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Die Gartenkunst — 11.1909

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Barth, E.: Friedhof zu Kücknitz für die zum lübeckischen Staat gehörigen Ortschaften Kücknitz, Siems, Herrenwyk, Dummersdorf und Pöppendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0213

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XI, 12

DIE GARTENKUNST.

209

Friedhof zu Kücknitz
für die zum lübeckischen Staat gehörigen Ort
schäften Kücknitz, Siems, Herrenwyk, Dummers-
dorf und Pöppendorf.
Entwurf und Ausführung von E. Barth, Lübeck.
Das zur Anlage des Friedhofs bestimmte Terrain
ist nach allen Seiten durch vorhandene Pflanzung ab-
geschlossen, nach Osten, Süden und Westen durch 3 m
breite Eichenknicks, nach Norden durch Kiefern- und
Fichtenpflanzung. Die Höhengestaltung gleicht einem
Talkessel von ovaler Form, dessen Wände sich etwa
6 m hoch bis fast zu den Grenzen erheben. An der
Nordseite führt die Lübeck-Travemünder Bahn vorbei,
welche aber nicht störend in Erscheinung tritt, weil sie
etwa 7 m vertieft liegt und daher von den Wegen
des Friedhofs aus nicht ge-
sehen werden kann. Von
der Nordseite des Fried-
hofs hat man wertvolle
Blicke auf größere Teiche,
Wiesen und bewaldete An-
höhen jenseits der Bahn.
Die Blicke sind im Entwurf
berücksichtigt.
Um in dieser an land-
schaftlich malerischenNatur-
schönheiten reichen Gegend
einen wirkungsvollen Kon-
trast zu erzielen, wurde
eine streng regelmäßige,
architektonische Gartenge-
staltung bevorzugt, welche
zu gleicher Zeit eine für Be-
erdigungszwecke praktische
Aufteilung und eine große
Belegfähigkeit von 65 %
ermöglichte.
Die Wegeführung ist
dem Terrain angepaßt. Ein
Weg umschließt die Gräber für Erwachsene und führt
annähernd parallel den Grenzen, ein Weg umschließt
die Kindergräber in Ellipsenform, den Horizontalen
gleichlaufend. Zwei Wege durchkreuzen den Friedhof
in diagonaler Richtung, um ihn auf dem kürzesten Wege
durchschreiten zu können. In der Nähe des Eingangs
auf dem höchsten Punkte ist ein Flolzgebäude mit
Strohdach errichtet, welches Aborte und Räume für
die Aufbewahrung der für Beerdigungen notwendigen
Gerätschaften enthält. Ein Raum kann vorübergehend
zur Aufbewahrung von Leichen benutzt werden. In
späterer Zeit wird man mit Zunahme der Ansiedelung
an Stelle des Holzbaues eine Kapelle mit Leichenhalle
bauen müssen. Vor dem Gebäude liegt ein ca. 15 m
breiter Versammlungsplatz, welcher von Silberpappeln
beschattet wird und von Wacholderhecken umgrenzt
ist (vergl. die Bilder Seite 210).
In der Mitte des Geländes sind die Kindergräber

vorgesehen, an diese reihen sich die Grabfelder für
Erwachsene. Erbliche Gräber sind an den Grenzen
mit den Eichenknicks als Hintergrund und in dem
kleinen Wäldchen unter dem Schutz der Kiefern und
Fichten vorgesehen. Alle Gräberreihen sind so ange-
ordnet, daß die Leichen mit dem Kopf nach oben
liegen. Die Grabfelder sind mit niedriger Umpflanzung
versehen, um die Rückseiten der am Rande liegenden
Gräber zu verdecken. Die Umpflanzung ist so gehalten,
daß man durch sie hindurch zu den Gräbern gelangen
kann.
In der Nähe der Kapelle ist ein Brunnen gebohrt.
Das Wasser wird in ein Becken vor dem Brunnen ge-
pumpt und von hier aus mit natürlichem Gefälle in
ein in der Mitte des Talkessels liegendes Bassin ge-
leitet. Unter dem Bassin ist ein Sickerschacht, so
daß es mit Zulauf, Ablauf
und Überlauf eingerichtet
werden konnte. Der Sicker-
schacht nimmt auch die
Abwässer des Friedhofs auf.
Die Gesamtpflanzung
ist so gestaltet, daß die tief
gelegenen Flächen mit nied-
rigen , die hoch gelegenen
mit höher wachsenden Ge-
hölzen bepflanzt sind, um
eine möglichst gute Raum-
wirkung zu erreichen. Diese
Anordnung erstreckt sich
auch auf die Bepflanzung
der Gräber. Die parallel
mit den Knicks laufenden
Wege sind mit Birken be-
pflanzt. Ein Teil der Flä-
chen war schon mit Heide
(Calluna), Kiefern und Fich-
ten bewachsen und ist eben-
so erhalten; die neuge-
pflanzten Gehölze sind zu
diesen passend gewählt, z. B. Wacholder, Schleh-
dorn, Wildrosen, Ebereschen, Birken, Fichten, Kiefern
u. dergl. Gras ist nicht gesät, sondern die im vorigen
Jahre teilweise mit schwachem Roggen bestandenen
Flächen sind unberührt liegen geblieben. Dieses Ver-
fahren hat sich hier gut bewährt. An Stelle des ob-
ligaten Rasens hat sich im Sommer eine mit Blumen
reich übersäte Fläche von selbst gebildet. Besonders
wirkungsvoll und in großen Massen traten hervor:
Skabiose, Grasnelke, Glockenblume, Goldrute, Natter-
kopf, Hundszunge, Hundskamille u. a.
Der Friedhof ist im März und April dieses Jahres
angelegt und zu gleicher Zeit in Benützung genommen.
Seine Gesamtkosten betrugen M. 5500 einschließlich Erd-
und Wegearbeiten, Bepflanzung, Gebäude, Einfriedigung
sowie Be- und Entwässerung. Diese verhältnismäßig
geringen Kosten dürfen natürlich nicht mit denjenigen
für städtische Friedhöfe verglichen werden. Einerseits


Schematische Darstellung einer Rhododendronanpflanzung
im Dulwich-Park.
 
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