DIE GARTENKUNST.
XI, 4
kunst, ebenso wie das Kunstgewerbe, auf eine recht
tiefe Kulturstufe heruntersank, sind die meisten
Gartenbauwerke jener Zeit minderwertig. Nur dort,
wo man zäh an den guten Traditionen früherer
Perioden festhielt, z. B. im bergischen Lande, sind
auch während der genannten Perioden Gartenbauten
von dauerndem Werte neu erstanden. Es entstanden
damals die Spezialfabriken für Gartenbauten, es ward
nach Katalog gekauft, und solche Katalogbauten, die
für alle Fälle passend konstruiert wurden, lassen ja
meist keine Eigenart, keinen Persönlichkeitswert in
Erscheinung treten.
Mit dem Wiederaufblühen der Baukunst, des
Kunstgewerbes und der Gartenkunst sehen wir dann
erneut eine Wertschätzung der Gartenbauten Platz
greifen. Es entstanden wieder Gartenhäuser und
Lauben, Brunnen und Pergolen etc., anfangs oft in
Phantasieformen; originell um jeden Preis war die
Losung jener Zeit, nur nichts, was an Bestehendes
erinnert! Aber langsam und sicher lernte man erkennen,
daß das Wiederanknüpfen an alte Formen, die zeit-
gemäß weiter zu entwickeln sind, doch wertvoller ist
als das meiste, was jene Zwischenperiode (Jugendstil)
hervorbrachte.
Als Beweis für die Richtigkeit der Behauptung
führe ich die Ergebnisse der Münchener Ausstellung 1908
an, auch bis zu einem gewissen Grade die der Darm-
städter Ausstellung desselben Jahres ; überall finden wir
hier wie dort, daß an die guten alten Überlieferungen
früherer Epochen angeknüpft wurde, nicht zwar in
sklavischer Nachahmung, sondern in freier selbstbe-
wußter Weiterentwickelung.
Folgend dem Wunsche der Redaktion der Garten-
kunst, sollen in den beifolgenden Abbildungen Seite 59
bis 65*) einige Gartenarchitekturen gezeigt werden,
welche in Gärten errichtet wurden, welche ich in den
letzten beiden Jahren anzulegen hatte. Die meisten der
kleinen Bauten haben den Architekten zum Schöpfer,
welcher das Haus erbaute, meist entstanden sie in ge-
meinsamem Zusammenarbeiten zwischen Architekt und
Gartengestalter. Gerne und herzlich danke ich den
Herren auch hier für die Erlaubnis, ihre Arbeiten ver-
öffentlichen zu dürfen, gerne danke ich ihnen auch an
dieser Stelle für die mancherlei Anregungen, welche
ich bei gemeinsamer Arbeit empfing.
Zwei Gruppen von Gartenbauten möchte ich zu-
nächst einmal aus den vielen Architekturen herausgreifen.
Das Gartenhaus und die Brunnen- und Wasseranlagen.
Gerade das Gartenhaus ist eine dankbare und
schöne Aufgabe für den Architekten. Leider wird das
Bedürfnis für diesen schönen Zierbau immer geringer,
weil das moderne Haus mit seinen offenen, halboffenen
und geschlossenen Veranden, die in direkter Verbindung
mit dem Hause mancherlei Bequemlichkeit bieten,
das Gartenhaus in vielen Fällen entbehrlich macht.
Aber ein schönes Gartenhaus an der richtigen Stelle
ist noch immer eine besondere Zierde jedes Gartens
und trägt sofort den Ausdruck gemütlicher Behaglichkeit
und Wohnlichkeit in den
Garten hinein. Dem Garten-
haus zunächst steht die
Laube, ich werde gelegent-
lich hierauf zurückkommen,
es fehlen mir die nötigen Auf-
nahmen aus der Vegetations-
periode, Winteraufnahmen
wirken da wenig günstig.
Nächst den Gartenhäu-
sern sind es wohl die Brunnen-
bauten, die besonders Inter-
esse verdienen. In außer-
ordentlich mannigfaltiger
Weise ist es möglich, das
kristallene Naß in Bewegung
oder Ruhe zu zeigen in Ver-
bindung mit einer entspre-
chenden Architektur.
Manche der Aufnahmen
sind Winteraufnahmen und
infolgedessen mangelt es an
der belebenden Vegetation,
ich appeliere da an die er-
gänzende Phantasie der Be-
schauer.
Gartenhaus in Langenberg, Rhld., erbaut in Anlehnung an ein altes bergisches Gartenhaus
im elterlichen Garten des jetzigen Besitzers. In einer Gartenecke, wirkt also auch von der
Straße aus.
*) Eine weitere Serie dieser
Abbildungen folgt im nächsten
Heft der Gartenkunst. H.
