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Die Gartenkunst — 11.1909

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Heiler, Jakob: Das Verpflanzen von großen Bäumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0092

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DIE GARTENKUNST.

XI, 5

Das Verpflanzen großer Bäume in München: Neugepflanzte Linde im Sommer
1908, rechts davon die große Goldweide (vergl. Seite 86 und 87).


Ein öfteres Besprengen der Baumkrone und des
Stammes mit Wasser ist besonders an trockenen Früh-
jahrstagen für die Entwickelung der Blattkrone vorteil-
haft und ein fleißiges Bewässern während des Sommers
notwendig.
Zur Bewässerung bediene ich mich der auch in
den Alleen im Stadtinnern seit Jahrzehnten von mir
mit bestem Erfolg angewendeten Bewässerungsanlagen,
von zwischen Backsteinen gelegten offenen Ton-
röhren.
Auf diese einfache Weise lasse ich in meiner nahe-
zu 25jährigen Tätigkeit in München jährlich eine
größere oder kleinere Anzahl von Bäumen verpflanzen
und rette damit einerseits viele noch lebenskräftige
Bäume vor der Säge und biete anderseits in baum-
losen Stadtteilen schon im Jahre der Bebauung die
Annehmlichkeit von großen schattenspendenden Bäumen,
welche auch als einzelnstehende Bäume von der All-
gemeinheit sehr beliebt sind.
Auf das Aüsstellungsareal wurden im Winter
1907/08 mehrere hundert große Kastanien, Pappeln,
Ulmen, Ahorn und Linden in einer Höhe bis zu 20 m

und bei einem Stammumfang von 1,50
bis 1,90 m aus allen Teilen der Stadt
verpflanzt.
Wie schön sich diese alten Baum-
riesen, welche mit einem Erdbällen von
IOO—300 Zentnern hieher transportiert
wurden, entwickelt haben, zeigen die
Abbildungen, welche im Frühjahr und
Sommer 1908 aufgenommen wurden.
Von besonderem Interesse dürfte für
viele Kollegen sein, daß sich auf der
Stelle der Hauptrestauration und des
jetzigen Wirtschaftsgartens eine etwa
fünfundzwanzig Jahre alte landschaftliche
Parkanlage des Herrn Rentier Mathias
Pschorr befand, deren gute Baumbestände
bei Beginn des Baues der Restauration
im Juli 1907 mit großen Erdbällen aus-
gehoben und auf ein für die Bebauung
nicht bestimmtes Gebiet des Ausstellungs-
geländes gepflanzt wurden, um im Winter
geeignetes Pflanzenmaterial für den
Bavariapark zu haben.
Diese Linden, Ulmen, Ahorne, Ka-
stanien, Buchen usw. mit einem Stamm-
umfang bis zu 1,30 m wurden im vollen
Blätterschmuck mit Erdbällen von 2—3 m
Durchmesser ausgegraben und nach dem
Verpflanzen so reich und ständig be-
wässert, daß nicht nur der Laubfall ein
normaler war, sondern daß sich auch bis
zum Frühjahr eine reichliche Menge
neuer Saug- und F aserwurzeln entwickelten,
die das Anwachsen so begünstigten, daß
die Bäume im Laufe dieser Vegetations-
zeit so erschienen, als ob sie seit Jahren auf ihrem
jetzigen Standort ständen.
Wer sich außerdem von dem Wohlbefinden und
der landschaftlichen Wirkung solcher mit Frostballen
in früheren Jahren verpflanzten Bäume überzeugen will,
hat in München Gelegenheit deren besonders viele
längs der Kaimauern an der regulierten Isar zu beob-
achten.
Über diese Arbeiten hat der als Ästhetiker all-
bekannte Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung der
landschaftlichen Schönheiten des Isartales Herr Prof.
Dr. Gabriel von Seidl mir wiederholt versichert, daß
durch diese Anpflanzungen die durch die anderen Tech-
niker mit ihrer Regulicrungskunst zerstörten landschaft-
lichen Schönheiten wieder gutgemacht wurden.
Zum Schlüsse noch ein paar Worte über den
hier zur Verwendung kommenden Pflanzentransport-
wagen.
Derselbe besteht, wie aus der Abbildung Seite 81
unten ersichtlich, nur aus einer Schanze und 4 Rädern.
Erstere ermöglicht den Transport von so riesigen Erd-
bällen, wie sie in anderen hiefür eigens konstruierten
 
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