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DIE GARTENKUNST.
XI, 10
Noch einiges zum Schlußwort Migges. Daß Lange ein
„neues Trianon“ will, glaubt Migge wohl selbst nicht. .. Ich kann
mir auch nicht denken, daß er behaupten will, die Äußerlich-
keiten der Zivilisation: „Verkehr, Syndikate und Hochöfen“ seien
die Hauptcharakteristika unserer so vielseitig forschenden und
ringenden Zeit mit ihren neuen Kulturaufgaben und Mensch-
heitszielen. Jene ,,Syndikate und Hochöfen" werden von
manchem nachdenklichen Tieferblickenden mit ziemlicher Ge-
ringschätzung als notwendiges Übel oder gar als Entgleisung
mit Mißtrauen betrachtet Aber wenn für Migge der nüchtern
rechnende Hochofenbesitzer mit seinem großen Geldbeutel
und engen Herzen der Normalmensch unserer Zeit ist, dann
wundert es mich nicht, wenn er mit diesem die Langesche
Kost ,,fade" findet. — —
Nachschrift. Obige Ausführungen sind vorwiegend
unter dem Eindruck der für mich bereits längere Jahre zu-
rückliegenden Lehrtätigkeit Langes in Dahlem und dem der
ersten Auflage seines Buches entstanden. Das durch Migges
Artikel angeregte aufmerksamere Studium der neuen Teile
in der zweiten Auflage des Langeschen Buches beweist mir
leider, daß diese eher eine Verwirrung als eine Klärung be-
deuten und daß man Migge von seinem architektonischen
Standpunkt aus, unter dem unzureichenden Eindruck dieser
Abschnitte selbst seine Ausfälle nicht allzu übel nehmen
darf. Auch die Abbildungen rein „biologischer“ Gartenpartien,
bes. aus Langes eigenem Garten, lassen die Meinung von
„formaler Wirrnis“ etc. begreiflich erscheinen. —- Das zur
Steuer der Gerechtigkeit. — Möge es Willy Lange gelingen,
in Zukunft wieder mehr Klarheit und Überzeugungskraft in
seine Theorien zu bringen und durch eigenes starkes Schaffen
und befriedigende bildliche Wiedergabe von Eigenem den
klaren Beweis für den Wert seiner Lehren zu erbringen!
Die Ausbildung des Gartenkünstlers.
Die Bestrebungen auf Erlangung einer Bildungsstätte für
Gartenkünstler, die den für andere Kunstgebiete vorhandenen
Bildungsstätten gleichwertig zu achten wäre, sind schon
Jahrzehnte alt. Es kann wohl gesagt werden, daß diese
Bestrebungen mit den Grund bildeten zur Gründung des
„Vereins Deutscher Gartenkünstler", der jetzt den Namen
„Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst“ trägt. Die Jahre der
Entwickelung des Vereins beziehungsweise der Gesellschaft,
die ja nicht ohne Kämpfe waren, haben bei unseren Mitgliedern
immer mehr die Überzeugung wachsen lassen, daß künstlerische
Fragen restlos nicht gelöst werden können von Leuten,
die zwischen den einzelnen Kunstgebieten scharfe Grenzen
ziehen zu können vermeinen und über ihrer speziellen Berufs-
bildung und Ausübung außer acht lassen, daß Gartenkunst,
Architektur, Malerei usw. nur einzelne Töne sind der großen
Harmonie, welche mit dem einen Wort „Kunst“ bezeichnet
wird. Die Erkenntnis der Notwendigkeit eines allgemeinen
Kunstverständnisses unter den Jüngern der Gartenkunst ge-
fördert zu haben, ist ein Verdienst der Deutschen Gesellschaft
für Gartenkunst. Ein sichtbarer Ausdruck des Fortschreitens
dieser Erkenntnis war die Umwandlung des früheren Namens
„Verein deutscher Gartenkünstler“ in den jetzigen „Deutsche
Gesellschaft für Gartenkunst.“
Die Gartenkunst hat sicherlich in den letzten Jahren an
Bedeutung sehr gewonnen. Von äußeren Umständen ist ihr
der zunehmende Wohlstand und ganz besonders das schnelle
Wachstum der Großstädte zustatten gekommen, welches der
Gartenkunst neue Aufgaben stellte, aber auch die innere Ent-
wickelung ist fortgeschritten. Es ist nicht zu verkennen, daß
viel und fleißig, ganz besonders auch im Kreise unserer Mit-
glieder, an dieser Entwickelung gearbeitet worden ist. Der Erfolg
ist nicht ausgeblieben. Zu diesem Erfolg hat die vermehrte
Einsicht des äußeren Zusammenhangs aller Künste und die
Aus dem Humboldtpark in Chicago: Wasserbecken im Rosengarten.
