XI, 2
DIE GARTENKUNST.
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Ziersträuchern, als Vorsträucher, schönblätterige und schön-
blühende Gehölze liefert, verarbeiten, sondern pflanzen heißt:
die Auswahl so treffen, daß alle die Faktoren berücksichtigt
werden, die auf die Entwickelung dei’ Pflanze von Einfluß
sind, damit wir uns an gesunden, kräftigen Pflanzenindividuen
erfreuen können, daß weiter Zusammengehöriges, in der Natur
gemeinsam Vorkommendes auch zusammen gepflanzt wird.
Das Zusammengehörige bezieht sich nicht nur auf das plasti-
sche Material unserer Anlagen, auf die Bäume und Gehölze,
sondern auch auf die Vegetation, welche die Bödendecke
bildet, seien dies nun Stauden, Kräuter oder Gräser.
Die Fälle, in denen der Gartenkünstler auf ganz bestimmte
Bodenarten seine ganze Pflanzung zuschneiden muß, gehören
nicht zu den Seltenheiten, ja ich möchte sogar behaupten, daß
in den weitaus meisten Fällen, wo es sich um größere An-
lagen, z. B. bei Städten, handelt, irgendwelche Gelände zur
Verfügung gestellt werden, die für
landwirtschaftliche, gärtnerische,
vielleicht auch wohl Waldkulturen,
oder Bebauung ihrer Beschaffen-
heit nach ungeeignet sind. Die
Preisausschreiben des letzten Jahres
brachten uns u. a. den Schiller-
park, ein Gelände, das Sand, nur
Dünensand aufweist, der in seiner
Beschaffenheit durch Zuführung
von guter Erde, Dünger bei der
großen Fläche kaum nennenswert
verändert werden kann und daher
gebietei isch verlangt, daß in der
Auswahl der Pflanzen und Gehölze
eine Anlehnung versucht wird an
die Vegetation der sonnigen Hügel,
an die Sandfelder, an die trockenen
Kiefernwälder. Friedhof Stahns-
dorf und Groß-Lichterfelde wiesen
gleiche Bodenverhältnisse auf.
An anderer Stelle befindet
sich vielleicht ein unbenutzbares,
namentlich für Bauzwecke wegen
des schlechten Untergrundes un-
genügendes, mooriges,, sumpfiges
Gelände.
Nichts fiegt wohl näher, als
hier einen Park zu schaffen, denn
die Grunderwerbskosten sind ge-
ring. Daß auch hier nur die Ge-
hölze und Pflanzen gedeihen wer-
den, die von Natur auf derartige Verhältnisse angewiesen
sind, bedarf keiner weiteren Betonung.
Mögen diese beide Fälle als Beispiel genügen, um dar-
zutun, weshalb dem Werke auch seitens des Gartenkünstlers
Interesse entgegengebracht werden muß.
Man könnte mir entgegnen, Aufschlüsse über diese Fragen
sind auch in anderen Werken zu finden, das ist unbestritten;
aber nur mit der Aufzählung der einzelnen Arten ist uns nicht
immer geholfen, wir müssen auch die Gründe der Bildung
der Vegetationsformen kennen und diese finden wir an jeder
Stelle herausgehoben und betont. Das Gleiche gilt von den
Wirkungen der nichtparasitären Pflanzenkrankheiten, die uns
über manche bisher nicht genügend beachteten Gründe plötz-
lichen Eingehens von Gehölzen, Absterbens einzelner Partien
oder Stillstandes im Wachstum Aufschluß geben. So sei nur
hingewiesen auf das unsere ganz besondere Aufmerksamkeit
beanspruchende Kapitel „Straßenbäume“, das in allgemeiner
verständlicher, wissenschaftlicher Begründung die Schädigungen
des Untergrundes, des Pflasters usw. enthält, weiter auf die
im Abschnitte Nadelwälder behandelten Pinus silvestris mit
den Einwirkungen von Moos und Rohhumus (Abb. a, b), und
auf die Ortsteinkiefern in dem Abschnitte I-Ieide (Abb. c). Es
ist nicht möglich, in einer nur für einen kleinen Raum berech-
neten Besprechung auf alle wertvollen Einzelheiten dieses
Buches einzugehen oder sie auch nur zu erwähnen. Ich halte
es auch nicht für gut, Einzelheiten aus dem großen Ganzen
herauszureißen, sie bleiben immer etwas Unvollkommenes und
geben daher leicht ein schiefes Bild. Wer sich für unsere
einheimischen Vegetationsformen interessiert, wer auch der
Tierwelt, der großen und kleinen, als Freund gegenübersteht,
der wird sowohl beim Studium des botanischen, wie des an
entsprechender Stelle eingeschalteten und in Beziehung ge-
setzten zoologischen Teiles vollauf befriedigt werden und in
dem Buche selbst einen jederzeit guten und zuverlässigen
Ratgeber haben. Z.
Personalnachrichten.
Dr. phil. Louis Cavet, Kgl.
Gartenbauinspektor in Wiesbaden f.
