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Die Gartenkunst — 11.1909

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Barth, E.: Friedhof zu Kücknitz für die zum lübeckischen Staat gehörigen Ortschaften Kücknitz, Siems, Herrenwyk, Dummersdorf und Pöppendorf
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Rosenthal, Willy: Leberecht Migge - auch ein Kritiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0214

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210

DIE GARTENKUNST.

XI, 12


E. Barth-Lübeck: Friedhof zu Kücknitz.
Blick auf die Osthälfte des Friedhofs vom Häuschen aus.

waren die Materialien, wie Sand, Kies und ein Teil
der Umpflanzung bereits an Ort und Stelle vorhanden,
andererseits werden an einen Dorffriedhof nicht so
große Anforderungen an Wegebefestigung, Sauberkeit
u. dergl. gestellt.

Leberecht Migge — auch ein Kritiker.
Über Willy Lange möchte ich mich mit Herrn Migge
nicht mehr unterhalten. Für die Tonart seiner Kritik steht
mir Langes Person zu hoch. Ich möchte nur kurz die Vor-
würfe zurückweisen, die er den „Lange-Schülern“ machen zu
können glaubt.
Man muß erwarten, daß jemand, der an einem Gegen-
stand oder einer Person Kritik übt — ernsthafte Kritik meine
ich natürlich — sich zunächst
mit derSachlage vertraut
macht. Tut Herr Migge das?
— Wenn man seine Auslas-
sungen über die Lange-Schüler
liest, dann muß man denken,
in Dahlem gäbe es außer
Willy Lange überhaupt keinen
Lehrer, wenigstens keinen von
irgendwelcher Bedeutung, höch-
stens einige Nullen, die auf die
Entwickelung der Hörer keinen
Einfluß besitzen. Ich glaube,
die Herren, welche sich mit
Lange in den Unterricht teilen,
werden Herrn Migge sehr ver-
bunden sein für die Wert-
schätzung, die er ihnen offenbar
angedeihen läßt. Oder weiß
Herr Migge wirklich nicht, daß
Lange auf dem Gebiete der
Gartenkunst nur in „Pflanzen-
physiognomie“ und „Landschaft-
licher Naturkunde“ unterrichtet?
Ist ihm etwa unbekannt, daß
daneben der Unterricht in

„Theorie der Gartenkunst“,
„Gartenarchitektur“, Planzeich-
nen“, „Perspektive“, „Freihand-
zeichnen“, „Malen“ usw. in den
Händen von drei bis vier an-
deren Dozenten liegt, die gar
nicht geneigt sind, ihre von
Lange vielfach abweichenden
Anschauungen und selbständi-
gen Auffassungen von Garten-
kunst in den Hintergrund drän-
gen zu lassen?
Als halbwegs gewissen-
hafter Kritiker müßte er das
jedenfalls wissen! Obenein hätte
schon ein flüchtiger Blick in
den Jahresbericht der Dahlemer
Anstalt oder in ihr Programm
darüber aufgeklärt. Oder hat
er sich auch hier auf seine
„Stütze“, den „zwölfjährigen auf-
geweckten Jungen“ verlassen,
der ihm, seinem eigenen Be-
kenntnisse nach, das Ausziehen
der Zitate aus der zweiten
Auflage von Langes „Garten-
gestaltung“ besorgt?
Dann kann er freilich auch nicht wissen, in welch hohem
Maße in Dahlem Lehr- und Gedankenfreiheit herrscht, wie
anregend gerade auf die Hörer der Einfluß der verschiedenen
Dozenten einwirkt und wie sie weit entfernt sind, kritiklos
alles über sich ergehen oder ihr Gedankenleben „kneten“ zu
lassen, ja wie oft genug in frischem Streit die Meinungen auf-
einander platzen.
Daß unter den Dahlemern trotz alledem auch solche
sind, die ihre eigene Unempfänglichkeit dreist mit „Sterilität“
des dortigen Unterrichts bemänteln und Migges „Gartenin-
spektor“ „ohne jeden künstlichen Impuls mit dem wohlge-
pflegten Backenbart und der repräsentativen Erscheinung“ ent-
sprechen, kann ohne weiteres zugegeben werden. Hohle Köpfe,
die das, was ihnen an innerem Gehalt abgeht, durch äußere
Aufmachung ersetzen zu können glauben, gibt es überall —
oder findet man sie unter den Besuchern unserer Hochschulen
mit ihrem Korpsklimbim und geistreichem Komment nicht?
Warum soll Dahlem hier gerade eine Ausnahme machen?

E. Barth-Lübeck: Friedhof zu Kücknitz.
Blick aus der östlichen Seitenallee auf den Platz vor dem Eingang.
 
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