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DIE GARTENKUNST.
XI, 3
Hause vorgesehene schattige Sitzplatz am Brunnen
bietet eine anheimelnde Stätte.
Die Seitengründe der axialen Partie bilden die
eigenen Gehölzbestände — Schaubild Seite 39 —, so
daß der regelmäßige Garten förmlich eingebettet er-
scheint in freiem Baumwuchs.
Freie und gebundene Ausdrucksform halten sich
in diesem verhältnismäßig weiträumigen Beispiel die
Wage, gegenseitig zum Vorteile des Ganzen ihre
Wirkung steigernd. Ist die Monotonie des landläufigen
Hausparkes vielfältig und gebührend gekennzeichnet,
so wird die einseitig auf architektonischer Durchge-
staltung beruhende Hausgartenanlage mit nicht min-
derem Recht demselben Schicksal verfallen, sobald
nur der Reiz des Neuen und Aparten davon gewichen
ist. Wer beispielsweise die Seherische Sammlung zur
Hand nimmt, dem kann es gar nicht entgehen, daß
die vielen beachtenswerten Raum- und auch Farb-
wirkungen voll anerkannt — doch auf ein wichtiges
Ausdrucksmittel grundlos verzichtet wurde. Es wäre
damit an Wiederholung manches erspart, an Kraft und
Wechsel viel gewonnen worden.
Wie sind die städtischen Anlagen für
die Bevölkerung praktisch nutzbar zu
machen?
B. Referat über „Sport- und Badeplätze in den städtischen
Anlagen.“
Von Wolfgang Singer, Bad Kissingen.
(Schluß.)
Immerhin läßt sich eine erträgliche Raumwirkung
erzielen durch die wiederholt schon betonte geschickte
Bodenbewegung namentlich für erhöhte Zuschauer-
plätze, durch Zwischenschaltung von Rasenstreifen, von
Blumenstücken an geschützter Stelle, durch geeignete
Situierung und Formensprache der notwendigen Bau-
lichkeiten und vor allem dadurch, daß wenigstens die
äußeren Drahtzäune durch hohe Hecken, Schling-
gewächse und andere Anpflanzungen kaschiert werden.
Während der Fußballsport auch im Winter lebhaft
ausgeübt wird, bleibt der Tennissport im Freien auf
die besseren Jahreszeiten beschränkt. Es sollte deshalb
bei der Anlage städtischer Tennisplätze von Haus aus
auf die leicht durchführbare Umwandlung in Eisbahnen
gerücksichtigt werden, wenn nicht anderweitig aus-
reichende Vorkehrungen für den Eissport vorhanden
sind. Jedenfalls ist es eine unabweisbare Pflicht
städtischer Verwaltungen, recht viele Eislaufplätze be-
reitzustellen, und seien es manchmal auch nur kleine
und weniger gute Gelegenheiten; besonders die liebe
Jugend ist dankbar für jedes Entgegenkommen hierin
und unglaublich bescheiden in ihren Anforderungen an
die Güte einer Gleitbahn; für den Eissport aber
kommen natürlich nur erstklassische Plätze in Betracht.
Solche können in wirklich guter Beschaffenheit nur auf
ebenen, kurz geschorenen und glatt gewalzten Rasen-
flächen durch häufig wiederholtes Überbrausen nach
Eintritt des Frostes oder bei reichlichem Wasserzulauf
durch Anlage von seichten Staubecken auf ebenen
und sanft bewegten Grasbahnen mit undurchlässigem
Untergrund geschaffen werden, sei’s auch um den
Preis des Neubesäens im Frühjahre; manch’ kühn
geformtes Wiesental in öffentlichen Anlagen würde
durch eine, die Verwendung zu Eislaufplätzen ermög-
lichende Umgestaltung nicht immer nachteilig im Aus-
drucke beeinflußt werden!
Bekanntlich fürchten ältere Semester die Tücken
des gleitenden Stahlschuhes, ihnen kann ein anregender,
gesunder Eissport durch Anlage abgeschlossener Bahnen
zum Eisschießen auf ebenen, weniger frequenten Weg-
strecken geboten werden, während die rüstigeren Jahr-
gänge dankbar für Plätze zum Eishockey sind.