Im Alter von 58 Jahren ist am
9. Januar d. J. in Wiesbaden der
Mitinhaber der bekannten Handels-
gärtnerei und Baumschule A. We-
ber & Co., Dr. phil. Louis Cavet,
Kgl. Gartenbauinspektor, gestorben.
Mit ihm ist ein Gartenfachmann
aus dem Leben geschieden, der zu
den sj'mpathischsten Persönlich-
keiten der deutschen Gärtnerwelt
gehörte, ein Mann von hervorragen-
dem Wissen, unermüdlicher Schaf-
ffensfreudigkeit und vornehmem
Charakter. Jeder, der ihm im Le-
ben näher getreten ist, wußte ihn
wegen seiner trefflichen Eigen-
schaften, seines liebenswürdigen
Wesens und seiner jedem Haschen
nach äußerlicher Anerkennung ab-
holden Bescheidenheit hochzu-
schätzen. Er war eine Zierde des
deutschen Gärtnerstandes,
Geboren zu Stendal im Jahre
1850 hat er seine ersten Fachkennt-
nisse sich in dem Garten beim
Etablissement von J. Bertram in
seiner Vaterstadt angeeignet. In
Jena studierte er Botanik und hat während seines ganzen Lebens
eine große Vorliebe für unsere heimische Flora bewahrt und
betätigt. Die Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Wildpark hat er in
den Jahren 1871 und 1872. besucht, nachdem er als Einjährig-
Freiwilliger den französischen Krieg mitgemacht und sich das
Eiserne Kreuz erworben hatte Seit Mitte der siebziger Jahre
gehörte er dem Hause A. Weber & Co an und hat durch
sein reiches gärtnerisches Wissen und Können zu dem Auf-
blühen dieser Firma erheblich beigetragen.
Als Stadtverordneter beteiligte er sich seit 1901 hervor-
ragend an der Verwaltung Wiesbadens und verwertete in der
Grundstücks- und Parksdepufation seine Kenntnisse zur Aus-
gestaltung des öffentlichen Gartenwesens dieses Weltbades.
Seine Beweglichkeit und sprudelnde, treffende Vortragsweise
sicherten ihm vielfach schon im voraus den Erfolg, wenn er
das Wort ergriff. Der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
gehörte er seit Jahren an und beteiligte sich, soweit es seine
in der letzten Zeit schwankende Gesundheit erlaubte, an den
Arbeiten der Gruppe Frankfurt a. M., deren stellvertretender
Vorsitzender er war. Sein allzufrüher Hingang wird bei allen,
die ihn kannten, schmerzliches Bedauern hervorrufen. H.
Kgl. Gartenbauinspektor Dr. L. Cavet f.
DIE GARTENKUNST.
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Ziersträuchern, als Vorsträucher, schönblätterige und schön-
blühende Gehölze liefert, verarbeiten, sondern pflanzen heißt:
die Auswahl so treffen, daß alle die Faktoren berücksichtigt
werden, die auf die Entwickelung dei’ Pflanze von Einfluß
sind, damit wir uns an gesunden, kräftigen Pflanzenindividuen
erfreuen können, daß weiter Zusammengehöriges, in der Natur
gemeinsam Vorkommendes auch zusammen gepflanzt wird.
Das Zusammengehörige bezieht sich nicht nur auf das plasti-
sche Material unserer Anlagen, auf die Bäume und Gehölze,
sondern auch auf die Vegetation, welche die Bödendecke
bildet, seien dies nun Stauden, Kräuter oder Gräser.
Die Fälle, in denen der Gartenkünstler auf ganz bestimmte
Bodenarten seine ganze Pflanzung zuschneiden muß, gehören
nicht zu den Seltenheiten, ja ich möchte sogar behaupten, daß
in den weitaus meisten Fällen, wo es sich um größere An-
lagen, z. B. bei Städten, handelt, irgendwelche Gelände zur
Verfügung gestellt werden, die für
landwirtschaftliche, gärtnerische,
vielleicht auch wohl Waldkulturen,
oder Bebauung ihrer Beschaffen-
heit nach ungeeignet sind. Die
Preisausschreiben des letzten Jahres
brachten uns u. a. den Schiller-
park, ein Gelände, das Sand, nur
Dünensand aufweist, der in seiner
Beschaffenheit durch Zuführung
von guter Erde, Dünger bei der
großen Fläche kaum nennenswert
verändert werden kann und daher
gebietei isch verlangt, daß in der
Auswahl der Pflanzen und Gehölze
eine Anlehnung versucht wird an
die Vegetation der sonnigen Hügel,
an die Sandfelder, an die trockenen
Kiefernwälder. Friedhof Stahns-
dorf und Groß-Lichterfelde wiesen
gleiche Bodenverhältnisse auf.
An anderer Stelle befindet
sich vielleicht ein unbenutzbares,
namentlich für Bauzwecke wegen
des schlechten Untergrundes un-
genügendes, mooriges,, sumpfiges
Gelände.
Nichts fiegt wohl näher, als
hier einen Park zu schaffen, denn
die Grunderwerbskosten sind ge-
ring. Daß auch hier nur die Ge-
hölze und Pflanzen gedeihen wer-
den, die von Natur auf derartige Verhältnisse angewiesen
sind, bedarf keiner weiteren Betonung.
