XI, 1
DIE GARTENKUNST.
19
Klein Wannsee. Mitte September vorigen Jahres schon
war es, als die Gruppe Brandenburg der Deutschen Gesell-
schaft für Gartenkunst gemeinsam mit dem Verein Deutscher
Gartenkünstler einer Einladung Willy Langes folgend Klein
Wannsee besuchte, um an Ort und Stelle die dort unter seiner
Oberleitung entstehenden Anlagen der Firma Kühn und Solbrig
zu besichtigen. Ich hatte immer gehofft, daß ein Berufenerer
als ich, sein ehemaliger Schüler, sich finden möge, um diesen
herrlichen Sommernachmittag mit dem, was wir dort gesehen,
zu schildern, aber vergebens, und so muß ich denn als ge-
wissenhafter Schriftführer diesen Ausflug noch vor Abschluß
des Geschäftsjahres
protokollarisch festle-
gen, einmal um die
Aufzeichnungen der
Gruppe zu vervollstän-
digen , zum anderen
aber auch schon aus
dem Grunde, um der
Gruppe nicht nach-
sagen zu lassen, wir
wollten diesen gemein-
samen Ausflug tot-
schweigen, wozu doch
wahrlich kein Grund,
vorliegt, nein das Ge-
genteil ist der Fall,
denn wir würden
sicherlich gern jede
Gelegenheit benützen,
die uns geboten wird,
um den gleichen Zie-
lennachzustreben. Nur
der Kritik muß ich
mich enthalten, denn
die steht dem Schüler
nicht zu am Werke
des Meisters; darum
hätte ich den Bericht
gern einer berufeneren
Feder überlassen.
Unser geschätz-
ter Führer leitete uns
zunächst nach einer
von ihm umgearbeite-
ten Anlage, vor deren
Besichtigung er in
kurzen Worten den
Zweck der Einladung
schilderte, die den
schaffenden Berufsge-
nossen Gelegenheit ge-
ben sollte, einmal einen
Einblick zu tun in das,
was er wolle, um dann
ein wenig das Vorur-
teil zu mildern, wel-
ches man seinem Stre-
ben nach Naturwahrheit und Naturmöglichkeit in den von ihm
geschaffenen Gärten entgegenbringe. Nach dem Rundgang, bei
welchem Herr Lange an verschiedenen Stellen weitere Er-
klärungen gab, führte er uns zurück nach dem eigentlichen Klein
Wannsee, um uns dort die Neuanlagen auf den Grundstücken
in der Bismarckstraße eingehend zu zeigen.
Überall versuchte er an den doch erst im Entstehen be-
griffenen Anlagen das zu erläutern, was er bezweckt habe,
und was er zu erreichen suche, indem er verschiedentlich
betonte, daß mancher schöne Gedanken der Eigenart und
den Wünschen der Besitzer gegenüber habe unausgeführt
bleiben müssen, daß aber auch mancher kleine Trupp Stauden
oder sonst etwas häufig erst den Besitzer auf den Geschmack
bringen müßte und ihn anregen sollte, neue Opfer zu bringen
für die weitere Ausgestaltung des Gartens.
D.n Schluß bildete dann der Besuch des Langeschen
Gartens selbst. Konnte die vorgeschrittene Jahreszeit uns auch
kein vollständiges Bild mehr geben von der Mannigfaltigkeit
und der gewissen Eigenart, der gewollten Naturwahrheit der
Langeschen Gärten, so war es hier doch schon am deutlich-
sten sichtbar, wie sich unser Führer sein Gartenideal denkt.
Während einer kleinen Erfrischung, die uns hier gereicht
wurde, und nachdem jeder Muße gehabt hatte das Gesehene
noch einmal im Gedanken Revue passieren zu lassen, dankte
Herr Hofgärtner Hoff-
mann unserem lie-
benswürdigen Führer
für den genußreichen
Nachmittag, den wir
hatten verleben dürfen.
