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Die Gartenkunst — 11.1909

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Gerstadt, G.: Hotel- und Wirtschaftsgärten
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Engelhardt, Walter von: Wie sind die städtischen Anlagen für die Bevölkerung praktisch nutzbar zu machen?: A. Auszug aus dem Referat nebst einigen Zusätzen über das Thema: "Spielplatzanlagen, Freigabe der Wald-, Wiesen- und Wasserflächen", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0017

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XI, 1

DIE GARTENKUNST.

13

des Geländes zu drängen. Man soll den größten Teil
des Platzes klar überschauen können. Mit den sonst
so üblichen, langweiligen und zum Schema gewordenen
Baumreihen soll gebrochen werden. Dafür Terrassen,
kleine mit Bäumen umstellte Plätze und sonstige
Szenerien.
Umgeben ist mein Restaurationsgarten rechts und
links von Nachbargärten und Villen, während an der
Rückseite ein Wald anschließt, was dem Garten sehr
zugute kommt. Das eigentliche Hotel, von welchem
man durch einen angedeuteten Durchgang in den
Garten kommt, nimmt die nördliche Ecke ein. Hinten
an das Gebäude lagert sich eine Terrasse an, die in
ihrem vorderen Teil von nur zwei Bäumen beschattet
wird, während der hintere Teil wie aus dem Bilde A
ersichtlich, sich in anmutige, von Bäumen umstandene
Plätze auflöst. Bild B zeigt den bereits erwähnten
vorderen Teil der Terrasse. Zwei Stufen führen in
den unteren Garten. Einfach in seiner Form und
zweckdienlich suchte ich ihn aufzulösen. Bild C zeigt
einen lauschigen Platz dieses Gartens, den ein kleiner
Brunnen belebt. Während Bild E einen größeren
Platz von einfacher Gestaltung und größerer Ausnutz-
barkeit aufweist als C, zeigt Bild D die hintere
Terrasse, die außer drei Zugängen von dem unteren
Garten einen solchen von der Straße her hat. Nach
dem Nachbar schließt sie, wie aus dem Grundriß
ersichtlich, ein Laubengang ab.
Sollte ich mit dieser kurzen Abhandlung und mit
meinen Skizzen in das stiefmütterlich behandelte Ge-
biet der Gartenkunst im Wirtschaftsgarten neue An-
regungen getragen haben, dann ist der gewollte Zweck
erreicht!

Wie sind die städtischen Anlagen für
die Bevölkerung praktisch nutzbar zu
machen?
A. Auszug aus dem Referat nebst einigen Zusätzen über das
Thema: „Spielplatzanlagen, Freigabe der Wald-
Wiesen- und Wasserflächen“.
Von Frhr. v. Engelhardt, Düsseldorf.
Die obige Fragestellung schließt die Vorausset-
zung des Fragenden in sich, daß es städtische Anlagen
gibt, die für die Bevölkerung keinen praktischen Nut-
zen haben. Diese Annahme bezieht sich mit Recht
auf viele städtische Spielplatzanlagen, die ihrem Zweck
nicht entsprechen. Zweckwidrige „Spielplätze“ prak-
tisch nutzbar zu machen ist nur möglich durch Um-
gestaltung der ganzen Anlage. Es ist deshalb wünschens-
wert, wie bei jeder Neu-Anlage, so auch bei Spiel-
plätzen den praktischen Zweck in erster Linie ins Auge
zu fassen und die Ausgestaltung bestimmen zu lassen.
So selbstverständlich das klingen mag, so muß dieses
wichtigste Leitmotiv immer wieder betont werden,
weil es so und so oft übersehen wird und durch Be-

rücksichtigung von allerlei Nebenzwecken der prak-
tische Nutzen eines Spielplatzes erheblich herabge-
mindert wird. Um die Wichtigkeit des Zweckge-
dankens deutlicher zu machen, führe ich ein Beispiel
aus der Architektur an. Die Gestaltung eines Schreib-
zimmers z. B. kann erst dann zweckmäßig ausfallen,
wenn man sich im Geist an den Schreibtisch setzt
und den Raum um sich herum mit Rücksicht auf alle
für die Schreibtischarbeit erforderlichen Bedingungen
formt und begrenzt. Der Wichtigkeit solcher Gestal-
tungsart von innen nach außen, wie sie Muthesius in
seinem Werk „Landhaus und Garten“ überzeugend
auseinandersetzt, sollten wir uns immer wieder bewußt
werden. Wie sehr die Innenräume an Nutzbarkeit ver-


Studie zu einem Wirtschaftsgarten.
Von G. Gerstadt, Frankfurt a. M. Blick E.
lieren, wenn das Haus von außen nach innen gestaltet
wurde, d. h. wenn mit Hintansetzung des Wohnzweckes
die Fassadenwirkung in erster Linie betont wird —
dafür gibt es leider genugsam beweiskräftige Beispiele.
Genau dasselbe ist bei Spielplatzanlagen der Fall, wo
wir den Hauptzweck — nämlich die Brauchbarkeit des
Platzes zum Spiel — außer acht lassen und wie so
oft gewohnheitsmäßig in die Tonart repräsentativer
„Schmuckanlagen“ verfallen. Blumenbeete und Rosen-
rabatten mögen abseits von den Spielanlagen das Auge
erfreuen, sie gehören aber ebensowenig auf einen Platz
für Lauf- und Ballspiele wie Porzellankunstwerke in
eine Turnhalle. Die Berücksichtigung besonderer
Nebenzwecke sollte nur so weit statthaft sein, als sie
 
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