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Die Gartenkunst — 11.1909

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Vorstand der D.G.f.G.: Die Ausbildung des Gartenkünstlers
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Schneider, Camillo: Hermann Mächtig
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0185

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XI, 10

DIE GARTENKUNST.

181

Aus dem Humboldtpark in Chicago: Gartenhalle im Rosengarten.


gesteigerte Beachtung der Bestrebungen der uns verwandten
Künstler in erster Linie beigetragen. Das gesteigerte Ver-
ständnis und die gesteigerte Wertschätzung anderer hat auch
bei diesen Andern eine erhöhte Beachtung und Wertschätzung
unserer Bestrebungen zu Folge gehabt.
Die Ansichten über den Ausbau unserer Bildungsstätten
haben im Zusammenhang mit allem diesem eine gewisse
Wandlung erfahren. Die Gründung einer Hochschule, an der
nur Gartenkunst gelehrt werden sollte, erscheint nicht mehr
in dem Masse wünschenswert wie früher. Der Anschluß an
andere Hochschulen, der praktisch allein möglich wäre, bleibt
immer noch als Ziel bestehen, damit auch äußerlich die Wich-
tigkeit der Gartenkunst anerkannt wird und dem Gartenkünstler
schrankenlos alle Mittel und Wege, den Gipfel der Kunst zu
erreichen, offen stehen. Über diesem Ziele dürfen aber die
andern Möglichkeiten, die Gartenkunst zu fördern, nicht kurz-
sichtig übersehen werden. Die Kommission, welche vor zwei
Jahren von der Gesellschaft für das Studium der sogenannten
Hochschulfrage gewählt worden war, hat wie bekannt als sehr
geeignet den Anschluß an die Kunstgewerbeschulen erkannt.
Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft hat sich im Vor-
jahre, bei unserer Hauptversammlung in Potsdam, dieser
Meinung der Kommission angeschlossen. Die weiter in dieser
Richtung getanen Schritte haben, wie schon auf der Hauptver-
sammlung in Hamburg mitgeteilt, zu einem wichtigen Erfolg
geführt und den in der Augustnummer in dem Bericht über
die Hauptversammlung abgedruckten Ministerialerlaß über die
Einrichtung von Gartenkunstklassen an Kunstgewerbeschulen
herbeigeführt.
Das für die praktische Ausübung der Gartenkünstler un-
erläßliche Wissen kann natürlich nie auf einer Kunstgewerbe-
schule erworben werden. Es bleibt die Bedeutung unserer
Gartenbaulehranstalten ungeschmälert hierfür bestehen und
wird auch durch den Ministerialerlaß diese Bedeutung noch

besonders hervorgehoben. Die Fülle des notwendigen Wissens
aber durch Anregung und Vertiefung des Kunstverständnisses
und schließlich auch durch weiteren Unterricht in der An-
wendung der künstlerischen Ausdrucksmittel wie Zeichnen,
Modellieren usw. zu ergänzen, sowie die Beziehungen zu den
bildenden Künsten enger zu gestalten, scheint die Kunstgewerbe-
schule nach den Erfahrungen auf anderen Kunstgebieten ganz
vorzüglich geeignet.
Wie aus der Bekanntmachung in dieser Nummer ersicht-
lich, ist dem Ministerialerlaß inzwischen stattgegeben und die
Einrichtung einer Gartenkunstklasse an der Kunstgewerbe-
schule in Düsseldorf schon erfolgt. Diese Gartenkunstklasse
wird am i. Oktober ds. Js. bereits eröffnet. Es ist damit den
Jüngern unter uns eine Bildungsstätte erschlossen, deren
früheren Mangel die Ältern unter uns oft genug in der Aus-
übung ihres Berufes schwer empfunden haben.
Der Vorstand der D. G. f. G.

Hermann Mächtig f.
Am i. Juli dieses Jahres hat der Tod einen Mann ereilt,
von dessen jahrzehntelangem Wirken an der Spitze der
größten Stadtgartenverwaltung Deutschlands sehr Wenig Kunde
in die Öffentlichkeit gedrungen ist. Ja, es mag viele unter
unsern Lesern geben, die den Namen Mächtigs zum ersten
Male bei seinem Tode nennen hörten. Zurückgezogen von
aller Welt hat der Verstorbene seit 1877 als erster Garten-
beamter der Stadt Berlin fast nur seinem Dienste gelebt.
Und doch verdient er es mehr als mancher seiner in
Fachkreisen wohlbekannten Zeitgenossen, daß man seiner ge-
denkt. Es ging mit ihm ein großes gartenkünstlerisches Talent
dahin, das freilich aus mancherlei Gründen nie zur rechten
Entfaltung gelangte.
 
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