XI, 2
DIE GARTENKUNST.
29
Marder, bedient man sich in Seebach hauptsächlich
der Kasten- und Prügelfallen, und bevorzugt besonders
Fabrikate des Försters Starke zu Velen in Westfalen.
Vergl. Hiesemann S. 89. Frhr. von Berlepsch sagt: „Je
nach der Abnahme der Sperlinge steigt die Zunahme
anderer Vögel“ und er hat die Erfahrung für sich.
Dieser freche lustige Gassenjunge ist den anderen Vögeln
zu vordringlich, er vertreibt sie von den Futter- und
Nistpätzen und schlägt
besonders gerne seine
Wohnung in den Nist-
höhlen auf, wohin man
ihn entschieden nicht
eingeladen hat. Der
Kampf gegen dieses
schlaue Gesindel ist
am erfolgreichsten im
Winter. Ein gut ge-
zielter Schuß Vogel-
dunst auf einen schnee-
freien Platz, wohin
man sie vorher durch
Füttern angeködert
hat, bringt gleich einen
ganzen Haufen zur
Strecke. Auch in Scheu-
nen, Ställen, Schuppen,
können sie bei Schnee
gelockt und gefangen
werden, desgl. ist der
Fang mit einem gro-
ßen Zugnetze oft sehr
wirksam. Der Winter-
fang ist auch darum
so wichtig, weil um
so weniger im zeitigen
Frühjahr zur Fort-
pflanzungkommen. Im
Sommer wird man am
meisten durch Prämien
ausrichten, die man
für Spatzenweibchen,
Junge und Eier aus-
setzt. Für das leicht
erkennbare, alte Männ-
chen des Haussperlings
zahlt man am besten
keine Prämie, weil die überzähligen Männchen der Ver-
mehrung der Art entgegenwirken. Dem Sperber, dem
Räuber der Lüfte, dem Eichelhäher, dem gefiederten
Buschklepper, den Brehm in seinem Tierleben den
Neunmalneuntöter nennt, sowie dem Neuntöter selbst
muß man natürlich auch zu Leibe gehen. Leider auch
dem possierlichen Eichhörnchen, das mehr Schaden
anrichtet, als man gemeinhin annimmt. Selbst Ratten
und Mäuse sind nicht immer ungefährlich, mindestens
zuweilen ungebetene Gäste an den Winterfütterungen.
Fledermäuse dagegen, die manchmal Nisthöhlen be-
ziehen, soll man ihrer Nützlichkeit wegen nicht ex-
mittieren.
So schließe ich denn diese Abhandlung mit dem
Rat: sich das Buch von Hiesemann anzuschaffen, in
schwierigen Fällen von der Versuchsstation für Vogel-
schutz zu Seebach, Kr. Langensalza, sich Auskunft zu
erbitten, und Nisthöhlen, sowie andere Apparate von
H. Scheid zu Büren in Westfalen zu beziehen. Es
fällt vielleicht auf, daß
ich beständig sage:
Frhr. von Berlepsch
lehrt, Hiesemann
schreibt, Scheid fertigt
an; zurzeit führt aber
jede Bekundung über
Vogelschutz auf diese
gemeinsame Quelle zu-
rück; was sonst dar-
über gesagt und ge-
schrieben ist, behan-
delt nur unerhebliche
Einzelheiten.
Wie sind die städti-
schen Anlagen für die
Bevölkerung prak-
tisch nutzbar zu
machen?
B. Referat über „Sport-
und Badeplätze in den
städtischen Anlagen.“
Von Wolfgang Singer,
Bad Kissingen.
Panem et circen-
ses! Brot und Zirkus-
spiele! So lautete das
sozialpolitische Pro-
gramm der breiten
Volksmassen des rö-
mischen Kaiserreichs.
Glänzende Zirkusspiele
waren dem kampfge-
übten Römer die be-
liebtesten Unterhal-
tungen, bis die fortschreitende Dekadenz dem stärkeren
Nervenkitzel der blutgetränkten Arena des Amphitheaters
den Vorzug gab. In unserer modernen Sozialpolitik da-
gegen geht das Streben nach einem allgemeinen Rechte
auf „Arbeit und Erholung“, wenn auch mit einer sehr
kräftigen Betonung des Wortes „Erholung“. Nicht haben
wir gleich den weltbeherrschenden Römern Unmengen
von Sklaven zur Verfügung, denen die ganze Last
knechtischer Arbeit aufgebürdet wurde, während der
civis Romanus unendlich viel Zeit zum Herrschen
und Nichtstun verbrauchte. Unser heutiges hastendes,
Branitz. Hölzerne Brücke in der Nähe des Tumulus.
