo Laubmann, z. Z. Techniker in Leipzig-Lindenau, William
Ochme, z. Z. Techniker in Leipzig-Lindenau, Rudolf Tänzer,
z. Z. Leiter einer Anlage in Schackenhof, Westpr.
Allen 7 Kandidaten wurde das Diplom als „geprüfter
Obergärtner“ zugestanden, dreien sogar mit dem Prädikat
„sehr gut“.
Bei dem mündlichen Examen prüfte in den allgemeinen
Gartenbaufächern: Dir. Tamms, in Gartenkunst: Gartenbau-
direktor Bertram, in botan. und Versuchsgärtnerei: Professor
Dr. Naumann.
Die Zeichnungen und Entwürfe, die zum Teil ganz vor-
züglich und durchweg künstlerisch ausgeführt waren, waren
für Interessenten einige Tage ausgestellt und haben allseitig
hohe Anerkennung gefunden.
Weltausstellung in Brüssel 1910. Auf der Weltausstellung
in Brüssel 1910 sollen sämtliche Zweige des deutschen Garten-
baues zu einer einheitlichen Gartenanlage vor der Deutschen
Abteilung vereint werden. Mit der Leitung ist der Garten-
Architekt Fr. Brahe, Mannheim, betraut worden, von welchem
darauf bezügliche Anfragen erledigt werden.
Heimatschutz. Die Stadtgemeinde Godesberg beabsichtigt
die 2 km lange Rheinpromenade von Plittersdorf bis Rüngsdorf
gärtnerisch auszugestalten und hat zu diesem Zwecke bereits
einen engeren Wettbewerb unter drei in hiesiger Gegend an-
sässigen Firmen ausgeschrieben. In den Bedingungen, die dem
Ausschreiben zugrunde liegen, heißt es wörtlich: „Die Aus-
schmückung des Rheinwerftes soll in ihren Grundzügen im
italienischen Renaissancestil ausgeführt werden und hat sich
die gärtnerische Anlage dem anzupassen. Eine Unmenge von
Architekturen und Bildwerken aus jener Glanzperiode sollen
zur Aufstellung gelangen.
Man frage sich ernstlich: wohin führt das? Was ist denn
noch deutsch am Rhein? Beinahe jede größere Ortschaft
läßt ihr Rheinufer durch eine endlose Reihe geschmackloser
Hotelfassaden verunstalten, und jedes dieser trostlosen After-
gebilde bat ein gut Stück jener alten traulichen Rheinpoesie
auf dem Gewissen, die unsere großen Dichter einstmals zu
beredtem Ausdruck begeisterten. Und fast täglich mordet
diese gewissenlose Spekulation weiter. Sollen wir, einer klein-
lichen Spielerei zuliebe, blutenden Herzens auch das herrliche
Godesberger Rheingelände opfern?
Meiner Schätzung nach handelt es sich um ein Objekt
von ca. 50 — 60000 Mk. Ein Drittel dieser Summe würden die
vorgesehenen Skulpturen verschlingen. Hätte man mit diesem
Gelde ein öffentliches Preisausschreiben veranstaltet, die Beur-
teilung der Entwürfe namhaften Künstlern anheimgegeben,
dann wäre auch feste Gewähr für ein Gelingen im Sinne ehr-
licher Zweckkunst geboten gewesen. Der eigene Reiz der
Aufgabe hätte ohne Zweifel rege Beteiligung gesichert.
Oder hofft man, die hohen Kosten für die doch minder-
wertigen Kopien aus mildtätigen Gaben der Anlieger zu decken?
Möchten sie sich alle eines Besseren besinnen und hartnäckig
ihre Taschen verschließen. Wir alle werden ihnen von Herzen
Dank wissen. V. Ziegler.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
DIE GARTENKUNST.
XI, 8
tungsvoll sind die Ausführungen John W. Rüssels über
„New Yorks Improved Tenements“, die schon im Juliheft
begannen.
Die Oktober-Nummer ist ebenfalls in erster Linie der
Baukunst und der Innenausstattung von Wohnungen gewidmet.
Aus dem Novemberheft ist hervorzuheben der Artikel von
Day Allen Willey „The Country Seat of Ferderick Pabst".
Die etwas sehr phantastische Plauderei von Helen Churchill
Candee über „Winter Trees“ zeigt hübsche Zypressen und
Pinienmotive aus Italien.
