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DIE GARTENKUNST.
XI, 6
Max Länger, Karlsruhe: Wettbewerbs-Entwurf zum Hamburger Stadtpark. Insel im See.
großen Stadtparks für Hamburg, weit über den engen Bezirk
hinaus die Geister lebhaft bewegt, und daß zwischen denjenigen,
welche für eine Wiedergeburt der Gartenkunst sich einsetzen,
und jenen, die glauben, am guten Alten festhalten zu müssen,
ein lebhafter Streit entbrannt ist Erklärlicherweise möchten
die einen diese bedeutungsvolle Aufgabe sich nicht entgehen
lassen, um einerseits an solchem weithin beachteten Beispiel
ihrer Auffassung von Gartenkunst Ausdruck zu verleihen und
anderseits zu verhüten, daß die dafür aufzuwendenden unge-
wöhnlich reichen Mittel wieder zu einer Lösung verwendet
werden, die ihrer künstlerischen Anschauung zuwider ist. Ebenso
ist es zu verstehen, daß diejenigen, welche den neuen Bestre-
bungen ablehnend gegenüberstehen, sich mit aller Macht diesen
Versuchen entgegenstemmen und die Aufgabe in der Hand
behalten und sie im althergebrachten Sinne lösen möchten,
allenfalls unter einigen bescheidenen Zugeständnissen an die
neue Richtung. Und der schleppende Gang der Entwickelung,
den die Sache bisher genommen hat, sowie eine gewisse Eigen-
artigkeit der örtlichen Verhältnisse bieten beiden Richtungen
die erwünschte Zeit und Gelegenheit, ihre Anschauungen
in Schrift und Wort zu vertreten und durch Bearbeitung der
breiten Öffentlichkeit Einfluß auf die Entscheidung der maß-
gebenden Faktoren zu erstreben.
Neben der erwähnten, aber hier nicht näher zu erörtern-
den Eigenartigkeit der Hamburger Verhältnisse ist es besonders
der Umstand, daß bei dem für die Gewinnung von Entwürfen
zum Stadtpark im vorigen Jahre veranstalteten Wettbewerb
der Entwurf gefehlt hat, der durch seine Vorzüge ohne weiteres
Jury und öffentliche Meinung für sich gewonnen und klar und
deutlich die Richtungslinien für die Gestaltung des Parkes ge-
wiesen hätte. Auch war die Zusammensetzung des Preisge-
richtes derartig, daß mehr solche Arbeiten, die in engerer oder
loserer Anlehnung an die hergebrachten und altgewohnten
Formen gehalten waren, in den Vordergrund gerückt wurden
und die kühnen Neuerer, welche sich rücksichtslos über diese
hinweggesetzt hatten, mit ihren Entwürfen etwas ins Hinter-
treffen gerieten. Womit aber nicht bewiesen ist, daß
künstlerisch hochstehende Arbeiten unter ihnen gefehlt hätten.
Im Gegenteil! Und leider ist es ja das Schicksal vieler Wett-
bewerbe, wenn zu ihrer Beurteilung nicht eine in ihren Grund-
anschauungen gleichgeartete Jury bestellt ist, daß dann leicht
die wertvollsten und gedankenreichsten Arbeiten unter den
Tisch fallen. Was an ihrer Stelle preisgekrönt wird, braucht
ja dann noch lange nicht schlecht zu sein, aber es fällt gewöhn-
lich nicht sehr aus dem Rahmen des Althergebrachten. Beim
Schillerpark in Berlin war das Preisgericht in seiner Gesamt-
samtheit zielsicher und zielbewußt und daher wies sein Urteil
klar eine bestimmte Richtung. In Hamburg war es eben
anders!! Wer kann dafür? Man hätte eben nicht, um es
von vornherein jedem recht zu machen, Vertreter der entgegen-
gesetztesten Richtungen bei der Bildung der Jury berufen sollen.
Nachdem der Spruch der Jury erfolgt und ihr Urteil
bekannt geworden ist, hat eine über die Bedeutung der ganzen
Angelegenheit aufklärende Erörterung eingesetzt und die breite
Öffentlichkeit scheint sich erst jetzt mit den grundlegenden
Fragen, die bei der Lösung der Aufgaben Beachtung erheischen,
vertraut machen zu wollen.
Für den Fernstehenden ist es nicht ganz leicht, sich ein
Bild von dem zu machen, was eigentlich zurzeit vorgeht und
auf welche Punkte die Behandlung der Sache jetzt ange-
langt ist. Die naheliegende und von uns im Schlußsätze
unseres Berichts über den Wettbewerb seinerzeit als Befürch-
tung ausgesprochene Vermutung, daß nach unrühmlich be-
kannter Gepflogenheit aus verschiedenen Entwürfen Einzel-
heiten entlehnt und — vielleicht unter Bevorzugung eines der
Entwürfe in seinen Hauptzügen als Grundlage — ein Misch--
DIE GARTENKUNST.
