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DIE GARTENKUNST.
XI, 1
liehe Ähnlichkeit mit von Künstlerhand gemalten Bildern zu
verleihen. Es geschieht das heute vielfach unter dem Einflüsse
jener Richtung unter den Photographen, die die Photographie
der bildenden Kunst an die Seite stellen wollen und den
mechanischen Prozeß der Bilderzeugung durch die Linse auf
eine untergeordnete Stufe herabdrücken zugunsten der Ent-
faltung der persönlichen Auffassung des gestaltenden Geschmacks.
Ihr Ziel ist nicht der geistlose Naturabklatsch, sondern das
geschaffene Werk.
Gewiß hat diese Auffassung etwas sehr Verlockendes, und
wo mit Ernst und Verständnis danach gearbeitet wird, kommen
tatsächlich Bilder zustande,
die man unbedenklich guten
Gemälden an die Seite stel-
len kann. Aber es liegt auch
eine große Gefahr darin.
Vielfach glaubt der Amateur
in Äußerlichkeiten, durch
entsprechende Handhabung
des Kopierverfahrens, durch
absichtlich herbeigeführte Un-
schärfe, durch die Wahi und
den Ton des Papiers u. dgl
diesen künstlerischen Ein-
druck hervorrufen zu können
und das ist verfehlt. Ich bin
einer der letzten, die leugnen
wollen, auch bei der Hand-
habung der Kamera könne
man sich wahrhaft künstle-
risch betätigen. Aber es muß
dann der innere Gehalt des
Bildes, die Wahl und Auf-
fassung des Motivs und seine
Verwertung zum Bild die
Künstlerschaft des Lichtbild-
ners zum Ausdruck bringen,
nicht aber die äußerliche
Mache.
Es ist mir nun eine
sehr angenehme Wahrneh-
mung, daß in dem Leitfaden
der Landschaftsphotographie
von Fritz Loescher, der eben
in 3. Auflage im Verlag von
Gustav Schmidt in Berlin
erschienen ist, diese meine
Auffassung sehr entschieden
vertreten ist. Es empfiehlt
diese ruhige Sachlichkeit
meines Erachtens das Werk
außerordentlich. Ich habe
die Kapitel „Wie sollen wir
photographieren“, „Das Mo-
tiv“ und andere, die hierfür
besonders in Betracht kommen, mit wirklichem Genuß gelesen
und möchte das Werk schon aus diesem Grunde allen Freunden
der Landschaftsphotographie mit besonderer Wärme empfehlen.
Auch in vieler anderer Hinsicht ist das, was der Ver-
fasser — er ist leider am 5. August 1908, erst 35 Jahre alt,
gestorben — sagt, gerade für unsere Zwecke sehr beachtens-
wert. Ich hebe das Kapitel über das Format hervor, wo er
den Vorzug größerer Aufnahmeformate gegenüber den Ver-
größerungen kleiner Negative betont und . auf den Reichtum
an Tönen, auf die bessere Abstufung von höchstem Licht zum
tiefsten Schatten der ersteren, die oft unvermeidliche Vergrö-
berung der letzteren hinweist. Nicht minder wertvoll sind die
praktischen Anleitungen und Ratschläge, die sich in allen Ab-
schnitten finden und die auch demjenigen, der schon zu einer
gewissen Sicherheit und Übung in der Handhabung der Kamera
und einer hinlänglichen Vertrautheit mit den einzelnen Hand-
griffen und Maßnahmen bei der Aufnahme und der Bildher-
stellung gelangt ist, manchen wertvollen Fingerzeig geben.
Für jeden, der sich mit ernstem Streben der Ausübung der
Landschaftsphotographie hingeben will, kann das Buch als
zuverlässiger Führer nicht warm genug empfohlen werden.
