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DIE GARTENKUNST.
XI, 3
Kultur“ und der „Gleichberechtigung von Mensch und
Pflanze im Gartenleben“. Und was sonst geredet ist.
Daß im Hausgarten die regelmäßige Gartengestaltung
im allgemeinen zu bevorzugen sei, diese schon des
Grundstückszuschnittes wegen praktische Maßregel,
wollte vor ein paar Jahren nicht durchdringen. Nicht
nur des Schlendrians wegen. Aber die Bauten waren
mehr oder weniger unfähig, eine gebundene Garten-
form zu bestimmen. War es Rückwirkung des tradi-
tionellen, freigestalteten Parkgartens oder der erste
mißgeleitete Drang zur neuen Wohnungskultur, —
man wollte von innen heraus bauen, verließ den alten
akademischen Grundriß und brachte es auch für die
unbedeutendsten Baulichkeiten zur gruppierten Anlage,
die, schließlich Selbstzweck geworden, die Innenräume
gewogenes Zusammenspiel von Repräsentation und
Anmut ergibt reizvolle Bilder.
Eine bedeutungsvollere Verwendung freier Pflan-
zungsmotive gestattet in ihrer Weiträumigkeit die im
Grundriß 2 Seite 41 dargestellte Anlage. Hier sind ganze
Strecken parkmäßig gestaltet, ohne doch den An-
spruch zu erheben, als eigentlicher Park gedeutet oder
verstanden zu werden. Auf einem regelmäßigen Rasen-
stück in freier Anordnung hainartig verteilt, sind Bir-
ken im Vordergarten verwendet, lange Grenzpflanzungen
decken die Seiten des Grundstücks, an ihrem Rande
sich frei auf lösend, und einen ganzen unregelmäßigen
Gartenteil, in dem selbst ein wirklicher krummer Weg
nicht fehlt, erkennen wir zwischen Spielplatz und
Obstgarten.
W. Hennings, Hannover: Hausgarten. (Schaubild 2 zu dem Grundriß 2 Seite 41.)
mehr bedrängte, 'als das die symmetrische Bauart je
getan hatte. Der neuerdings wachsende Einfluß der
klassizistischen Periode (Biedermeier) hat von der
zwecklos wilden Zerklüftung des Baukörpers wieder
zur einheitlichen, wenn auch nicht streng symmetrischen
Masse zurückgeführt, der ein regelmäßiger Garten sich
organisch anzugliedern vermag. Der Hausgarten des
Planes 1 Seite 41 zeigt solchen unter peinlicher Raum-
nutzung geschaffenen regelmäßigen Garten, entwickelt
auf der Grundlage der Fassadenachse. Sowohl die
Architektur als wie der Garten sind in der Regel-
mäßigkeit nicht völlig durchgeführt. Bei jener ist
durch den Treppeneinsprung die Steigerung der
Symmetrie zur Langeweile behemmt, in diesem ge-
sellt sich die freie Gehölzsilhouette, gegeben in der
Grenzpflanzung, den Birkenkronen und dem Ahorn zu
der streng gerissenen Linienführung. Solch wohlab-
In dem einen Schaubildchen (Seite 40) sehen wir im
Hintergrund eine bewegte Gehölzsilhouette, die in an-
genehmen Gegensatz tritt zu den festgerissenen Formen
der axialen Anlage. Diese Gehölzmasse liegt nicht
im Grundplan, sondern gehört zu andern Gärten der
Villenkolonie. Die Frage, ob dieser außerhalb der
Willensbestimmung des Künstlers befindliche günstige
Hintergrund als dauernd erhalten bleibend anzusehen
sei, ist hier somit bejahend beantwortet. — Nicht
immer wird das der Fall sein.
Besonders geschickt ist die gezeigte äußerste
Grundstückstiefe ohne Raumvergeudung erzielt durch
Öffnung der Pergola und Fleranziehung des erhöht im
hinteren Geländeteile angeordneten Nutzgartens, der
gleichzeitig durch das in Gartenhäuschen und Spring-
brunnen gebotene Blickziel die ihm zukommende
ästhetische Wertung erhält. Auch der seitlich beim
DIE GARTENKUNST.