XI, 6
Max Länger, Karlsruhe: Wettbewerbs-Entwurf zum Hamburger Stadtpark. Insel im See.
großen Stadtparks für Hamburg, weit über den engen Bezirk
hinaus die Geister lebhaft bewegt, und daß zwischen denjenigen,
welche für eine Wiedergeburt der Gartenkunst sich einsetzen,
und jenen, die glauben, am guten Alten festhalten zu müssen,
ein lebhafter Streit entbrannt ist Erklärlicherweise möchten
die einen diese bedeutungsvolle Aufgabe sich nicht entgehen
lassen, um einerseits an solchem weithin beachteten Beispiel
ihrer Auffassung von Gartenkunst Ausdruck zu verleihen und
anderseits zu verhüten, daß die dafür aufzuwendenden unge-
wöhnlich reichen Mittel wieder zu einer Lösung verwendet
werden, die ihrer künstlerischen Anschauung zuwider ist. Ebenso
ist es zu verstehen, daß diejenigen, welche den neuen Bestre-
bungen ablehnend gegenüberstehen, sich mit aller Macht diesen
Versuchen entgegenstemmen und die Aufgabe in der Hand
behalten und sie im althergebrachten Sinne lösen möchten,
allenfalls unter einigen bescheidenen Zugeständnissen an die
neue Richtung. Und der schleppende Gang der Entwickelung,
den die Sache bisher genommen hat, sowie eine gewisse Eigen-
artigkeit der örtlichen Verhältnisse bieten beiden Richtungen
die erwünschte Zeit und Gelegenheit, ihre Anschauungen
in Schrift und Wort zu vertreten und durch Bearbeitung der
breiten Öffentlichkeit Einfluß auf die Entscheidung der maß-
gebenden Faktoren zu erstreben.
Neben der erwähnten, aber hier nicht näher zu erörtern-
den Eigenartigkeit der Hamburger Verhältnisse ist es besonders
der Umstand, daß bei dem für die Gewinnung von Entwürfen
zum Stadtpark im vorigen Jahre veranstalteten Wettbewerb
der Entwurf gefehlt hat, der durch seine Vorzüge ohne weiteres
Jury und öffentliche Meinung für sich gewonnen und klar und
deutlich die Richtungslinien für die Gestaltung des Parkes ge-
wiesen hätte. Auch war die Zusammensetzung des Preisge-
richtes derartig, daß mehr solche Arbeiten, die in engerer oder
loserer Anlehnung an die hergebrachten und altgewohnten
Formen gehalten waren, in den Vordergrund gerückt wurden
und die kühnen Neuerer, welche sich rücksichtslos über diese
hinweggesetzt hatten, mit ihren Entwürfen etwas ins Hinter-
treffen gerieten. Womit aber nicht bewiesen ist, daß
künstlerisch hochstehende Arbeiten unter ihnen gefehlt hätten.
Im Gegenteil! Und leider ist es ja das Schicksal vieler Wett-
bewerbe, wenn zu ihrer Beurteilung nicht eine in ihren Grund-
anschauungen gleichgeartete Jury bestellt ist, daß dann leicht
die wertvollsten und gedankenreichsten Arbeiten unter den
Tisch fallen. Was an ihrer Stelle preisgekrönt wird, braucht
ja dann noch lange nicht schlecht zu sein, aber es fällt gewöhn-
lich nicht sehr aus dem Rahmen des Althergebrachten. Beim
Schillerpark in Berlin war das Preisgericht in seiner Gesamt-
samtheit zielsicher und zielbewußt und daher wies sein Urteil
klar eine bestimmte Richtung. In Hamburg war es eben
anders!! Wer kann dafür? Man hätte eben nicht, um es
von vornherein jedem recht zu machen, Vertreter der entgegen-
gesetztesten Richtungen bei der Bildung der Jury berufen sollen.
Nachdem der Spruch der Jury erfolgt und ihr Urteil
bekannt geworden ist, hat eine über die Bedeutung der ganzen
Angelegenheit aufklärende Erörterung eingesetzt und die breite
Öffentlichkeit scheint sich erst jetzt mit den grundlegenden
Fragen, die bei der Lösung der Aufgaben Beachtung erheischen,
vertraut machen zu wollen.
Für den Fernstehenden ist es nicht ganz leicht, sich ein
Bild von dem zu machen, was eigentlich zurzeit vorgeht und
auf welche Punkte die Behandlung der Sache jetzt ange-
langt ist. Die naheliegende und von uns im Schlußsätze
unseres Berichts über den Wettbewerb seinerzeit als Befürch-
tung ausgesprochene Vermutung, daß nach unrühmlich be-
kannter Gepflogenheit aus verschiedenen Entwürfen Einzel-
heiten entlehnt und — vielleicht unter Bevorzugung eines der
Entwürfe in seinen Hauptzügen als Grundlage — ein Misch--