Das Januarheft 1909 wird eröffnet mit einem Aufsatz von
Ch. F. Holder „The Gardens of the Missions“. Er schildert
die Gärten der Missionen in Californien (San Luis Obispo, Santa
Barbara usw.). Wer italienische Klostergärten kennt, findet
viel Anklänge daran in den Bildern. Unsere Blumenbinder
sollten die Betrachtungen von William S. Rice lesen: Out
flowers and their receptacles. Artisticolly Considered. Wunder-
volle Abbildungen von einfachen Arrangements, die vorteilhaft
gegen unsere gekünstelten Bindekunstwerke abstechen.
Im Februarheft schildert- Mary H. Northend einen
reizenden „Home Garden", wo in verschwenderischer Fülle
Rosen und Stauden blühen. Ein alter formaler Garten mit
Buchshecken ist „The Martha Washington Garden“, der mit
Washingtons Namen eng verknüpft ist. Über das historische
Juwel plaudert John W. Hall. Im gleichen Hefte setzt Th.
W. Humphreys seine Betrachtungen über „Japanese Gar-
dens in Amerika“ fort und ich kann nur wiederholen, was ich
gelegentlich des ersten Artikels sagte, daß die Gärten so wenig
japanisch anmuten, wie wahrscheinlich die Autorin. Dies reiche
Februarheft enthielt ferner noch Artikel über „The Garden of
Annuals“ und „A Home Hautbery“, die beide gute Bilder
bringen.
Auch das Märzheft beginnt sehr interessant mit: A North
House Garden“ von Mary H. Northend und zeigt instruk-
tive Photos aus einem blütenreichen architektonischen Garten.
Man übersehe auch die Staudenrabatten in „Wild plants in
perennial garden“ nicht. C. K S.
Verschiedene Mitteilungen.
Ausstellung Wiesbaden 1909. Für die Sondergärten, Garten-
anlagen und sonstigen gärtnerischen Ausschmückungen und
Bepflanzungen sind folgende Preise zuerkannt: 1. der Firma
Friedrich Hirsch-Wiesbaden für den Entwurf und die Aus-
führung eines Rosen- und Blumengartens den höchsten Ehren-
preis; für den Kulturzustand der Bepflanzung beider Sonder-
gärten die goldene Medaille; 2. a) Kurt Hoppe-Wiesbaden
für die Schmuckplatzanlage vor der Kunsthalle den zweit-
höchsten Ehrenpreis; b) der Firma A. Weber.& Co. für die
Bepflanzung dieser Schmuckplatzanlage die silberne Medaille
und einen Geldpreis; 3. der Firma Friedrich Hirsch für einen
2. Sondergarten (verschiedene Gartenmotive) unter besonderer
Berücksichtigung des Trockenmauermotives einschließlich der
Bepflanzung, die goldene Medaille und ein Geldpreis; 4. der
Firma Wilhelm Vopel für die Gartenanlage am Binger Mäuse-
turm einschließlich Bepflanzung, die silberne Medaille und
ein Geldpreis; 5. der Firma Lothar Schenck-Wiesbaden für
die Schmuckplatzanlage links der Fontäne, die bronzene
Medaille; 6. Peter Göttel jr. für den Spalierobstgarten, ein
Geldpreis. Für die zur Ausstellung gelangten Pläne und Modelle
hat das Preisgericht folgende Preise zuerkannt: i. der Firma
Cofimann Naehf., Inh.: Wirtz & Eicke-Frankfurt-Rödelheim die
goldene Medaille; 2. der Firma Friedrich Hirsch-Wiesbaden
die silberne Medaille; 3. der Firma Heinrich Berg-Frankfurt
die bronzene Medaille. Die städtische Gartenverwaltung Wies-
baden hatte außer Konkurrenz ausgestellt.
Obergärtnerprüfung in Dresden-Laubegast. Am 11. Juni
fand an der Gärtner-Lehranstalt zu Dresden-Laubegast die
mündliche Obergärtner Prüfung unter Leitung des Königl.
Kommissars statt. Als solcher ist vom Kgl. sächs. Ministerium
Herr Geheimrat Prof. Dr. Drude besteht. 7 Kandidaten hatten
sich der Prüfung unterzogen und sämtlich als Hauptfach
„Gartenkunst“, einer außerdem als 2. Hauptfach „botanische
und Versuchsgärtnerei“ gewählt.