XI, 3
Kultur“ und der „Gleichberechtigung von Mensch und
Pflanze im Gartenleben“. Und was sonst geredet ist.
Daß im Hausgarten die regelmäßige Gartengestaltung
im allgemeinen zu bevorzugen sei, diese schon des
Grundstückszuschnittes wegen praktische Maßregel,
wollte vor ein paar Jahren nicht durchdringen. Nicht
nur des Schlendrians wegen. Aber die Bauten waren
mehr oder weniger unfähig, eine gebundene Garten-
form zu bestimmen. War es Rückwirkung des tradi-
tionellen, freigestalteten Parkgartens oder der erste
mißgeleitete Drang zur neuen Wohnungskultur, —
man wollte von innen heraus bauen, verließ den alten
akademischen Grundriß und brachte es auch für die
unbedeutendsten Baulichkeiten zur gruppierten Anlage,
die, schließlich Selbstzweck geworden, die Innenräume
gewogenes Zusammenspiel von Repräsentation und
Anmut ergibt reizvolle Bilder.
Eine bedeutungsvollere Verwendung freier Pflan-
zungsmotive gestattet in ihrer Weiträumigkeit die im
Grundriß 2 Seite 41 dargestellte Anlage. Hier sind ganze
Strecken parkmäßig gestaltet, ohne doch den An-
spruch zu erheben, als eigentlicher Park gedeutet oder
verstanden zu werden. Auf einem regelmäßigen Rasen-
stück in freier Anordnung hainartig verteilt, sind Bir-
ken im Vordergarten verwendet, lange Grenzpflanzungen
decken die Seiten des Grundstücks, an ihrem Rande
sich frei auf lösend, und einen ganzen unregelmäßigen
Gartenteil, in dem selbst ein wirklicher krummer Weg
nicht fehlt, erkennen wir zwischen Spielplatz und
Obstgarten.
W. Hennings, Hannover: Hausgarten. (Schaubild 2 zu dem Grundriß 2 Seite 41.)
mehr bedrängte, 'als das die symmetrische Bauart je
getan hatte. Der neuerdings wachsende Einfluß der
klassizistischen Periode (Biedermeier) hat von der
zwecklos wilden Zerklüftung des Baukörpers wieder
zur einheitlichen, wenn auch nicht streng symmetrischen
Masse zurückgeführt, der ein regelmäßiger Garten sich
organisch anzugliedern vermag. Der Hausgarten des
Planes 1 Seite 41 zeigt solchen unter peinlicher Raum-
nutzung geschaffenen regelmäßigen Garten, entwickelt
auf der Grundlage der Fassadenachse. Sowohl die
Architektur als wie der Garten sind in der Regel-
mäßigkeit nicht völlig durchgeführt. Bei jener ist
durch den Treppeneinsprung die Steigerung der
Symmetrie zur Langeweile behemmt, in diesem ge-
sellt sich die freie Gehölzsilhouette, gegeben in der
Grenzpflanzung, den Birkenkronen und dem Ahorn zu
der streng gerissenen Linienführung. Solch wohlab-
In dem einen Schaubildchen (Seite 40) sehen wir im
Hintergrund eine bewegte Gehölzsilhouette, die in an-
genehmen Gegensatz tritt zu den festgerissenen Formen
der axialen Anlage. Diese Gehölzmasse liegt nicht
im Grundplan, sondern gehört zu andern Gärten der
Villenkolonie. Die Frage, ob dieser außerhalb der
Willensbestimmung des Künstlers befindliche günstige
Hintergrund als dauernd erhalten bleibend anzusehen
sei, ist hier somit bejahend beantwortet. — Nicht
immer wird das der Fall sein.
Besonders geschickt ist die gezeigte äußerste
Grundstückstiefe ohne Raumvergeudung erzielt durch
Öffnung der Pergola und Fleranziehung des erhöht im
hinteren Geländeteile angeordneten Nutzgartens, der
gleichzeitig durch das in Gartenhäuschen und Spring-
brunnen gebotene Blickziel die ihm zukommende
ästhetische Wertung erhält. Auch der seitlich beim