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Die Gartenkunst — 11.1909

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Heicke: Hochschule oder Kunstgewerbeschule?: ein Beitrag zur Frage der künstlerischen Ausbildung des Gartenarchitekten
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Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0021

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XI, 1

DIE GARTENKUNST.

17

Studien obliegen, auch wirklich Nutzen und künstlerische Förde-
rung erfahren. Wir haben ja schon recht beweiskräftige Bei-
spiele — die Namen brauche ich wohl kaum zu nennen. Ich
möchte nur an den Schillerparkwettbewerb erinnern!
Und wenn gesagt wird, daß man das gleiche Ziel auch
durch entsprechenden Ausbau der Gärtnerlehranstalten, insbe-
sondere der Dahlemer Anstalt erreichen könnte und deshalb
allen Einfluß nach dieser Richtung einsetzen müsse, so ist dem
entgegen zu halten, daß dadurch nur die beklagenswerte Ab-
sonderung der Gartenkunst von den übrigen Künsten, die schon
so vielen Schaden angerichtet hat, verstärkt wird.
Es ist eine unbeweisbare Forderung, daß die jungen
Kräfte, welche sich unserer Kunst widmen wollen, weit mehr
in innige Berührung mit dem gesamten Kunstgewerbe und
der Architektur gebracht werden müssen, als es bisher der
Fall war, und das kann nur auf dem Wege des Anschlusses
an die Kunstgewerbeschulen erreicht werden. Darin soll durch-
aus keine Unterschätzung der Gärtnerlehranstalten für die
fachliche Berufsbildung liegen.
Und noch eins! Wenn es eines Beweises bedurfte, daß
es uns wirklich und ernsthaft um die Hebung der beruflichen
Tüchtigkeit, um eine künstlerische Vervollkommnung unseres
jungen Nachwuchses zu tun ist und nicht, wie Herr Ministerial-
direktor Thiel meint, um die Durchsetzung sogenannter Dignitäts-
und Gehaltsvorteile, — dann dürfte mit dem Beschlüsse der
Potsdamer Hauptversammlung der Beweis erbracht sein. Denn
es sind alle Bestrebungen auf Erlangung äußerlicher Standes-
vorteile und dergleichen bei dem erstrebten Anschlüsse an
die Kunstgewerbeschule mit klarer Erkenntnis und in vollem
Bewußtsein beiseite gesetzt worden und nur als Ziel die
Hebung der inneren Berufstüchtigkeit, die Hebung der künst-
lerischen Leistungsfähigkeit ins Auge gefaßt. Dazu soll uns
dieser erste Schritt führen— er sei getan in derVoraus-
setzung, daß uns der nächste an das weiter ge-
steckte und nicht aufgegebene Endziel bringt!
Heicke.

Wettbewerbe.

Wettbewerb Johannistal Eisenach. Der von der Stadt
Eisenach ausgeschriebene Wettbewerb zur Erlangung von Vor-
schlägen für die landhausmäfiige Bebauung des malerischen
Johannistales, zu dem aus allen Teilen Deutschlands 74 Arbeiten
eingelaufen waren, hat seine Erledigung gefunden. Das Preis-
gericht hat folgende Entscheidung gefällt:
Der erste Preis (2500 Mk.) wurde dem Entwürfe des
Architekten Peter Andreas Hansen, München (Kennwort
„Johannes") zuerkannt. Den zweiten Preis (1200 Mk.) erhielten
Architekt Cartobius und Stadtgeometer Schypulla, Eisenach
und den dritten Preis (600 Mk.) Architekt Borkowski, Barmen.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Arbeiten von O. Meffert-
Barmen, von Oberbau-Assistent Lohmann-Elberfeld und von
Salzmann und Ganglin, Architekten, und E. Hardt, Garten-
architekt, Düsseldorf.
Die Preisträger sind von dem Standpunkte ausgegangen,
das anmutige Landschaftsbild, soweit es sich besonders von
der Wartburg aus den Blicken darbietet, möglichst unberührt
zu lassen und namentlich die vorderen Talabhänge freizuhalten.
Hansen, München, will außerdem die Eigenart des lieblichen
Tales dadurch möglichst wahren, daß er eine größere Wiesen-
fläche im vorderen Teile, wie auch in der Gegend, wo das
Tal eine rechtwinkelige Biegung macht, unbebaut läßt. Von
dem 18,4 Hektar großen Gelände will sein Entwurf 6,9 Hektar,
der zweite 6,35 Hektar und der dritte 4,5 Hektar bebaut
wissen. H.

