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DIE GARTENKUNST.
XI, 4
Abb. 5. Der „Neue Garten“ in Potsdam.
nicht nach außen berechnet. Es ist durch Geländer
mit Schlinggewächsen und durch mächtige Pappelbäume
äußerlich fast verdeckt. Dagegen ist innen bei dem
plätschernden Springstrahl, zwischen Blumenständern,
auf behaglich zwischen Pfeiler gesetzten Bänken ein
angenehmer Aufenthalt geschaffen.
Die Treppenanlagen sind durch das Gelände be-
gründet, ebenso die Stützmauern am anderen Ende
des Platzes. Die hier vorhandene Wasseranlage ent-
behrte ohne den jetzt vorhandenen großen Springstrahl
jeder Aufdringlichkeit. Sie wurde erst gesehen, wenn
man dicht dabei war, und erfreut hier durch das mehr-
fach plätschernd herabfallende, kühlende, belebende
Wasser.
Man hat gesagt, solche Anlagen könnten wegen
ihrer großen Kosten nicht vorbildlich sein. Ich meine,
es wäre gut, wenn an Beispielen gezeigt würde, in
welcher Weise sich Privatleute und Vereine betätigen
könnten, welche zur Verschönerung ihrer Vaterstadt
beitragen wollen. Wie ich schon in dem früheren
Aufsatz die Ausschmückung der öffentlichen An-
lagen durch Skulpturen empfohlen habe,
so möchte ich hier darauf hinweisen, welch
wertvolle Bereicherung Architektur für die
öffentlichen Gartenanlagen bedeutet, wenn
sie nicht, wie eine Spielsache, in die fertige
Anlage hineingestellt wird, sondern bei der
Planung als notwendiger Teil des Ganzen
vorgesehen war.
Zum Schluß meiner Ausführungen muß
ich um Nachsicht bitten wegen der sprung-
haften Art, mit der ich auf manche Einzel-
heiten näher eingegangen bin, während Nahe-
liegendes unberührt blieb. Es kam mir
nicht darauf an, eine erschöpfende Abhand-
lung über Stadtplätze zu schreiben, sondern
Erfahrungen und Beobachtungen mitzuteilen.
Vielleicht liegt darin auch ein gewisser Vor-
zug dieser Plauderei.
Die geschichtliche Entwickelung der
königlichen Gärten Potsdams.
Nach dem Vortrag, gehalten auf der Hauptver-
sammlung der D. G. f. G. in Potsdam am 27. Juli 1908
von F. Zahn, Steglitz.
(Schluß.)
Unter König Friedrich Wilhelm II. wurden
in Sanssouci, namentlich im Rehgarten mancher-
lei Veränderungen in der Führung der Wege
vorgenommen. Den Wegen wurden durch
Eiserbeck langgestreckte Kurven an Stelle der
geraden Linien und Kreisteile gegeben, Durch-
haue für die Sicht nach dem Belvedere und
entgegengesetzt nach dem japanischen Häuschen
wurden von der Hauptallee aus geschaffen, der
Schnitt der Hecken wurde unterlassen, damit
die Gehölze sich frei entwickeln sollten, kurzum
der Schöpfung Friedrichs des Großen drohte
durch das Eindringen des neuen Geschmacks die größte
Gefahr; ist es doch nur dem Eingreifen des Königs
zu danken, daß die Terrassen vor dem Schloß nicht
in einen Rasenabhang verwandelt wurden. Auch die
Marmorkolonnade in der Hauptallee verschwand und
an ihre Stelle trat ein Fichtenrondell. Die historische
Windmühle, die sehr baufällig war, wurde 1790 auf
königliche Kosten zu einer Holländer-Mühle umgebaut
und gleichzeitig ihr Unterbau erhöht.
Während in Sanssouci nur Unterhaltungsarbeiten
ausgeführt wurden, trat das Streben, neues zu schaffen,
an anderer Stelle um so kräftiger hervor.
Der „Neue Garten“ wurde 1786 begonnen, das
Schloß als quadratischer Bau am See nach den Plänen
von Gontard errichtet, der Garten Eiserbeck übertragen.
Gerade wie Sanssouci ist auch dieser Park durch
ständigen Zukauf vergrößert; hier tritt der Nachteil, der
in dem Anlegen der einzelnen Stücke liegt, in der alten
Anlage besonders scharf hervor. Der auf Seite 70 oben
abgebildete Plan des „Neuen Gartens“, dessen Original
weder Jahreszahl noch Verfasser verrät, scheint mir
Abb. 6. Verschönerungsplan der Wiese und der Wassergräben beim
Eingang zu Sanssouci. Zustand 1821.
