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Die Gartenkunst — 11.1909

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Heiler, Jakob: Das Verpflanzen von großen Bäumen
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Breuer, R.: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0093

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XI, 5

DIE GARTENKUNST.

89


*) Der Herr Verfasser hat mit seiner
Vermutung Recht. Der allgemeine Sprach-
gebrauch versteht allerdings unter Gartenbau
nicht eine Tätigkeit entsprechend dem Haus-
bau, sondern Anzucht von Pflanzen und
anderen Gärtnereiprodukten. Im gleichen Sinne
heißt es ja auch Obstbau, Getreidebau,
Ackerbau usw. Eine Gartenbau-Ausstellung
will also in erster Linie die Produkte des
Gartenbaues zur Schau stellen und die Kultur-
fortschritte auf diesem Gebiete zeigen. Kultur
heißt hier soviel wie Anbau, Anzucht. Aller-
dings sollen solche Gartenbau-Ausstellungen
eine künstlerische Anordnung aufweisen, es
soll die Gartenkunst die zur Schau zu stellen-
den Produkte des Gartenbaues und der
K uns tg är t n er ei zu einem künstlerischen
Gesamtbilde vereinigen. Auf räumlich und
zeitlich ausgedehnten Ausstellungen, wie sie
z. B. in Düsseldorf 1904, Darmstadt 1905, Mann-
heim 1907 stattgefunden haben, kann dies in
der Form kleinerer und größerer Sondergärten
geschehen. Bei der Fülle von Austeilungs-
material, welches sich auf einer in geschlos-
senem Raum veranstalteten Frühjahrspflanzen
schau zusammendrängt, wird man immer ge-
zwungen sein, für die künstlerische Anordnung
eine Form zu wählen, die weniger an Haus-
gärten, Vorgärten u. dgl., als vielmehr an das
Vorbild guter Wintergärten sich anlehnt.
Heicke.

Das Verpflanzen großer Bäume in München:
Frisch"verpflanzte italienische Pappeln vor der Ausstellungshalle.

eisernen Baumtransportverpflanzwagen nicht möglich
ist und es stellen sich die Kosten, wenn nicht außer-
ordentliche Schwierigkeiten sich einstellen, pro Baum
auf 60—120 Mark.

heute, wurden auch diesmal gar zu sehr Vernachlässigt. —
Wir bekamen also Material zu sehen, Kulturen, Neuzüch-
tungen. Es steht mir nicht zu, fachmännisch den Wert
der einzelnen Züchtungen, deren Rentabilität, Dauerhaftigkeit
und Verkäuflichkeit zu kritisieren; ich kann über die Qualität
der Pflanzen nicht urteilen, vermag nur einiges als Freund
der Vernunft und des guten Geschmackes zu sagen. Da
sei zunächst festgestellt, daß offenbare Torheiten, Verge-
waltigungen der Grundtypen, wie deren früher oft zu ver-
zeichnen waren, heute kaum noch vorkommen. Die Züchter
haben gelernt, die natürlichen Tendenzen der Pflanzen zu achten,
an ihnen nicht auf Tod und Leben herum zu modeln, vielmehr
in die ursprünglichen, in die vorgefundenen Formen hinein zu
horchen, um das ans Licht zu fördern, was im simplen Gewand
latent schlummert. Eigentlich störend fand ich nur etliche
Cyklamen, die in ein Bündel zerfaserter Lappen aufgelöst waren.
Bedeutende Fortschritte hat das Farbenempfinden der Züchter
gemacht; allein für Rot und Gelb weist die moderne Palette
zahllose Nuancen, von denen nur wenige häßlich zu nennen
sind. Den glücklichsten Eifer entwickeln die Koloristen bei
der Züchtung von Azaleen und Rhododendren; die Blütenfülle,

Berliner Ausstellungen.

Von R. Breuer, Wilmersdorf.

In den großen Hallen am Zoologischen Garten veranstaltete
der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl.
preußischen Staaten“ eine internationale Ausstellung. Eine
Qartenbau-Ausstellung. Aber von jener Art, die, wie schon
zu verschiedenen Malen angemerkt werden mußte, diesem
Begriff eigentlich nicht entspricht. Unter Gartenbau sollte man
das Anlegen, das Bauen von Gärten, das Arbeiten mit der
Pflanze verstehen; es scheint sich aber eingebürgert zu haben,
schon die Produktion des Materials, das Hervorbringen von
Züchtungen, als Gartenbau zu bezeichnen ’). Die Ausstellungen
zeigen uns jedenfalls fast nur Pflanzen als
Einzelerscheinungen; eigentliche Gärten, selbst
Gartenpläne werden nur nebenbei vorgeführt.
Obgleich gerade dadurch, daß man muster-
gültige Beispiele von kleineren Hausgärten, Ge-
müsegärten, Vorgärten darstellte, das Interesse
eines großen Publikums geweckt werden würde.
Es wäre sehr zu wünschen, daß künftige Aus-
stellungen wenigstens einige gute Beispiele des
schlichten und allgemein möglichen Garten-
baues zu zeigen hätten, wie dies die Bau-
Ausstellung für das Gebiet des Einfamilien-
hauses und ähnlicher architektonischer Gebilde
längst getan haben. Daß daneben Entwürfe
größerer Anlagen, projektierter wie ausge-
führter, nicht fehlen dürften, ist selbstverständ-
lich; auch diese Risse und Schaubilder werden
 
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