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Die Gartenkunst — 11.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0062

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58

DIE GARTENKUNST.

XI, 3

daß es Fragen gibt, die mehr oder meinetwegen auch ausschließ-
lich für die Leiter städtischer Gartenverwaltungen, weniger aber
für andere Fachgenossen von Interesse sind; wir können
diesen Dingen aber unter keinen Umständen eine solche
Wichtigkeit beimessen, daß sie den Grund zu neuer Sonder-
bündelei abgeben dürften. Es wurde früher schon einmal
angeregt, daß gelegentlich der Hauptversammlungen der D.
G. f. G. die städtischen Gartenbeamten nach Bedarf und zwang-
los zu gegenseitigem Meinungsaustausch über Fragen ihres
Sondergebietes zusammen treten möchten. Das läßt sich hören
und dürfte vorerst auch genügen. Im übrigen aber — man
sollte es fast für überflüssig halten, es zu sagen — kann nur
dringend auf die Gemeinsamkeit der Interessen aller, welche
Gartenkunst betreiben, hingewiesen und vor jeder Kräfte-
zersplitterung gewarnt werden. H.
Preisausschreiben für den Rathausplatz in Steglitz. Die
Gemeinde Steglitz bei Berlin veranstaltet ein Preisausschreiben
für die Gestaltung des etwa 1000 qm großen Platzes vor dem
Rathaus. Das Preisausschreiben ist
auf Angehörige von Groß-Berlin be-
schränkt. An Preisen sind ausgesetzt
1000, 600 und 400 Mk. Dem Preis-
gericht gehören an Bürgermeister
B u h r o w, Schöffe S i e g i s m u n d,
Gemeindeverordneter Jürgens, Ar-
chitekt Baurat Blunck, Bildhauer
Professor Unger, Königl. Obergärtner
Potent e-Charlottenburg, Königl. Gar-
teninspektor Zahn. Der Einlieferungs-
termin ist der 1. Mai. Unterlagen
sind gegen Einsendung von 2 Mk. von
dem Bauamt Steglitz zu beziehen.
Die Aufgabe ist eine überaus interes-
sante, besonders durch die Form des
Platzes, ein allseitig von Straßen um-
gebenes Dreieck, durch verschiedene
Höhenlage an den Ecken, durch das
Rathaus, welches durch die breite
Schloßstraße vom Platz getrennt ist.
25000 Mk. sind für die Ausführung
bestimmt. In dieser Summe sollen
außer den gärtnerischen Arbeiten,
etwaige Architekturen, Bassins ent-
haltensein. Als besonders wichtig und
vielleicht auch neu ist aus den Be-
dingungen noch hervorzuheben, daß
die Preisträger verpflichtet sind bei
Auftragsverteilung den Platz für die
Endsumme ihres Anschlags herzu-
stellen. Es mag diese Bedingung hart scheinen, doch ist sie an-
gebracht, damit nicht wie vielfach bei Wettbewerben üblich,
ohne Rücksicht auf die Kosten projektiert wird und die Aus-
führung der preisgekrönten Projekte scheitert, sobald deren
genaue Kosten ermittelt sind; oder was künstlerich noch mehr
zu bedauern ist, daß ein Projekt nur teilweise zur Ausführung
kommt, daß es dadurch seinen Wert als Kunstwerk einbüßt.
Uber den Erfolg dieser Bedingungen und das Preisaus-
schreiben selbst wird zu gegebener Zeit berichtet werden.
Wettbewerb Rittergut Rüdersdorf. Für diesen Wettbewerb,
über dessen Ausschreibung auf Seite 226 Jahrgang 1908 der
Gartenkunst berichtet wurde, sind die ausgesetzten Preise nicht
unerheblich erhöht und vermehrt worden. Es stehen jetzt
dem Preisgericht zur Verfügüng vier Preise zu je Mk. 4500.—,
3800.—, 2500.— und 1500.—, während vorläufig Mk. 500.— für
den Ankauf von Entwurfsteilen vorgesehen sind. — Auch sind
zu den Bedingungen unter BI und III einige ergänzende Er-
läuterungen gegeben worden, auf die wir die Wettbewerbs-
teilnehmer hierdurch aufmerksam machen möchten.