DIE GARTENKUNST.
XI, 4
Abb. 5. Der „Neue Garten“ in Potsdam.
nicht nach außen berechnet. Es ist durch Geländer
mit Schlinggewächsen und durch mächtige Pappelbäume
äußerlich fast verdeckt. Dagegen ist innen bei dem
plätschernden Springstrahl, zwischen Blumenständern,
auf behaglich zwischen Pfeiler gesetzten Bänken ein
angenehmer Aufenthalt geschaffen.
Die Treppenanlagen sind durch das Gelände be-
gründet, ebenso die Stützmauern am anderen Ende
des Platzes. Die hier vorhandene Wasseranlage ent-
behrte ohne den jetzt vorhandenen großen Springstrahl
jeder Aufdringlichkeit. Sie wurde erst gesehen, wenn
man dicht dabei war, und erfreut hier durch das mehr-
fach plätschernd herabfallende, kühlende, belebende
Wasser.
Man hat gesagt, solche Anlagen könnten wegen
ihrer großen Kosten nicht vorbildlich sein. Ich meine,
es wäre gut, wenn an Beispielen gezeigt würde, in
welcher Weise sich Privatleute und Vereine betätigen
könnten, welche zur Verschönerung ihrer Vaterstadt
beitragen wollen. Wie ich schon in dem früheren
Aufsatz die Ausschmückung der öffentlichen An-
lagen durch Skulpturen empfohlen habe,
so möchte ich hier darauf hinweisen, welch
wertvolle Bereicherung Architektur für die
öffentlichen Gartenanlagen bedeutet, wenn
sie nicht, wie eine Spielsache, in die fertige
Anlage hineingestellt wird, sondern bei der
Planung als notwendiger Teil des Ganzen
vorgesehen war.
Zum Schluß meiner Ausführungen muß
ich um Nachsicht bitten wegen der sprung-
haften Art, mit der ich auf manche Einzel-
heiten näher eingegangen bin, während Nahe-
liegendes unberührt blieb. Es kam mir
nicht darauf an, eine erschöpfende Abhand-
lung über Stadtplätze zu schreiben, sondern
Erfahrungen und Beobachtungen mitzuteilen.
Vielleicht liegt darin auch ein gewisser Vor-
zug dieser Plauderei.
Die geschichtliche Entwickelung der
königlichen Gärten Potsdams.
Nach dem Vortrag, gehalten auf der Hauptver-
sammlung der D. G. f. G. in Potsdam am 27. Juli 1908
von F. Zahn, Steglitz.
(Schluß.)
Unter König Friedrich Wilhelm II. wurden
in Sanssouci, namentlich im Rehgarten mancher-
lei Veränderungen in der Führung der Wege
vorgenommen. Den Wegen wurden durch
Eiserbeck langgestreckte Kurven an Stelle der
geraden Linien und Kreisteile gegeben, Durch-
haue für die Sicht nach dem Belvedere und
entgegengesetzt nach dem japanischen Häuschen
wurden von der Hauptallee aus geschaffen, der
Schnitt der Hecken wurde unterlassen, damit
die Gehölze sich frei entwickeln sollten, kurzum
der Schöpfung Friedrichs des Großen drohte
durch das Eindringen des neuen Geschmacks die größte
Gefahr; ist es doch nur dem Eingreifen des Königs
zu danken, daß die Terrassen vor dem Schloß nicht
in einen Rasenabhang verwandelt wurden. Auch die
Marmorkolonnade in der Hauptallee verschwand und
an ihre Stelle trat ein Fichtenrondell. Die historische
Windmühle, die sehr baufällig war, wurde 1790 auf
königliche Kosten zu einer Holländer-Mühle umgebaut
und gleichzeitig ihr Unterbau erhöht.
Während in Sanssouci nur Unterhaltungsarbeiten
ausgeführt wurden, trat das Streben, neues zu schaffen,
an anderer Stelle um so kräftiger hervor.
Der „Neue Garten“ wurde 1786 begonnen, das
Schloß als quadratischer Bau am See nach den Plänen
von Gontard errichtet, der Garten Eiserbeck übertragen.
Gerade wie Sanssouci ist auch dieser Park durch
ständigen Zukauf vergrößert; hier tritt der Nachteil, der
in dem Anlegen der einzelnen Stücke liegt, in der alten
Anlage besonders scharf hervor. Der auf Seite 70 oben
abgebildete Plan des „Neuen Gartens“, dessen Original
weder Jahreszahl noch Verfasser verrät, scheint mir
Abb. 6. Verschönerungsplan der Wiese und der Wassergräben beim
Eingang zu Sanssouci. Zustand 1821.