Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 11.1909

DOI Artikel:
Schneider, Camillo: Fürst Pückler und unsere Zeit
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0025

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XI, 2

DIE GARTENKUNST.

21


Branitz. Der Tumulus, Begräbnisstätte des Fürsten Pückler.

Fürst Pückler und unsere Zeit.

Von Camillo Karl Schneider, Wien.

Als ich von der Schriftleitung der Gartenkunst auf-
gefordert wurde, zu einigen Aufnahmen aus Branitz
den Text zu schreiben, übernahm ich diese Aufgabe
insoweit mit Freude, als sie mir Gelegenheit bot, mich
wieder einmal mit Pücklers
Schaffen zu beschäftigen.
Da ich bisher nur Muskau
eingehend studiert hatte,
stattete ich zunächst Branitz
wenigstens einen Winter-
besuch ab und fand in den
ersten Tagen dieses Jahres
dort bei Herrn Gartendirek-
tor Bleyer eine sehr freund-
liche Aufnahme. Ich bin
diesem Herrn, der Pückler
in seinen letzten Lebens-
jahren nahe stand, auch für
viele Mitteilungen über die
Persönlichkeit des Fürsten
zu Dank verpflichtet.
Doch ich beabsichtige
heute ebensowenig zur Bio-
graphie Pücklers beizutragen,
wie eine eingehendere Schil-
derung des Parkes von Bra-
nitz zu geben. Pücklers
Leben und seine Persönlich-
keit sind schon früher in
der Gartenkunst einmal recht
hübsch behandelt worden.
Psychologisch war er ge-
wiß ein höchst interessanter
Mensch, und was man von

ihm auch alles erzählen mag, als Gartengestalter wird
er immer eine sympathische Erscheinung bleiben. Eine
kritische Würdigung seines künstlerischen Wertes steht
noch aus. Ich selbst habe in meinen Büchern Pückler
bisher immer als „Beispiel“
anderen „Gegenbeispielen“
gegenüber gestellt. Aber
ich habe ihm damit keinen
bedingungslosen Ruhmes-
kranz winden und in ihm
nicht den „Ersten“ sehen
wollen. Um ihn neben
einem Sckell, Repton und
wie die anderen großen
Gartengestalter heißen, recht
zu bewerten, müßte man
eine historische Geschichte
der ersten 100 Jahre der
landschaftlichen Gartenge-
staltung schreiben. Und das
kann ich vorläufig noch nicht
unternehmen.
Um andererseits eine
Anlage wie die in Branitz
recht zu schildern, hätte ich
selbst eine Serie von ein
paar Dutzend Aufnahmen
machen müssen. Mit wenigen
Bildern und knappenWorten
kann man solcher Schöpfung
nicht gerecht werden, und sie
nur flüchtig zu beleuchten,
das hieße doch wohl Eulen
nach Athen tragen.

Fürst Hermann Pückler-Muskau.
 
Annotationen