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DIE GARTENKUNST.
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Größeres 2 stockiges Gartenhaus als Mittelbau einer Fruchttreiberei. Das Untergeschoß ist als Teehaus für Tennisspieler
eingerichtet. Der Tennisplatz ist von Pergolen umgeben und wirkt dadurch sehr günstig. Erbaut von Professor Carl Sieben,
Aachen, im Garten des Herrn Bergassessor H. in Aachen.
Gartenarchitekturen.
Von R. Hoemann, Düsseldorf.
Betrachtet man einmal kritisch die Entwickelung
der Gartenkunst, so kann man beobachten, wie mit
dem Entstehen der landschaftlichen Gartengestal-
tung, die Gartenbauwerke, welchen in den früheren
Epochen eine so hohe Bedeutung und Wertschätzung
beigemessen wurde, immer seltener werden. Sie fügen
sich auch nicht mehr so organisch und harmonisch
in die Gartenszenerie ein, sie verlieren oft jede
Beziehung zum Haus und verschwinden aus vielen
Gärten überhaupt.
Diese Erscheinung ist leicht zu verstehen, wenn
man daran denkt, daß bei den regelmäßigen Gärten
der früheren Perioden Architekt und Gartengestalter
eine Person waren. Es muß dem Architekten be-
sondere Freude gemacht haben, sein Können in solch
kleinen, meist sehr reizvollen und anmutigen Garten-
bauten zu betätigen. Anders wurde es bei Schöpfung
der landschaftlich-malerisch behandelten großen Park-
anlagen. Hierbei trat der Landschaftsgärtner (aus dem
Gärtnerstande, nicht aus Architektenstande hervor-
gegangen) als Spezialist in seinem Beruf auf, er ge-
staltete nach der rasch Mode werdenden Auffassung
damaliger Zeit seine Landschaftsparks; Bauten ver-
langten diese Gärten wenig oder gar nicht; selbst hätte
der Landschaftsgärtner sie ja auch nicht schaffen
können, dazu mangelte ihm meist das Können. Dieser
Mangel an Verständnis für Architektur äußert sich ja
auch darin, daß der Zusammenhang zwischen Schloß und
Park in der landschaftlichen Anlage so oft unorganisch
wirkt. Umgekehrt verloren die Architekten in dieser
Zcitperiode das richtige Verständnis für den Garten,
sie unterschätzten seinen Wert und seine Bedeutung.
Es fielen dem Architekten nur ganz selten bei Garten-
neuschöpfungen irgendwelche Aufgaben zu und es ist
nur natürlich, wenn wir sehen, wie auch der Architekt
zuerst das Interesse und dann das Verständnis für die
kleinen und großen Gartenarchitekturen verliert. Da
gleichzeitig in den nun folgenden Perioden die Bau-
DIE GARTENKUNST.
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Größeres 2 stockiges Gartenhaus als Mittelbau einer Fruchttreiberei. Das Untergeschoß ist als Teehaus für Tennisspieler
eingerichtet. Der Tennisplatz ist von Pergolen umgeben und wirkt dadurch sehr günstig. Erbaut von Professor Carl Sieben,
Aachen, im Garten des Herrn Bergassessor H. in Aachen.
Gartenarchitekturen.
Von R. Hoemann, Düsseldorf.
Betrachtet man einmal kritisch die Entwickelung
der Gartenkunst, so kann man beobachten, wie mit
dem Entstehen der landschaftlichen Gartengestal-
tung, die Gartenbauwerke, welchen in den früheren
Epochen eine so hohe Bedeutung und Wertschätzung
beigemessen wurde, immer seltener werden. Sie fügen
sich auch nicht mehr so organisch und harmonisch
in die Gartenszenerie ein, sie verlieren oft jede
Beziehung zum Haus und verschwinden aus vielen
Gärten überhaupt.
Diese Erscheinung ist leicht zu verstehen, wenn
man daran denkt, daß bei den regelmäßigen Gärten
der früheren Perioden Architekt und Gartengestalter
eine Person waren. Es muß dem Architekten be-
sondere Freude gemacht haben, sein Können in solch
kleinen, meist sehr reizvollen und anmutigen Garten-
bauten zu betätigen. Anders wurde es bei Schöpfung
der landschaftlich-malerisch behandelten großen Park-
anlagen. Hierbei trat der Landschaftsgärtner (aus dem
Gärtnerstande, nicht aus Architektenstande hervor-
gegangen) als Spezialist in seinem Beruf auf, er ge-
staltete nach der rasch Mode werdenden Auffassung
damaliger Zeit seine Landschaftsparks; Bauten ver-
langten diese Gärten wenig oder gar nicht; selbst hätte
der Landschaftsgärtner sie ja auch nicht schaffen
können, dazu mangelte ihm meist das Können. Dieser
Mangel an Verständnis für Architektur äußert sich ja
auch darin, daß der Zusammenhang zwischen Schloß und
Park in der landschaftlichen Anlage so oft unorganisch
wirkt. Umgekehrt verloren die Architekten in dieser
Zcitperiode das richtige Verständnis für den Garten,
sie unterschätzten seinen Wert und seine Bedeutung.
Es fielen dem Architekten nur ganz selten bei Garten-
neuschöpfungen irgendwelche Aufgaben zu und es ist
nur natürlich, wenn wir sehen, wie auch der Architekt
zuerst das Interesse und dann das Verständnis für die
kleinen und großen Gartenarchitekturen verliert. Da
gleichzeitig in den nun folgenden Perioden die Bau-