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Die Gartenkunst — 11.1909

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Schulze, O.: Wie sind die städtischen Anlagen für die Bevölkerung praktisch nutzbar zu machen?: C. Referat über "Schrebergärten" erstattet auf der Hauptversammlung der deutschen Gesellschaft für Gartenkunst in Potsdam am 26.-29. Juli 1908, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0069

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XI, 4

DIE GARTENKUNST.

verwertet werden können, nur auf kurze Zeit, meist
sogar ohne Kündigungsfrist verpachtet werden. Es
liegt auf der. Hand, daß die Inhaber nur ganz
provisorische Lauben bauen und sich so billig wie
möglich einrichten.
Der gute Zustand der Kolonien wächst mit
der zunehmenden Entfernung von der Stadt. Das
Aussehen der Anlagen wird in erster Linie ge-
hoben durch lange Pachtdauer, die nicht unter
io Jahren betragen sollte, damit sich eine gediegene
Einrichtung lohnt. Dann kann man aber auch
durch entsprechende Bestimmungen in den Pacht-
bedingungen auf den äußeren Zustand einwirken.
Wägt man den Nutzen gegen den vermeint-
lichen Schaden der Schrebergärten ab, so über-
wiegt der Nutzen bei weitem, und es ist zu
wünschen, daß überall, wo solche Anlagen noch
nicht in genügender Menge vorhanden sind, die
Stadtverwaltung die Initiative ergreife und neue
Anlagen schaffe. Der Dank der Bürgerschaft wird
nicht ausbleiben.
Von Interesse dürften auch die Beobach-

Pergola mit eingebautem Brunnen im Garten des Herrn F. H. in
Valparaiso.
Entwurf R. Hoemann (bearbeitet von L. Lebisch).


tungen sein, die wir in Stettin bezüglich der
Pächter gemacht haben. Ich muß dabei bemerken, daß
der Pommer im allgemeinen recht konservativ in seinen
Anschauungen ist, und daß er allen Neuerungen nur
schwer zugänglich ist. Aber dennoch hat man sich in
Stettin für die Laubengärten sehr schnell erwärmt, und
den bestehenden Anlagen wird heute von allen Bevölke-
rungskreisen großes Interesse entgegengebracht. Die
ersten, die den Wert der Gärten erkannten, waren die
Lehrer, dann die Beamten. Sie stellten bei den ersten
Verpachtungen das Hauptkontingerrt. In den
letzten Jahren zeigte sich aber, daß das Interesse
auch schon in die Arbeiterbevölkerung einge-
drungen ist. Bei den Verpachtungen im letzten
Frühling gehörten schon 75 °/o aller Reflektanten
dem Arbeiterstande an.
Zum Schluß noch einige Worte über die
Einrichtung und die Verpachtungsbe-
dingungen. Für die Gesamt-Anlage ist eine
sichere Umwehrung vonnöten, die das Eindringen
von Mensch und Tier verhindert. Wir haben
sie 1,75 m hoch aus Stacheldrähten und unten
mit 1 m hohem starkem Maschendraht gegen
das Eindringen der Kaninchen. Die Wege,
4 auch 5 m breit, sind ohne besondere Be-
festigung, an schlechten Stellen nur mit etwas
Schlackenunterbau und Kiesabdeckung, herge-
stellt. Die einzelnen Parzellen werden nur ab-
gerillt den Pächtern übergeben. Die Einrich-
tung, Herrichtung einer Umwehrung, Bau der
Laube etc. bleibt ihre Sache. Alle 50—60 Meter
werden Zapfstellen mit Wasserbassins errichtet,
aus denen das Wasser nur mittelst Gefäßen,
nicht durch Schläuche entnommen werden darf.

Kolonie erhält einen oder mehrere gemeinschaftliche
Kinderspielplätze, mit Bäumen bepflanzt und mit
Sträuchern umgrenzt. Wo möglich werden im Innern
der Anlage an Wegekreuzungen, Wendeplätzen etc.
noch einzelne Bäume und. an den Grenzen Sträucher
gepflanzt, um der ganzen Anlage einen anheimelnden
Charakter zu geben.
Die Pachtdauer wird auf 10 Jahre festgelegt, doch
mit der Einschränkung, daß die Stadt zum 1. Oktober


Die weiteste Entfernung eines Gartens bis zum
Wasserstock beträgt also 25—30 Meter. Jede

Gartenhaus mit Pergola für Herrn F. H. in Valparaiso.
Entwurf R. Hoemann, Düsseldorf (bearbeitet von F. Lebisch).
 
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