Wettbewerb Wallanlage Lüneburg. Zur Erlangung von
Entwürfen für die gartenkünstlerische Ausgestaltung eines Teiles
des Wallgrundes am „Bardewicker Wall“ schreibt der Ma-
gistrat in Lüneburg einen Wettbewerb mit Frist bis zum
28. Februar d. J. aus.
Es handelt sich hier um die Ausbildung eines etwas
über 2 Hektar großen Teiles des alten Befestigungsgeländes
der Stadt; er ist etwa 250 m lang bei etwa 100 m mittlerer
Breite. Auf der Südseite wird er begrenzt durch den Barde-
wicker Wall mit alten Lindenbäumen und Resten der alten
Stadtmauer. Der Höheunterschied zwischen der Wallkrone
und dem Wallgrunde beträgt etwa 16 m. Nördlich sind Villen-
grundstücke, die an das Wallgelände anstoßen sollen, vorge-
sehen, westlich wird die Anlage durch eine vorspringende
Bastion begrenzt. Etwa in der Mitte soll eine aus dem Stadt-
innern kommende Straße durch die Wallanlage fortgeführt
werden und zwar machen es die Höhenverhältnisse erforder-
lich, daß sie durch den Wall als Tunnel geführt wird, um dann
den Wallgrund auf einer Brücke zu überschreiten. Man sieht
aus alledem, daß es sich um die Lösung einer außerordentlich
reizvollen Aufgabe handelt.
Dabei sind die Bedingungen des Wettbewerbes recht an-
nehmbar. Die Preise (3 Preise zu 1000, 300 und 200 Mk.)
stehen in angemessenem Verhältnis zu dem Umfang der ver-
langten Arbeit. Preisrichter sind Bürgervorsteher Justizrat
Egersdorff, Baurat Kampf und Senator Lehmann zu Lüneburg,
Garteninspektor Heins aus Bremen und Hofgärtner Pick aus
Herrenhausen. H.
Wetterwerb Frauenplan Eisenach. Auch dieser Wett-
erwerb, der vom Vorstande des Verschönerungsvereins in
Eisenach ausgeschrieben worden ist, bezieht sich auf eine städte-
baulich wie gartenkünstlerisch interessante, aber nicht leichte Auf-
gabe. Der Frauenplan — ein etwa 160 Meter langer Straßenzug
von 14 bis 32 Meter wechselnder Breite mit einer etwa 60 Meter
breiten platzartigen Erweiterung am unteren Ende liegt im
ältesten Teile von Eisenach. Er steigt in ost-westlicher Richtung
um etwa 23 Meter an. Er soll mit Anlagen und Anpflanzungen
ausgestattet werden. Dabei können auch Vorschläge für zweck-
mäßige Führung der Baufluchtlinien gemacht werden. Die An-
lage soll in einfachem Rahmen gehalten und für etwa 15000 Mark
ausführbar sein. Diese Bestimmung ist wertvoll, denn sie zwingt
zu maßvoller Beschränkung, die nirgends mehr am Platze ist
als hier.
Gefordert werden ein Lageplan in 1:200 (gleich der
gelieferten Unterlage) und soweit zum Verständnis erforderlich,
Profilskizzen und Detailzeichnungen. Einlieferungstermin ist der
15. Februar d. J.
An Preisen sind ausgesetzt drei Preise von 200, 150 und
100 Mark. Einige weitere Entwürfe können zum Preise von
100 Mark angekauft werden. Wenn schon diese Preise nicht
im richtigen Verhältnis zu der gestellten Aufgabe,., stehen, so
mag doch manchen die Eigenart der Aufgabe zur Beteiligung
reizen.
Dagegen muß die Zusammensetzung des Preisgerichtes
entschieden beanstandet werden, um so mehr als die Angelegen-
heit für die Erhaltung des Stadtbildes des alten Eisenach von
einschneidender Bedeutung ist. Dem Preisgericht gehören an
Oberlandforstmeister Stoetzer, Baumeister Herr und Gärtnerei-
besitzer Märtens vom Vorstand des Verschönerungsvereins,
Oberbürgermeister Schmieder, Justizrat Dr. Wernick, Land-
gerichtsrat Lincke und Architekt Freitag von den städtischen
Behörden. Im Interesse der Sache wäre es sehr zu begrüßen,
wenn die ausschreibende Stelle sich dazu entschließen möchte,
das Preisgericht durch Berufung einiger weiten Kreisen be-
kannter Autoritäten auf gartenkünstlerischem und städtebau-
lichem Gebiete zu ergänzen. H.
 
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