Mögen diese beide Fälle als Beispiel genügen, um dar-
zutun, weshalb dem Werke auch seitens des Gartenkünstlers
Interesse entgegengebracht werden muß.
Man könnte mir entgegnen, Aufschlüsse über diese Fragen
sind auch in anderen Werken zu finden, das ist unbestritten;
aber nur mit der Aufzählung der einzelnen Arten ist uns nicht
immer geholfen, wir müssen auch die Gründe der Bildung
der Vegetationsformen kennen und diese finden wir an jeder
Stelle herausgehoben und betont. Das Gleiche gilt von den
Wirkungen der nichtparasitären Pflanzenkrankheiten, die uns
über manche bisher nicht genügend beachteten Gründe plötz-
lichen Eingehens von Gehölzen, Absterbens einzelner Partien
oder Stillstandes im Wachstum Aufschluß geben. So sei nur
hingewiesen auf das unsere ganz besondere Aufmerksamkeit
beanspruchende Kapitel „Straßenbäume“, das in allgemeiner
verständlicher, wissenschaftlicher Begründung die Schädigungen
des Untergrundes, des Pflasters usw. enthält, weiter auf die
im Abschnitte Nadelwälder behandelten Pinus silvestris mit
den Einwirkungen von Moos und Rohhumus (Abb. a, b), und
auf die Ortsteinkiefern in dem Abschnitte I-Ieide (Abb. c). Es
ist nicht möglich, in einer nur für einen kleinen Raum berech-
neten Besprechung auf alle wertvollen Einzelheiten dieses
Buches einzugehen oder sie auch nur zu erwähnen. Ich halte
es auch nicht für gut, Einzelheiten aus dem großen Ganzen
herauszureißen, sie bleiben immer etwas Unvollkommenes und
geben daher leicht ein schiefes Bild. Wer sich für unsere
einheimischen Vegetationsformen interessiert, wer auch der
Tierwelt, der großen und kleinen, als Freund gegenübersteht,
der wird sowohl beim Studium des botanischen, wie des an
entsprechender Stelle eingeschalteten und in Beziehung ge-
setzten zoologischen Teiles vollauf befriedigt werden und in
dem Buche selbst einen jederzeit guten und zuverlässigen
Ratgeber haben. Z.
Personalnachrichten.
Dr. phil. Louis Cavet, Kgl.
Gartenbauinspektor in Wiesbaden f.
Im Alter von 58 Jahren ist am
9. Januar d. J. in Wiesbaden der
Mitinhaber der bekannten Handels-
gärtnerei und Baumschule A. We-
ber & Co., Dr. phil. Louis Cavet,
Kgl. Gartenbauinspektor, gestorben.
Mit ihm ist ein Gartenfachmann
aus dem Leben geschieden, der zu
den sj'mpathischsten Persönlich-
keiten der deutschen Gärtnerwelt
gehörte, ein Mann von hervorragen-
dem Wissen, unermüdlicher Schaf-
ffensfreudigkeit und vornehmem
Charakter. Jeder, der ihm im Le-
ben näher getreten ist, wußte ihn
wegen seiner trefflichen Eigen-
schaften, seines liebenswürdigen
Wesens und seiner jedem Haschen
nach äußerlicher Anerkennung ab-
holden Bescheidenheit hochzu-
schätzen. Er war eine Zierde des
deutschen Gärtnerstandes,
Geboren zu Stendal im Jahre
1850 hat er seine ersten Fachkennt-
nisse sich in dem Garten beim
Etablissement von J. Bertram in
seiner Vaterstadt angeeignet. In
Jena studierte er Botanik und hat während seines ganzen Lebens
eine große Vorliebe für unsere heimische Flora bewahrt und
betätigt. Die Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Wildpark hat er in
den Jahren 1871 und 1872. besucht, nachdem er als Einjährig-
Freiwilliger den französischen Krieg mitgemacht und sich das
Eiserne Kreuz erworben hatte Seit Mitte der siebziger Jahre
gehörte er dem Hause A. Weber & Co an und hat durch
sein reiches gärtnerisches Wissen und Können zu dem Auf-
blühen dieser Firma erheblich beigetragen.
Als Stadtverordneter beteiligte er sich seit 1901 hervor-
ragend an der Verwaltung Wiesbadens und verwertete in der
Grundstücks- und Parksdepufation seine Kenntnisse zur Aus-
gestaltung des öffentlichen Gartenwesens dieses Weltbades.
Seine Beweglichkeit und sprudelnde, treffende Vortragsweise
sicherten ihm vielfach schon im voraus den Erfolg, wenn er
das Wort ergriff. Der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
gehörte er seit Jahren an und beteiligte sich, soweit es seine
in der letzten Zeit schwankende Gesundheit erlaubte, an den
Arbeiten der Gruppe Frankfurt a. M., deren stellvertretender
Vorsitzender er war. Sein allzufrüher Hingang wird bei allen,
die ihn kannten, schmerzliches Bedauern hervorrufen. H.
Kgl. Gartenbauinspektor Dr. L. Cavet f.