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kunst, ebenso wie das Kunstgewerbe, auf eine recht
tiefe Kulturstufe heruntersank, sind die meisten
Gartenbauwerke jener Zeit minderwertig. Nur dort,
wo man zäh an den guten Traditionen früherer
Perioden festhielt, z. B. im bergischen Lande, sind
auch während der genannten Perioden Gartenbauten
von dauerndem Werte neu erstanden. Es entstanden
damals die Spezialfabriken für Gartenbauten, es ward
nach Katalog gekauft, und solche Katalogbauten, die
für alle Fälle passend konstruiert wurden, lassen ja
meist keine Eigenart, keinen Persönlichkeitswert in
Erscheinung treten.
Mit dem Wiederaufblühen der Baukunst, des
Kunstgewerbes und der Gartenkunst sehen wir dann
erneut eine Wertschätzung der Gartenbauten Platz
greifen. Es entstanden wieder Gartenhäuser und
Lauben, Brunnen und Pergolen etc., anfangs oft in
Phantasieformen; originell um jeden Preis war die
Losung jener Zeit, nur nichts, was an Bestehendes
erinnert! Aber langsam und sicher lernte man erkennen,
daß das Wiederanknüpfen an alte Formen, die zeit-
gemäß weiter zu entwickeln sind, doch wertvoller ist
als das meiste, was jene Zwischenperiode (Jugendstil)
hervorbrachte.
Als Beweis für die Richtigkeit der Behauptung
führe ich die Ergebnisse der Münchener Ausstellung 1908
an, auch bis zu einem gewissen Grade die der Darm-
städter Ausstellung desselben Jahres ; überall finden wir
hier wie dort, daß an die guten alten Überlieferungen
früherer Epochen angeknüpft wurde, nicht zwar in
sklavischer Nachahmung, sondern in freier selbstbe-
wußter Weiterentwickelung.
Folgend dem Wunsche der Redaktion der Garten-
kunst, sollen in den beifolgenden Abbildungen Seite 59
bis 65*) einige Gartenarchitekturen gezeigt werden,
welche in Gärten errichtet wurden, welche ich in den
letzten beiden Jahren anzulegen hatte. Die meisten der
kleinen Bauten haben den Architekten zum Schöpfer,
welcher das Haus erbaute, meist entstanden sie in ge-
meinsamem Zusammenarbeiten zwischen Architekt und
Gartengestalter. Gerne und herzlich danke ich den
Herren auch hier für die Erlaubnis, ihre Arbeiten ver-
öffentlichen zu dürfen, gerne danke ich ihnen auch an
dieser Stelle für die mancherlei Anregungen, welche
ich bei gemeinsamer Arbeit empfing.
Zwei Gruppen von Gartenbauten möchte ich zu-
nächst einmal aus den vielen Architekturen herausgreifen.
Das Gartenhaus und die Brunnen- und Wasseranlagen.
Gerade das Gartenhaus ist eine dankbare und
schöne Aufgabe für den Architekten. Leider wird das
Bedürfnis für diesen schönen Zierbau immer geringer,
weil das moderne Haus mit seinen offenen, halboffenen
und geschlossenen Veranden, die in direkter Verbindung
mit dem Hause mancherlei Bequemlichkeit bieten,
das Gartenhaus in vielen Fällen entbehrlich macht.
Aber ein schönes Gartenhaus an der richtigen Stelle
ist noch immer eine besondere Zierde jedes Gartens
und trägt sofort den Ausdruck gemütlicher Behaglichkeit
und Wohnlichkeit in den
Garten hinein. Dem Garten-
haus zunächst steht die
Laube, ich werde gelegent-
lich hierauf zurückkommen,
es fehlen mir die nötigen Auf-
nahmen aus der Vegetations-
periode, Winteraufnahmen
wirken da wenig günstig.
Nächst den Gartenhäu-
sern sind es wohl die Brunnen-
bauten, die besonders Inter-
esse verdienen. In außer-
ordentlich mannigfaltiger
Weise ist es möglich, das
kristallene Naß in Bewegung
oder Ruhe zu zeigen in Ver-
bindung mit einer entspre-
chenden Architektur.
Manche der Aufnahmen
sind Winteraufnahmen und
infolgedessen mangelt es an
der belebenden Vegetation,
ich appeliere da an die er-
gänzende Phantasie der Be-
schauer.
Gartenhaus in Langenberg, Rhld., erbaut in Anlehnung an ein altes bergisches Gartenhaus
im elterlichen Garten des jetzigen Besitzers. In einer Gartenecke, wirkt also auch von der
Straße aus.
*) Eine weitere Serie dieser
Abbildungen folgt im nächsten
Heft der Gartenkunst. H.