Deutscher Kamera-Almanach. Ein Jahrbuch für die Photo-
graphie unserer Zeit. Begründet von Fritz Loescher. 5. Band für
das Jahr 1909. Vollendet von Otto Ewel. Verlag von Gustav
Schmidt. Berlin. — Gibt der vorhin besprochene Leitfaden
eine zusammenfassende Anleitung für das besondere Gebiet der
Landschaftsphotographie, so
finden wir in dem Almanach
eine in losem Zusammen-
hang aneinander gereihte
Anzahl von Abhandlungen
über einzelne Gebiete der
Photographieim allgemeinen,
die aber doch wieder nach
einer bestimmten Tendenz
ausgewählt und durch sie
miteinander in Zusammen-
hang gebracht sind. Einige
Kapitel, die für uns beson-
deres Interesse haben, seien
aus dem reichen Inhalte ge-
nannt : Pflanzenleben und
Kamera — Einiges über das
Photographieren auf Reisen
- der Himmel im Land-
schaftsbilde. In der Abhand-
lung ,,Photographie und
Schule'“ wird der Standpunkt
vertreten, daß die gedanken-
lose Knipserei, welche un-
bestreitbar in weiten Kreisen
der Liebhaber-Photographen
noch immer an der Tages-
ordnung ist, durch frühzeitige
Heranziehung der Jugend —
zunächst vielleicht der höhe-
ren Schulen — bekämpft und
auf diesem Wege den her-
anwachsenden jungen Leu-
ten, die auch der Landschaft
gegenüber schon eine be-
denkliche Blasiertheit be-
sitzen und allenfalls durch
eine Reise nach Italien und
dergleichen gereizt werden
können, für die Schönheiten
der Heimat die Sinne ge-
schärft und die Augen ge-
öffnet werden können — ein
unzweifelhaft richtiger Ge-
danken ! — Wir empfehlen auch den Almanach, der zudem
über anderthalbhundert vorzügliche Aufnahmen aus allen Ge-
bieten in mustergültiger Wiedergabe bietet, der eingehendsten
Beachtung und Benutzung.
Dr. E. Vogel, Taschenbuch der Photographie. Ein Leit-
faden für Anfänger und Fortgeschrittene. Bearbeitet von Paul
Hanneke. 19. und 20. Auflage. Verlag von Gustav Schmidt.
Berlin 1908. — Es bedarf dieses Handbuch keiner besonderen
Empfehlung mehr. Kaum einen unter den ernsthaften Anhängern
der Photographie wird es geben, der nicht wenigstens einen
Teil seines Wissens diesem Buche verdankt. Daß es in seiner
neuen Auflage — 67.-74. Tausend! — manche Verbesserung
und Ergänzung erfahren hat, darf bei der bekannten Rührigkeit
seiner Herausgeber und Verleger als selbstverständlich be-
trachtet werden. H.
Nach dem Gewitter.
Aus „Leitfaden der Landschaftsphotographie“ von Fr. Loescher.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.
DIE GARTENKUNST.
XI, 1
liehe Ähnlichkeit mit von Künstlerhand gemalten Bildern zu
verleihen. Es geschieht das heute vielfach unter dem Einflüsse
jener Richtung unter den Photographen, die die Photographie
der bildenden Kunst an die Seite stellen wollen und den
mechanischen Prozeß der Bilderzeugung durch die Linse auf
eine untergeordnete Stufe herabdrücken zugunsten der Ent-
faltung der persönlichen Auffassung des gestaltenden Geschmacks.
Ihr Ziel ist nicht der geistlose Naturabklatsch, sondern das
geschaffene Werk.
Gewiß hat diese Auffassung etwas sehr Verlockendes, und
wo mit Ernst und Verständnis danach gearbeitet wird, kommen
tatsächlich Bilder zustande,
die man unbedenklich guten
Gemälden an die Seite stel-
len kann. Aber es liegt auch
eine große Gefahr darin.
Vielfach glaubt der Amateur
in Äußerlichkeiten, durch
entsprechende Handhabung
des Kopierverfahrens, durch
absichtlich herbeigeführte Un-
schärfe, durch die Wahi und
den Ton des Papiers u. dgl
diesen künstlerischen Ein-
druck hervorrufen zu können
und das ist verfehlt. Ich bin
einer der letzten, die leugnen
wollen, auch bei der Hand-
habung der Kamera könne
man sich wahrhaft künstle-
risch betätigen. Aber es muß
dann der innere Gehalt des
Bildes, die Wahl und Auf-
fassung des Motivs und seine
Verwertung zum Bild die
Künstlerschaft des Lichtbild-
ners zum Ausdruck bringen,
nicht aber die äußerliche
Mache.
Es ist mir nun eine
sehr angenehme Wahrneh-
mung, daß in dem Leitfaden
der Landschaftsphotographie
von Fritz Loescher, der eben
in 3. Auflage im Verlag von
Gustav Schmidt in Berlin
erschienen ist, diese meine
Auffassung sehr entschieden
vertreten ist. Es empfiehlt
diese ruhige Sachlichkeit
meines Erachtens das Werk
außerordentlich. Ich habe
die Kapitel „Wie sollen wir
photographieren“, „Das Mo-
tiv“ und andere, die hierfür
besonders in Betracht kommen, mit wirklichem Genuß gelesen
und möchte das Werk schon aus diesem Grunde allen Freunden
der Landschaftsphotographie mit besonderer Wärme empfehlen.