Für die schriftlichen Arbeiten und Entwürfe war eine
Frist von 5 Monaten gewährt worden. Geprüft wurden folgende
Herren: Johannes Hartmann, z. Z. Obergärtner am Kgl. botan.
Garten zu Dresden, Leo Heerwagen, z. Z. (Obergärtner bei
der städt. Garten Verwaltung in Charlottenburg, Willi Kowalsky,
z. Z. Techniker bei der städt. Garten-Verwaltung in Berlin,
Walter Mehlhorn, z. Z. Techniker in Schweinsburg a. Pleisse,
Hugo Laubmann, z. Z. Techniker in Leipzig-Lindenau, William
Ochme, z. Z. Techniker in Leipzig-Lindenau, Rudolf Tänzer,
z. Z. Leiter einer Anlage in Schackenhof, Westpr.
Allen 7 Kandidaten wurde das Diplom als „geprüfter
Obergärtner“ zugestanden, dreien sogar mit dem Prädikat
„sehr gut“.
Bei dem mündlichen Examen prüfte in den allgemeinen
Gartenbaufächern: Dir. Tamms, in Gartenkunst: Gartenbau-
direktor Bertram, in botan. und Versuchsgärtnerei: Professor
Dr. Naumann.
Die Zeichnungen und Entwürfe, die zum Teil ganz vor-
züglich und durchweg künstlerisch ausgeführt waren, waren
für Interessenten einige Tage ausgestellt und haben allseitig
hohe Anerkennung gefunden.
Weltausstellung in Brüssel 1910. Auf der Weltausstellung
in Brüssel 1910 sollen sämtliche Zweige des deutschen Garten-
baues zu einer einheitlichen Gartenanlage vor der Deutschen
Abteilung vereint werden. Mit der Leitung ist der Garten-
Architekt Fr. Brahe, Mannheim, betraut worden, von welchem
darauf bezügliche Anfragen erledigt werden.
Heimatschutz. Die Stadtgemeinde Godesberg beabsichtigt
die 2 km lange Rheinpromenade von Plittersdorf bis Rüngsdorf
gärtnerisch auszugestalten und hat zu diesem Zwecke bereits
einen engeren Wettbewerb unter drei in hiesiger Gegend an-
sässigen Firmen ausgeschrieben. In den Bedingungen, die dem
Ausschreiben zugrunde liegen, heißt es wörtlich: „Die Aus-
schmückung des Rheinwerftes soll in ihren Grundzügen im
italienischen Renaissancestil ausgeführt werden und hat sich
die gärtnerische Anlage dem anzupassen. Eine Unmenge von
Architekturen und Bildwerken aus jener Glanzperiode sollen
zur Aufstellung gelangen.
Man frage sich ernstlich: wohin führt das? Was ist denn
noch deutsch am Rhein? Beinahe jede größere Ortschaft
läßt ihr Rheinufer durch eine endlose Reihe geschmackloser
Hotelfassaden verunstalten, und jedes dieser trostlosen After-
gebilde bat ein gut Stück jener alten traulichen Rheinpoesie
auf dem Gewissen, die unsere großen Dichter einstmals zu
beredtem Ausdruck begeisterten. Und fast täglich mordet
diese gewissenlose Spekulation weiter. Sollen wir, einer klein-
lichen Spielerei zuliebe, blutenden Herzens auch das herrliche
Godesberger Rheingelände opfern?
Meiner Schätzung nach handelt es sich um ein Objekt
von ca. 50 — 60000 Mk. Ein Drittel dieser Summe würden die
vorgesehenen Skulpturen verschlingen. Hätte man mit diesem
Gelde ein öffentliches Preisausschreiben veranstaltet, die Beur-
teilung der Entwürfe namhaften Künstlern anheimgegeben,
dann wäre auch feste Gewähr für ein Gelingen im Sinne ehr-
licher Zweckkunst geboten gewesen. Der eigene Reiz der
Aufgabe hätte ohne Zweifel rege Beteiligung gesichert.
Oder hofft man, die hohen Kosten für die doch minder-
wertigen Kopien aus mildtätigen Gaben der Anlieger zu decken?
Möchten sie sich alle eines Besseren besinnen und hartnäckig
ihre Taschen verschließen. Wir alle werden ihnen von Herzen
Dank wissen. V. Ziegler.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.