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Die Gartenkunst — 11.1909

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Kampffmeyer, Hans: Die Gartenstadtbewegung in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0119

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XI, 7

DIE GARTENKUNST.

115

Gartenvorstädten und Gartendörfern, z. B. Hampstead
bei London, seither entstanden.
Diejenigen, die sich für diese Unternehmungen näher
interessieren, seien darauf aufmerksam gemacht, daß
die Deutsche Gartenstadtgesellschaft in diesem Jahre,
und zwar in der Zeit vom 6.—18. Juli eine soziale
Studienreise nach England veranstaltet, die die Teil-
nehmer mit den interessantesten sozialen Einrichtungen,
besonders mit den verschiedenen Gartenstadtsiedlungen,
auch den älteren Musterdörfern Bournville bei Birming-
ham und Port Sunlight bei Liverpool bekannt machen
wird. Die Reise kostet ab Rotterdam hin und zurück
einschließlich Fahrt,
240 Mk. (Nichtmit-
glieder der Deutschen
Gartenstadtgesellschaft
245 Mk.).
Es haben sich be-
reits gegen 60 Teil-
nehmer gemeldet, da-
runter Gartenarchitek-
ten, Bildhauer, Archi-
tekten, staatliche und
Gemeinde-Beamte,
Hochschulprofessoren,
auch einige Damen.
Schon bevor E.
Howards in seinem
Buche „Gartenstadt in
Sicht“ den Anstoß zu
der Gartenstadtbewe-
gung gab, hatte Theo-
dor Fritsch im Jahre
1906 ein Buch mit
dem Titel „Die Stadt
der Zukunft“ erschei-
nen lassen, in dem er
ganz ähnliche Vor-
schläge machte. Doch
kam es zu einer
deutschen Gartenstadt-
bewegung erst auf Grund der englischen Erfolge, und
es wurde vor nunmehr sechs Jahren die Deutsche
Gartenstadtgesellschaft gegründet, die aus kleinen An-
fängen zu einer großen Organisation geworden ist und
Mitglieder in allen Teilen Deutschlands zählt. Durch
zahlreiche Broschüren und in ihrer neuen Zeitschrift
„Gartenstadt“, durch viele Vorträge und durch zwei
interessante Wanderausstellungen, die von zahlreichen
Museen und Vereinen bereits gezeigt wurden, ist der
Gartenstadtgedanke verbreitet worden. Für die Zug-
kraft dieses Gedankens spricht der Umstand, daß in
Magdeburg innerhalb weniger Monate sich eine Orts-
gruppe der D. G. G. von über 650 Personen bildete
und ebendaselbst seit Beginn dieses Jahres zwei Ge-
nossenschaften bemüht sind, die Gedanken zu verwirk-
lichen. Die aus der Ortsgruppe hervorgegangene Ge-
nossenschaft „Gartenstadt Flopfenblüte“ konnte sogleich

mit 293 Genossen beginnen. Sie hat bereits ein 140
Morgen großes Gelände an der Leipziger Chaussee zu
mäßigem Preise und vorteilhaften Verkaufsbedingungen
gesichert und beabsichtigt, womöglich noch in diesem
Jahre mit der Überbauung zu beginnen. Angehörige
der verschiedensten Bevölkerungsschichten, besonders
Industriebeamte und Arbeiter bilden die Mitgliedschaft.
Die Mitarbeit bekannter Architekten, z. B. die von Prof.
Albin Müller und die von Arch. Wagner-Bremen
und auch die des bekannten Gartenarchitekten Bauer
ist gesichert.
Anderthalb Stunden entfernt von dem erwähnten

Gartenstadtgenossenschaft, die „Gartenkolonie Reform“,
ein günstig gelegenes Gelände erschließen, das zum
großen Teil im städtischen Besitz sich befindet. Er-
freulicherweise plant die Stadt Magdeburg dieses ge-
meinnützige Unternehmen durch die Stellung günstiger
Verkaufsbedingungen zu fördern. Während die erst-
genannte Genossenschaft auch den eigenen Erwerb von
Häusern unter Bedingungen, die die Spekulation aus-
schließen (Wiederkaufsrecht), zulassen will, will die
zweite sämtliche Einfamilienhäuser, die einschließlich
eines 5—600 qm großen Gartens durchschnittlich nur
240 Mk. jährliche Miete beanspruchen werden, dauernd
im Genossenschaftsbesitz erhalten. Von beiden Ge-
nossenschaften wird die Einrichtung von Reformgast-
häusern und von gemeinnützigen Veranstaltungen aller
Art geplant.
Das größte bis jetzt geplante deutsche Unter-

,g und Führung nur

Gelände am andern Ende der Stadt will die andere

Gartendorf Easwick bei York. Arbeiterhäuser von der Gartenseite.
 
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