Ein kürzer Besuch galt
noch Kleists Grabe,
ehe es nach Berlin zu-
rückging. Möge dieser
Besuch Klein-Wann-
sees Langes Wunsch
in Erfüllung gehen
lassen, daß das Ge-
sehene recht Viele
seinem Wollen näher
bringt.
Petersen,
Marienfelde.
Bücherschau.
Fritz Loescher,
Leitfaden der Land-
schaftsphotographie.
Berlin 1908. Verlag
von Gustav Schmidt,
(vorm. Rob. Oppen-
heim). Erfreulicher-
weise nimmt die Hand-
habung der Kamera
unter denen, die aus
Beruf oder Neigung
sich mit dem Gestalten
von Gärten befassen,
ständig zu und die
Deutsche Gesellschaft
für Gartenkunst hat in
richtiger Würdigung
der Bedeutung dieser
Sache die Veranstal-
tung von photographi-
schen Wettbewerben
in das Programm ihrer Tätigkeit aufgenommen, deren erster
im Jahre 1907 eine wider Erwarten gute Beteiligung und ein
sehr erfreuliches Ergebnis gehabt hat. Die eingegangenen
Bilder lieferten den Beweis einer teilweise recht weitgehenden
Fertigkeit in der technischen Behandlung und eines sachlich
bleibenden künstlerischen Verständnisses für die bei der Aus-
übung des Photographierens zu erreichende Bildwirkung.
Wenn ich von sachlich bleibendem künstlerischem Verständnis
in diesem Zusammenhänge spreche, so will ich damit betonen,
daß die eingelieferten Bilder davon zeugten, daß ihre Ver-
fertiger einen geschulten Blick bei der Auswahl und Behand-
lung ihrer Motive bewiesen hatten, ohne in den Fehler zu ver-
fallen, durch allerhand Mittelchen den Aufnahmen eine äußer-
Wintersonne.
Aufnahme von J. Steidel, Berlin. Aus „Deutscher Kamera-Almanach 1909“.
DIE GARTENKUNST.
19
Klein Wannsee. Mitte September vorigen Jahres schon
war es, als die Gruppe Brandenburg der Deutschen Gesell-
schaft für Gartenkunst gemeinsam mit dem Verein Deutscher
Gartenkünstler einer Einladung Willy Langes folgend Klein
Wannsee besuchte, um an Ort und Stelle die dort unter seiner
Oberleitung entstehenden Anlagen der Firma Kühn und Solbrig
zu besichtigen. Ich hatte immer gehofft, daß ein Berufenerer
als ich, sein ehemaliger Schüler, sich finden möge, um diesen
herrlichen Sommernachmittag mit dem, was wir dort gesehen,
zu schildern, aber vergebens, und so muß ich denn als ge-
wissenhafter Schriftführer diesen Ausflug noch vor Abschluß
des Geschäftsjahres
protokollarisch festle-
gen, einmal um die
Aufzeichnungen der
Gruppe zu vervollstän-
digen , zum anderen
aber auch schon aus
dem Grunde, um der
Gruppe nicht nach-
sagen zu lassen, wir
wollten diesen gemein-
samen Ausflug tot-
schweigen, wozu doch
wahrlich kein Grund,
vorliegt, nein das Ge-
genteil ist der Fall,
denn wir würden
sicherlich gern jede
Gelegenheit benützen,
die uns geboten wird,
um den gleichen Zie-
lennachzustreben. Nur
der Kritik muß ich
mich enthalten, denn
die steht dem Schüler
nicht zu am Werke
des Meisters; darum
hätte ich den Bericht
gern einer berufeneren
Feder überlassen.