Auch in vieler anderer Hinsicht ist das, was der Ver-
fasser — er ist leider am 5. August 1908, erst 35 Jahre alt,
gestorben — sagt, gerade für unsere Zwecke sehr beachtens-
wert. Ich hebe das Kapitel über das Format hervor, wo er
den Vorzug größerer Aufnahmeformate gegenüber den Ver-
größerungen kleiner Negative betont und . auf den Reichtum
an Tönen, auf die bessere Abstufung von höchstem Licht zum
tiefsten Schatten der ersteren, die oft unvermeidliche Vergrö-
berung der letzteren hinweist. Nicht minder wertvoll sind die
praktischen Anleitungen und Ratschläge, die sich in allen Ab-
schnitten finden und die auch demjenigen, der schon zu einer
gewissen Sicherheit und Übung in der Handhabung der Kamera
und einer hinlänglichen Vertrautheit mit den einzelnen Hand-
griffen und Maßnahmen bei der Aufnahme und der Bildher-
stellung gelangt ist, manchen wertvollen Fingerzeig geben.
Für jeden, der sich mit ernstem Streben der Ausübung der
Landschaftsphotographie hingeben will, kann das Buch als
zuverlässiger Führer nicht warm genug empfohlen werden.
Deutscher Kamera-Almanach. Ein Jahrbuch für die Photo-
graphie unserer Zeit. Begründet von Fritz Loescher. 5. Band für
das Jahr 1909. Vollendet von Otto Ewel. Verlag von Gustav
Schmidt. Berlin. — Gibt der vorhin besprochene Leitfaden
eine zusammenfassende Anleitung für das besondere Gebiet der
Landschaftsphotographie, so
finden wir in dem Almanach
eine in losem Zusammen-
hang aneinander gereihte
Anzahl von Abhandlungen
über einzelne Gebiete der
Photographieim allgemeinen,
die aber doch wieder nach
einer bestimmten Tendenz
ausgewählt und durch sie
miteinander in Zusammen-
hang gebracht sind. Einige
Kapitel, die für uns beson-
deres Interesse haben, seien
aus dem reichen Inhalte ge-
nannt : Pflanzenleben und
Kamera — Einiges über das
Photographieren auf Reisen
- der Himmel im Land-
schaftsbilde. In der Abhand-
lung ,,Photographie und
Schule'“ wird der Standpunkt
vertreten, daß die gedanken-
lose Knipserei, welche un-
bestreitbar in weiten Kreisen
der Liebhaber-Photographen
noch immer an der Tages-
ordnung ist, durch frühzeitige
Heranziehung der Jugend —
zunächst vielleicht der höhe-
ren Schulen — bekämpft und
auf diesem Wege den her-
anwachsenden jungen Leu-
ten, die auch der Landschaft
gegenüber schon eine be-
denkliche Blasiertheit be-
sitzen und allenfalls durch
eine Reise nach Italien und
dergleichen gereizt werden
können, für die Schönheiten
der Heimat die Sinne ge-
schärft und die Augen ge-
öffnet werden können — ein
unzweifelhaft richtiger Ge-
danken ! — Wir empfehlen auch den Almanach, der zudem
über anderthalbhundert vorzügliche Aufnahmen aus allen Ge-
bieten in mustergültiger Wiedergabe bietet, der eingehendsten
Beachtung und Benutzung.
Dr. E. Vogel, Taschenbuch der Photographie. Ein Leit-
faden für Anfänger und Fortgeschrittene. Bearbeitet von Paul
Hanneke. 19. und 20. Auflage. Verlag von Gustav Schmidt.
Berlin 1908. — Es bedarf dieses Handbuch keiner besonderen
Empfehlung mehr. Kaum einen unter den ernsthaften Anhängern
der Photographie wird es geben, der nicht wenigstens einen
Teil seines Wissens diesem Buche verdankt. Daß es in seiner
neuen Auflage — 67.-74. Tausend! — manche Verbesserung
und Ergänzung erfahren hat, darf bei der bekannten Rührigkeit
seiner Herausgeber und Verleger als selbstverständlich be-
trachtet werden. H.
Nach dem Gewitter.
Aus „Leitfaden der Landschaftsphotographie“ von Fr. Loescher.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.