Das Wort „Badeplätze“ und meine Bestellung zum
Referenten für diesen Punkt der Tagesordnung könnte
den Anschein erwecken, als handle es sich um die
gärtnerischen Anlagen in Kurorten, um so mehr, als bis-
her die öffentlichen Fluß- und Seebäder ganz der
gartenkünstlerischen Gestaltungskraft entzogen waren
und die Nymphen in den Gewässern der städtischen
Anlagen sorgfältig vor dem Anblick nackter Menschen-
leiber bewahrt blieben. Nun aber hat die allerneueste
Zeit durch die Wiederaufnahme des Luft- und Sonnen-
bades und durch die Freibadbestrebungen unserer
Kunst ganz ungewöhnlich interessante und vielfältige
Aufgaben geschenkt, so daß es ein rühmenswertes
Verdienst, unseres Vorstandes ist, die Einrichtung von
Badeplätzen in den öffentlichen Anlagen zur Diskussion
gestellt zu haben. Besitzen wir doch eine ganze Reihe
von Stadtparks etc. an Flüssen und Seen und mit
eigenen, zu Badezwecken tauglichen oder leicht ein-
zurichtenden Wasserflächen. Noch aber sind die all-
gemeinen Lebensanschauungen bei uns nicht so weit
gereift, daß Freibäder an jedem geeigneten Gewässer
der städtischen Anlagen ohne weiteres zulässig er-
scheinen; zumal für die Erwachsenen müssen dicht
umgrenzte, einblicksichere Gehege geschaffen werden,
wenn auch nicht in der geradezu miserablen Gestaltung
des landläufigen Typs unserer Fluß- und Schwimm-
bäder. Überall sehen wir diese trostlosen Gegenbei-
spiele, wie sie in einem scheußlich langweiligen
Kasernenstil unsere Fluß- und Seeufer verunzieren; in
einem gleichmäßig grauen, wie aus einem einzigen
Riesenfarbstoffe geschöpften Tone erheben sich die
niedrigen ungegliederten Baracken, als sei auf Grund
einer reichsgetzlichen Regelung jede andere Anordnung
verpönt; als einziger Schmuck ist ihnen in recht über-
flüssiger Weise wie ein Brandmal ihr Charakter als
„Fluß- und Schwimmbad“ aufgedrückt; vielleicht ver-
kündet noch irgend ein Beiwort die welterschütternde
Tatsache, daß dieses Fluß- und Schwimmbad dem
Herrn „Meyer“ gehört. Es wäre wahrlich an der Zeit,
daß sich unsere Vereine für Volkskunst und für
DIE GARTENKUNST.
XI, 3
Hause vorgesehene schattige Sitzplatz am Brunnen
bietet eine anheimelnde Stätte.
Die Seitengründe der axialen Partie bilden die
eigenen Gehölzbestände — Schaubild Seite 39 —, so
daß der regelmäßige Garten förmlich eingebettet er-
scheint in freiem Baumwuchs.
Freie und gebundene Ausdrucksform halten sich
in diesem verhältnismäßig weiträumigen Beispiel die
Wage, gegenseitig zum Vorteile des Ganzen ihre
Wirkung steigernd. Ist die Monotonie des landläufigen
Hausparkes vielfältig und gebührend gekennzeichnet,
so wird die einseitig auf architektonischer Durchge-
staltung beruhende Hausgartenanlage mit nicht min-
derem Recht demselben Schicksal verfallen, sobald
nur der Reiz des Neuen und Aparten davon gewichen
ist. Wer beispielsweise die Seherische Sammlung zur
Hand nimmt, dem kann es gar nicht entgehen, daß
die vielen beachtenswerten Raum- und auch Farb-
wirkungen voll anerkannt — doch auf ein wichtiges
Ausdrucksmittel grundlos verzichtet wurde. Es wäre
damit an Wiederholung manches erspart, an Kraft und
Wechsel viel gewonnen worden.
Wie sind die städtischen Anlagen für
die Bevölkerung praktisch nutzbar zu
machen?
B. Referat über „Sport- und Badeplätze in den städtischen
Anlagen.“
Von Wolfgang Singer, Bad Kissingen.
(Schluß.)
Immerhin läßt sich eine erträgliche Raumwirkung
erzielen durch die wiederholt schon betonte geschickte
Bodenbewegung namentlich für erhöhte Zuschauer-
plätze, durch Zwischenschaltung von Rasenstreifen, von
Blumenstücken an geschützter Stelle, durch geeignete
Situierung und Formensprache der notwendigen Bau-
lichkeiten und vor allem dadurch, daß wenigstens die
äußeren Drahtzäune durch hohe Hecken, Schling-
gewächse und andere Anpflanzungen kaschiert werden.