Unser geschätz-
ter Führer leitete uns
zunächst nach einer
von ihm umgearbeite-
ten Anlage, vor deren
Besichtigung er in
kurzen Worten den
Zweck der Einladung
schilderte, die den
schaffenden Berufsge-
nossen Gelegenheit ge-
ben sollte, einmal einen
Einblick zu tun in das,
was er wolle, um dann
ein wenig das Vorur-
teil zu mildern, wel-
ches man seinem Stre-
ben nach Naturwahrheit und Naturmöglichkeit in den von ihm
geschaffenen Gärten entgegenbringe. Nach dem Rundgang, bei
welchem Herr Lange an verschiedenen Stellen weitere Er-
klärungen gab, führte er uns zurück nach dem eigentlichen Klein
Wannsee, um uns dort die Neuanlagen auf den Grundstücken
in der Bismarckstraße eingehend zu zeigen.
Überall versuchte er an den doch erst im Entstehen be-
griffenen Anlagen das zu erläutern, was er bezweckt habe,
und was er zu erreichen suche, indem er verschiedentlich
betonte, daß mancher schöne Gedanken der Eigenart und
den Wünschen der Besitzer gegenüber habe unausgeführt
bleiben müssen, daß aber auch mancher kleine Trupp Stauden
oder sonst etwas häufig erst den Besitzer auf den Geschmack
bringen müßte und ihn anregen sollte, neue Opfer zu bringen
für die weitere Ausgestaltung des Gartens.
D.n Schluß bildete dann der Besuch des Langeschen
Gartens selbst. Konnte die vorgeschrittene Jahreszeit uns auch
kein vollständiges Bild mehr geben von der Mannigfaltigkeit
und der gewissen Eigenart, der gewollten Naturwahrheit der
Langeschen Gärten, so war es hier doch schon am deutlich-
sten sichtbar, wie sich unser Führer sein Gartenideal denkt.
Während einer kleinen Erfrischung, die uns hier gereicht
wurde, und nachdem jeder Muße gehabt hatte das Gesehene
noch einmal im Gedanken Revue passieren zu lassen, dankte
Herr Hofgärtner Hoff-
mann unserem lie-
benswürdigen Führer
für den genußreichen
Nachmittag, den wir
hatten verleben dürfen.
Ein kürzer Besuch galt
noch Kleists Grabe,
ehe es nach Berlin zu-
rückging. Möge dieser
Besuch Klein-Wann-
sees Langes Wunsch
in Erfüllung gehen
lassen, daß das Ge-
sehene recht Viele
seinem Wollen näher
bringt.
Petersen,
Marienfelde.
Bücherschau.
Fritz Loescher,
Leitfaden der Land-
schaftsphotographie.
Berlin 1908. Verlag
von Gustav Schmidt,
(vorm. Rob. Oppen-
heim). Erfreulicher-
weise nimmt die Hand-
habung der Kamera
unter denen, die aus
Beruf oder Neigung
sich mit dem Gestalten
von Gärten befassen,
ständig zu und die
Deutsche Gesellschaft
für Gartenkunst hat in
richtiger Würdigung
der Bedeutung dieser
Sache die Veranstal-
tung von photographi-
schen Wettbewerben
in das Programm ihrer Tätigkeit aufgenommen, deren erster
im Jahre 1907 eine wider Erwarten gute Beteiligung und ein
sehr erfreuliches Ergebnis gehabt hat. Die eingegangenen
Bilder lieferten den Beweis einer teilweise recht weitgehenden
Fertigkeit in der technischen Behandlung und eines sachlich
bleibenden künstlerischen Verständnisses für die bei der Aus-
übung des Photographierens zu erreichende Bildwirkung.
Wenn ich von sachlich bleibendem künstlerischem Verständnis
in diesem Zusammenhänge spreche, so will ich damit betonen,
daß die eingelieferten Bilder davon zeugten, daß ihre Ver-
fertiger einen geschulten Blick bei der Auswahl und Behand-
lung ihrer Motive bewiesen hatten, ohne in den Fehler zu ver-
fallen, durch allerhand Mittelchen den Aufnahmen eine äußer-
Wintersonne.
Aufnahme von J. Steidel, Berlin. Aus „Deutscher Kamera-Almanach 1909“.