XI, 3
DIE GARTENKUNST.
39
W. Hennings, Hannover: Hausgarten. (Schaubild i zu dem Grundriß 2, Seite 41.)
Freie Pflanzung im Hausgarten.
Von K. Krone, Hannover.
Der neuerdings nachdrücklichst hervorgekehrte
Begriff der erweiterten Wohnung erscheint eigentlich
in grob - sinnlicher Art gedeutet, sobald man die un-
bedingte Herrschaft des architektonischen Prinzipes
damit zu begründen trachtet. Dann entspräche wohl
die regelmäßige Felderung dem Bauriß, die abteilende
und umschließende Hecke den „vier Wänden“, der
Laubengang dem Korridor; — und die so nachbildeten,
hätten am wenigsten Grund, die angebliche Kopierung
von Hügeln und Tälern im Garten zu verhöhnen.
Hüben wie drüben gälte ein wesensfremdes Vorbild.
„Wir betrachten den Garten als ein Kunstwerk seiner
eigenen Art, dessen Schönheit auf der glücklichen und
effektvollen Verwendung seiner eigenen, ihm eigentüm-
lichen Mittel beruht.“ So knapp und klar wie Jakob
von Falke hat keiner noch die Theorie des Gartens
hingesetzt.
Allzulange hat der architektonische Garten brach
gelegen, doch nun man mit Eifer ihn zu. bestellen
begann, da sprießt und treibt es üppig hervor aus dem
schier jungfräulichen Boden und greift hinüber und
überwuchert das tüchtig abgeackerte Gebiet des Land-
schaftsgartens. Das ist die Kraft der Reaktion, die
vielfältig vorhergesagte. Aber die besonnene Sach-
kunde, die in der Zeit der Parkbegeisterung das Lust-
stück (Parterre), die Laube und den Schattengang,
Terrasse, Brüstung, Wasserkunst und Zierbau nicht
untergehen ließ und die Wandlungen der Entwickelung
aus der Geschichte zu werten gelernt hat, wird kost-
bare Kulturwerte vom Augenblickserfolg nicht über-
wuchern und ersticken lassen. Denn der Parkgarten
ist etwas Selbständiges und Gewordenes, das auch in
dem geringen Ausmaß eines bürgerlichen Hausgartens
an Berechtigung nicht einbüßt. — Nur muß er sein
und nicht vor st eilen. Ist es denn nötig, im Vor-
gärtlein, das nur der unregelmäßig vorspringenden
Fassade willen für Kunstformen keinen Heftpunkt bot
und darum mit Zierhölzern und Stauden regellos, aber
ästhetischem Empfinden gemäß besetzt wurde (Plan 1
S. 41), die ganze, alte „natürliche“ Park-Genesis zwischen
Bauflucht und Pflaster wirksam werden zu lassen ?!
Und, um bei dem vorgelegten Beispiele zu bleiben,
die den vortretenden Baukörper betonenden Koniferen-
solitärs oder die Besäumung der Zuwegung dann als
Ausweise der „Kunst“ in der „erhalten gebliebenen
Natur“ zu deuten ? — Es ist die Genesis eine Esels-
brücke , die schwerem Begreifen und mangelndem
Empfinden geschlagen wurde, die aber just so bequem
auch den Tadlern und Verneinern diente. Man breche
sie ab. Es ist Zeit.
Nach freiem Prinzip und gebundenem soll
man zu schaffen sich gewöhnen (wie Dichtung äußer-
lich geschieden wird nach freier und gebundener Form).
Dann fallen die Redensarten von der „Herrschaft der
DIE GARTENKUNST.
39
W. Hennings, Hannover: Hausgarten. (Schaubild i zu dem Grundriß 2, Seite 41.)
Freie Pflanzung im Hausgarten.
Von K. Krone, Hannover.
Der neuerdings nachdrücklichst hervorgekehrte
Begriff der erweiterten Wohnung erscheint eigentlich
in grob - sinnlicher Art gedeutet, sobald man die un-
bedingte Herrschaft des architektonischen Prinzipes
damit zu begründen trachtet. Dann entspräche wohl
die regelmäßige Felderung dem Bauriß, die abteilende
und umschließende Hecke den „vier Wänden“, der
Laubengang dem Korridor; — und die so nachbildeten,
hätten am wenigsten Grund, die angebliche Kopierung
von Hügeln und Tälern im Garten zu verhöhnen.
Hüben wie drüben gälte ein wesensfremdes Vorbild.
„Wir betrachten den Garten als ein Kunstwerk seiner
eigenen Art, dessen Schönheit auf der glücklichen und
effektvollen Verwendung seiner eigenen, ihm eigentüm-
lichen Mittel beruht.“ So knapp und klar wie Jakob
von Falke hat keiner noch die Theorie des Gartens
hingesetzt.
Allzulange hat der architektonische Garten brach
gelegen, doch nun man mit Eifer ihn zu. bestellen
begann, da sprießt und treibt es üppig hervor aus dem
schier jungfräulichen Boden und greift hinüber und
überwuchert das tüchtig abgeackerte Gebiet des Land-
schaftsgartens. Das ist die Kraft der Reaktion, die
vielfältig vorhergesagte. Aber die besonnene Sach-
kunde, die in der Zeit der Parkbegeisterung das Lust-
stück (Parterre), die Laube und den Schattengang,
Terrasse, Brüstung, Wasserkunst und Zierbau nicht
untergehen ließ und die Wandlungen der Entwickelung
aus der Geschichte zu werten gelernt hat, wird kost-
bare Kulturwerte vom Augenblickserfolg nicht über-
wuchern und ersticken lassen. Denn der Parkgarten
ist etwas Selbständiges und Gewordenes, das auch in
dem geringen Ausmaß eines bürgerlichen Hausgartens
an Berechtigung nicht einbüßt. — Nur muß er sein
und nicht vor st eilen. Ist es denn nötig, im Vor-
gärtlein, das nur der unregelmäßig vorspringenden
Fassade willen für Kunstformen keinen Heftpunkt bot
und darum mit Zierhölzern und Stauden regellos, aber
ästhetischem Empfinden gemäß besetzt wurde (Plan 1
S. 41), die ganze, alte „natürliche“ Park-Genesis zwischen
Bauflucht und Pflaster wirksam werden zu lassen ?!
Und, um bei dem vorgelegten Beispiele zu bleiben,
die den vortretenden Baukörper betonenden Koniferen-
solitärs oder die Besäumung der Zuwegung dann als
Ausweise der „Kunst“ in der „erhalten gebliebenen
Natur“ zu deuten ? — Es ist die Genesis eine Esels-
brücke , die schwerem Begreifen und mangelndem
Empfinden geschlagen wurde, die aber just so bequem
auch den Tadlern und Verneinern diente. Man breche
sie ab. Es ist Zeit.
Nach freiem Prinzip und gebundenem soll
man zu schaffen sich gewöhnen (wie Dichtung äußer-
lich geschieden wird nach freier und gebundener Form).
Dann fallen die Redensarten von der „Herrschaft der