Während der Fußballsport auch im Winter lebhaft
ausgeübt wird, bleibt der Tennissport im Freien auf
die besseren Jahreszeiten beschränkt. Es sollte deshalb
bei der Anlage städtischer Tennisplätze von Haus aus
auf die leicht durchführbare Umwandlung in Eisbahnen
gerücksichtigt werden, wenn nicht anderweitig aus-
reichende Vorkehrungen für den Eissport vorhanden
sind. Jedenfalls ist es eine unabweisbare Pflicht
städtischer Verwaltungen, recht viele Eislaufplätze be-
reitzustellen, und seien es manchmal auch nur kleine
und weniger gute Gelegenheiten; besonders die liebe
Jugend ist dankbar für jedes Entgegenkommen hierin
und unglaublich bescheiden in ihren Anforderungen an
die Güte einer Gleitbahn; für den Eissport aber
kommen natürlich nur erstklassische Plätze in Betracht.
Solche können in wirklich guter Beschaffenheit nur auf
ebenen, kurz geschorenen und glatt gewalzten Rasen-
flächen durch häufig wiederholtes Überbrausen nach
Eintritt des Frostes oder bei reichlichem Wasserzulauf
durch Anlage von seichten Staubecken auf ebenen
und sanft bewegten Grasbahnen mit undurchlässigem
Untergrund geschaffen werden, sei’s auch um den
Preis des Neubesäens im Frühjahre; manch’ kühn
geformtes Wiesental in öffentlichen Anlagen würde
durch eine, die Verwendung zu Eislaufplätzen ermög-
lichende Umgestaltung nicht immer nachteilig im Aus-
drucke beeinflußt werden!
Bekanntlich fürchten ältere Semester die Tücken
des gleitenden Stahlschuhes, ihnen kann ein anregender,
gesunder Eissport durch Anlage abgeschlossener Bahnen
zum Eisschießen auf ebenen, weniger frequenten Weg-
strecken geboten werden, während die rüstigeren Jahr-
gänge dankbar für Plätze zum Eishockey sind.
Das Wort „Badeplätze“ und meine Bestellung zum
Referenten für diesen Punkt der Tagesordnung könnte
den Anschein erwecken, als handle es sich um die
gärtnerischen Anlagen in Kurorten, um so mehr, als bis-
her die öffentlichen Fluß- und Seebäder ganz der
gartenkünstlerischen Gestaltungskraft entzogen waren
und die Nymphen in den Gewässern der städtischen
Anlagen sorgfältig vor dem Anblick nackter Menschen-
leiber bewahrt blieben. Nun aber hat die allerneueste
Zeit durch die Wiederaufnahme des Luft- und Sonnen-
bades und durch die Freibadbestrebungen unserer
Kunst ganz ungewöhnlich interessante und vielfältige
Aufgaben geschenkt, so daß es ein rühmenswertes
Verdienst, unseres Vorstandes ist, die Einrichtung von
Badeplätzen in den öffentlichen Anlagen zur Diskussion
gestellt zu haben. Besitzen wir doch eine ganze Reihe
von Stadtparks etc. an Flüssen und Seen und mit
eigenen, zu Badezwecken tauglichen oder leicht ein-
zurichtenden Wasserflächen. Noch aber sind die all-
gemeinen Lebensanschauungen bei uns nicht so weit
gereift, daß Freibäder an jedem geeigneten Gewässer
der städtischen Anlagen ohne weiteres zulässig er-
scheinen; zumal für die Erwachsenen müssen dicht
umgrenzte, einblicksichere Gehege geschaffen werden,
wenn auch nicht in der geradezu miserablen Gestaltung
des landläufigen Typs unserer Fluß- und Schwimm-
bäder. Überall sehen wir diese trostlosen Gegenbei-
spiele, wie sie in einem scheußlich langweiligen
Kasernenstil unsere Fluß- und Seeufer verunzieren; in
einem gleichmäßig grauen, wie aus einem einzigen
Riesenfarbstoffe geschöpften Tone erheben sich die
niedrigen ungegliederten Baracken, als sei auf Grund
einer reichsgetzlichen Regelung jede andere Anordnung
verpönt; als einziger Schmuck ist ihnen in recht über-
flüssiger Weise wie ein Brandmal ihr Charakter als
„Fluß- und Schwimmbad“ aufgedrückt; vielleicht ver-
kündet noch irgend ein Beiwort die welterschütternde
Tatsache, daß dieses Fluß- und Schwimmbad dem
Herrn „Meyer“ gehört. Es wäre wahrlich an der Zeit,
daß sich unsere Vereine für Volkskunst und für