Personalnachrichten.
Der Besitzer der weltbekannten Baumschulfirma L. Späth,
Baumschulenweg bei Berlin, kgl. Landesökonomierat Franz
Ludwig Späth, feierte am 25. Febr. d. J. seinen 70. Geburtstag.
Wenn Herr Späth auch nicht als Gartenkünstler hervorgetreten
ist, so glauben wir, daß es doch seine Berechtigung hat dieses
Tages in unserer Zeitschrift zu gedenken; denn mehr oder weniger
alle ausübenden Gartenkünstler haben wohl im Laufe der Zeit
Geschäftsverbindungen mit seiner Firma angeknüpft und seine
unermüdlichen Bestrebungen auf Einführung neuer guter Gehölze
und Baumarten haben einen nachhaltigen, nicht zu unterschätzen-
den Einfluß auf die Entwickelung der Landschaftsgärten gehabt.
Späth wurde am 25. Februar 1839 zu Berlin geboren.
Er absolvierte das Kölnische Gymnasium, um später an
der Universität zu Berlin Naturwissenschaften zu studieren.
Diesem Studium folgte eine praktische Lehrzeit bei der
Firma Liebig, Dresden, nach deren
Beendigung er als Gehülfe bei der
Firma Papeleu in Gent tätig war.
Hieran schlossen sich Reisen nach
Belgien, Frankreich, England und Hol-
land, bei denen der junge Späth sein
Hauptaugenmerk von Anfang an auf
Besichtigung von Baumschulen, rich-
tete. Mit 24 Jahren übernahm er das
damals 20 Morgen umfassende väter-
liche Geschäft in der Köpenicker
Strasse zu Berlin, beschränkte die
Topfkulturen und führte die Baum-
schulkulturen ein. Im Jahre 1864
leitete er die Verlegung der Baum-
schule nach Britz, dem jetzigen Baum-
schulenweg, ein. Seine Tatkraft hat
es dahin gebracht, daß an dieser Stelle
allmählich fast 900 Morgen Baumschule
entstanden, die' vorbildlich für den
deutschen Baumschulbetrieb wurden
und diesem den Weg zeigte, sich von
der ausländischen Konkurrenz frei zu
machen. Hatte er anfänglich sich
hauptsächlich der Anzucht von Obst-
bäumen zugewandt, so ging er nach-
her mehr und mehr auf die Kultur
von Gehölzen über. Er schickte Samm-
ler hinaus und viel Neueinführungen
und Neuzüchtungen zeugen von dem
Erfolg, den er auch hierin hatte.
Selbst im Alter ließ . sein Streben nicht nach, noch vor
4 Jahren gründete er ein Zweig-Geschäft in Falkenrehde bei
Potsdam, in dem jetzt schon mehrere hundert Morgen ange-
pflanzt sind und weitere 600 Morgen der Bepflanzung warten.
Der Ursprung der Firma geht auf das Jahr 1720 zurück.
Sie ist seit dieser Zeit vom Vater auf den Sohn vererbt,
Aber erst unter dem jetzigen Chef erreichte sie die Größe und
den Weltruf, den sie jetzt hat. Auch im Vereinsleben tat sich
Späth hervor. Der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in
den- kgl. preuß. Staaten", sah in ihm einen tatkräftigen Mit-
arbeiter und der „Deutsche Pomologen-Verein“, dessen lang-
jähriger Präsident er war, vergrößerte sich unter seiner Leitung
fast um das Vierfache. Noch heute ist L.-Ö. Späth in seinem
Geschäft tätig und freut sich der Entwickelung seines Sohnes
Helmuth L. Späth, der sich zur weiteren gärtnerischen Aus-
bildung und zum Studium in England befindet.
Mögen dem erfolgreichen Altmeister auf dem Gebiet
deutschen Baumschulwesens noch weiterhin reiche Erfolge und
ein heiterer Lebensabend beschieden sein!


Kgl. Landesökonomierat F. L. Späth.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.
 
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