DIE GARTENKUNST.
29
Marder, bedient man sich in Seebach hauptsächlich
der Kasten- und Prügelfallen, und bevorzugt besonders
Fabrikate des Försters Starke zu Velen in Westfalen.
Vergl. Hiesemann S. 89. Frhr. von Berlepsch sagt: „Je
nach der Abnahme der Sperlinge steigt die Zunahme
anderer Vögel“ und er hat die Erfahrung für sich.
Dieser freche lustige Gassenjunge ist den anderen Vögeln
zu vordringlich, er vertreibt sie von den Futter- und
Nistpätzen und schlägt
besonders gerne seine
Wohnung in den Nist-
höhlen auf, wohin man
ihn entschieden nicht
eingeladen hat. Der
Kampf gegen dieses
schlaue Gesindel ist
am erfolgreichsten im
Winter. Ein gut ge-
zielter Schuß Vogel-
dunst auf einen schnee-
freien Platz, wohin
man sie vorher durch
Füttern angeködert
hat, bringt gleich einen
ganzen Haufen zur
Strecke. Auch in Scheu-
nen, Ställen, Schuppen,
können sie bei Schnee
gelockt und gefangen
werden, desgl. ist der
Fang mit einem gro-
ßen Zugnetze oft sehr
wirksam. Der Winter-
fang ist auch darum
so wichtig, weil um
so weniger im zeitigen
Frühjahr zur Fort-
pflanzungkommen. Im
Sommer wird man am
meisten durch Prämien
ausrichten, die man
für Spatzenweibchen,
Junge und Eier aus-
setzt. Für das leicht
erkennbare, alte Männ-
chen des Haussperlings
zahlt man am besten
keine Prämie, weil die überzähligen Männchen der Ver-
mehrung der Art entgegenwirken. Dem Sperber, dem
Räuber der Lüfte, dem Eichelhäher, dem gefiederten
Buschklepper, den Brehm in seinem Tierleben den
Neunmalneuntöter nennt, sowie dem Neuntöter selbst
muß man natürlich auch zu Leibe gehen. Leider auch
dem possierlichen Eichhörnchen, das mehr Schaden
anrichtet, als man gemeinhin annimmt. Selbst Ratten
und Mäuse sind nicht immer ungefährlich, mindestens
zuweilen ungebetene Gäste an den Winterfütterungen.
Fledermäuse dagegen, die manchmal Nisthöhlen be-
ziehen, soll man ihrer Nützlichkeit wegen nicht ex-
mittieren.
So schließe ich denn diese Abhandlung mit dem
Rat: sich das Buch von Hiesemann anzuschaffen, in
schwierigen Fällen von der Versuchsstation für Vogel-
schutz zu Seebach, Kr. Langensalza, sich Auskunft zu
erbitten, und Nisthöhlen, sowie andere Apparate von
H. Scheid zu Büren in Westfalen zu beziehen. Es
fällt vielleicht auf, daß
ich beständig sage:
Frhr. von Berlepsch
lehrt, Hiesemann
schreibt, Scheid fertigt
an; zurzeit führt aber
jede Bekundung über
Vogelschutz auf diese
gemeinsame Quelle zu-
rück; was sonst dar-
über gesagt und ge-
schrieben ist, behan-
delt nur unerhebliche
Einzelheiten.
Wie sind die städti-
schen Anlagen für die
Bevölkerung prak-
tisch nutzbar zu
machen?
B. Referat über „Sport-
und Badeplätze in den
städtischen Anlagen.“
Von Wolfgang Singer,
Bad Kissingen.
Panem et circen-
ses! Brot und Zirkus-
spiele! So lautete das
sozialpolitische Pro-
gramm der breiten
Volksmassen des rö-
mischen Kaiserreichs.
Glänzende Zirkusspiele
waren dem kampfge-
übten Römer die be-
liebtesten Unterhal-
tungen, bis die fortschreitende Dekadenz dem stärkeren
Nervenkitzel der blutgetränkten Arena des Amphitheaters
den Vorzug gab. In unserer modernen Sozialpolitik da-
gegen geht das Streben nach einem allgemeinen Rechte
auf „Arbeit und Erholung“, wenn auch mit einer sehr
kräftigen Betonung des Wortes „Erholung“. Nicht haben
wir gleich den weltbeherrschenden Römern Unmengen
von Sklaven zur Verfügung, denen die ganze Last
knechtischer Arbeit aufgebürdet wurde, während der
civis Romanus unendlich viel Zeit zum Herrschen
und Nichtstun verbrauchte. Unser heutiges hastendes,
Branitz. Hölzerne Brücke in der Nähe des Tumulus.