DIE GARTENKUNST.
XI, 10
Noch einiges zum Schlußwort Migges. Daß Lange ein
„neues Trianon“ will, glaubt Migge wohl selbst nicht. .. Ich kann
mir auch nicht denken, daß er behaupten will, die Äußerlich-
keiten der Zivilisation: „Verkehr, Syndikate und Hochöfen“ seien
die Hauptcharakteristika unserer so vielseitig forschenden und
ringenden Zeit mit ihren neuen Kulturaufgaben und Mensch-
heitszielen. Jene ,,Syndikate und Hochöfen" werden von
manchem nachdenklichen Tieferblickenden mit ziemlicher Ge-
ringschätzung als notwendiges Übel oder gar als Entgleisung
mit Mißtrauen betrachtet Aber wenn für Migge der nüchtern
rechnende Hochofenbesitzer mit seinem großen Geldbeutel
und engen Herzen der Normalmensch unserer Zeit ist, dann
wundert es mich nicht, wenn er mit diesem die Langesche
Kost ,,fade" findet. — —
Nachschrift. Obige Ausführungen sind vorwiegend
unter dem Eindruck der für mich bereits längere Jahre zu-
rückliegenden Lehrtätigkeit Langes in Dahlem und dem der
ersten Auflage seines Buches entstanden. Das durch Migges
Artikel angeregte aufmerksamere Studium der neuen Teile
in der zweiten Auflage des Langeschen Buches beweist mir
leider, daß diese eher eine Verwirrung als eine Klärung be-
deuten und daß man Migge von seinem architektonischen
Standpunkt aus, unter dem unzureichenden Eindruck dieser
Abschnitte selbst seine Ausfälle nicht allzu übel nehmen
darf. Auch die Abbildungen rein „biologischer“ Gartenpartien,
bes. aus Langes eigenem Garten, lassen die Meinung von
„formaler Wirrnis“ etc. begreiflich erscheinen. —- Das zur
Steuer der Gerechtigkeit. — Möge es Willy Lange gelingen,
in Zukunft wieder mehr Klarheit und Überzeugungskraft in
seine Theorien zu bringen und durch eigenes starkes Schaffen
und befriedigende bildliche Wiedergabe von Eigenem den
klaren Beweis für den Wert seiner Lehren zu erbringen!
Die Ausbildung des Gartenkünstlers.
Die Bestrebungen auf Erlangung einer Bildungsstätte für
Gartenkünstler, die den für andere Kunstgebiete vorhandenen
Bildungsstätten gleichwertig zu achten wäre, sind schon
Jahrzehnte alt. Es kann wohl gesagt werden, daß diese
Bestrebungen mit den Grund bildeten zur Gründung des
„Vereins Deutscher Gartenkünstler", der jetzt den Namen
„Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst“ trägt. Die Jahre der
Entwickelung des Vereins beziehungsweise der Gesellschaft,
die ja nicht ohne Kämpfe waren, haben bei unseren Mitgliedern
immer mehr die Überzeugung wachsen lassen, daß künstlerische
Fragen restlos nicht gelöst werden können von Leuten,
die zwischen den einzelnen Kunstgebieten scharfe Grenzen
ziehen zu können vermeinen und über ihrer speziellen Berufs-
bildung und Ausübung außer acht lassen, daß Gartenkunst,
Architektur, Malerei usw. nur einzelne Töne sind der großen
Harmonie, welche mit dem einen Wort „Kunst“ bezeichnet
wird. Die Erkenntnis der Notwendigkeit eines allgemeinen
Kunstverständnisses unter den Jüngern der Gartenkunst ge-
fördert zu haben, ist ein Verdienst der Deutschen Gesellschaft
für Gartenkunst. Ein sichtbarer Ausdruck des Fortschreitens
dieser Erkenntnis war die Umwandlung des früheren Namens
„Verein deutscher Gartenkünstler“ in den jetzigen „Deutsche
Gesellschaft für Gartenkunst.“
Die Gartenkunst hat sicherlich in den letzten Jahren an
Bedeutung sehr gewonnen. Von äußeren Umständen ist ihr
der zunehmende Wohlstand und ganz besonders das schnelle
Wachstum der Großstädte zustatten gekommen, welches der
Gartenkunst neue Aufgaben stellte, aber auch die innere Ent-
wickelung ist fortgeschritten. Es ist nicht zu verkennen, daß
viel und fleißig, ganz besonders auch im Kreise unserer Mit-
glieder, an dieser Entwickelung gearbeitet worden ist. Der Erfolg
ist nicht ausgeblieben. Zu diesem Erfolg hat die vermehrte
Einsicht des äußeren Zusammenhangs aller Künste und die
Aus dem Humboldtpark in Chicago: Wasserbecken im Rosengarten.