136
DIE GARTENKUNST.
XI, 8
Als flache Blumenbeete behandelte Gräber im Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.
aus dem schlichten Rasenhügel früherer Zeit ge-
worden ist.
Er verdankt seine Entstehung dem Umstande, daß
der ausgeworfene Boden, weil er gelockert wird und
der Sarg in der Grube Platz wegnimmt, beim Grab-
füllen nicht vollkommen wieder hineinging. Mit dem
übrig bleibenden Teil formte man einen den Grabab-
messungen entsprechenden Hügel, seine Ränder be-
festigte man mit Rasenplatten, und oben auf brachte
man bescheidenen Blumenschmuck an. Wenn dann
der Boden sich setzte, der Sarg zerfiel, sank der Hügel
ein, wurde allmählich dem übrigen Boden wieder gleich
und überzog sich mit grüner Rasendecke, wenn die
Grabpflege nachließ. Und heute?
Mit allen Mitteln wird das Gegenteil angestrebt.
Der Grabhügel wird womöglich noch durch
beigeschafften Boden höher gemacht; damit
er hält, wird er mit Steinen oder Fels-
brocken befestigt und ummauert. Es be-
steht ein förmlicher Wetteifer hinsichtlich
der Höhe. Diese Flügel — Abb. Seite 135 —
mit ihren Steinpackungen sehen entsetz-
lich aus.
Hier muß Abhilfe geschaffen werden.
Es muß das Erhöhen der Plügel über ein
bestimmtes Maß hinaus untersagt, die Be-
festigung mit Steinen darf nicht geduldet
werden.
Von Vorteil ist es, die Wege bei der
Anlage des Friedhofes etwa 25—30 cm
über dem Nieveau der Fluren anzulegen.
Dieser Höhenunterschied kann später mit
dem bei der Gräberherstellung sich er-
gebenden überschüssigen Boden ausge-
glichen werden, so daß einer der Gründe
für die Bildung hoher Grabhügel fortfällt.
Noch besser ist es, an Stelle des
Hügels flachgewölbte Beete anzulegen, wie
es in Cöln und Hamburg und neuerdings
auch auf dem Münchener Waldfriedhof
— Abb. Seite 136 oben — vorgeschrie-
ben ist.
Der Gedanke, die Toten sich unter
Blumen ruhend vorzustellen, anstatt unter
der üblichen häßlichen Steinpackung, ist
doch gewiß viel sinniger und gemütvoller.
Auch hinsichtlich des Blumenschmuckes
der Gräber muß gefordert werden, daß
eine tiefgreifende Wandlung eintritt.
Wenn irgend wo, dann ist die Mah-
nung zur Einfachheit, die Hoemann uns
im vorigen Jahre zugerufen hat, beim
Blumenschmuck unserer Gräber am Platze.
Die überall eingerissene Gepflogenheit,
die Gräber mit den buntesten Farben und
im schreiendsten Durcheinander zu be-
pflanzen, paßt zu dem Denksteinjammer
vortrefflich und die Fälle der knallroten
Geranien fügt sich mit den schwarzpolierten Steinen
und ihren gleißenden Goldinschriften zu einem fast
möchte man sagen harmonischen Bild.
Früher war es Sitte, die Gräber schlicht und ein-
fach mit Efeu zu bepflanzen. In älteren Friedhofs-
teilen — man vergleiche die Abbildung hierunten —
findet man gelegentlich auch jetzt noch Gräber, die
so behandelt sind. Der Kranz oder Strauß, der an
Gedenktagen dort niedergelegt wird, paßt auf diese
Unterlage ausgezeichnet.
Oder man bepflanzte die Fläche des mit Rasen-
tafeln befestigten niedrigen Hügels mit einigen Monats-
rosen oder dgl. So bescheiden braucht man ja nicht
immer und überall zu sein.
Aber man sollte doch die grelle Buntheit, die jetzt
Flache, mit Efeu bepflanzte Gräber auf dem alten Bockenheimer Friedhof.
DIE GARTENKUNST.
XI, 8
Als flache Blumenbeete behandelte Gräber im Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.
aus dem schlichten Rasenhügel früherer Zeit ge-
worden ist.
Er verdankt seine Entstehung dem Umstande, daß
der ausgeworfene Boden, weil er gelockert wird und
der Sarg in der Grube Platz wegnimmt, beim Grab-
füllen nicht vollkommen wieder hineinging. Mit dem
übrig bleibenden Teil formte man einen den Grabab-
messungen entsprechenden Hügel, seine Ränder be-
festigte man mit Rasenplatten, und oben auf brachte
man bescheidenen Blumenschmuck an. Wenn dann
der Boden sich setzte, der Sarg zerfiel, sank der Hügel
ein, wurde allmählich dem übrigen Boden wieder gleich
und überzog sich mit grüner Rasendecke, wenn die
Grabpflege nachließ. Und heute?
Mit allen Mitteln wird das Gegenteil angestrebt.
Der Grabhügel wird womöglich noch durch
beigeschafften Boden höher gemacht; damit
er hält, wird er mit Steinen oder Fels-
brocken befestigt und ummauert. Es be-
steht ein förmlicher Wetteifer hinsichtlich
der Höhe. Diese Flügel — Abb. Seite 135 —
mit ihren Steinpackungen sehen entsetz-
lich aus.
Hier muß Abhilfe geschaffen werden.
Es muß das Erhöhen der Plügel über ein
bestimmtes Maß hinaus untersagt, die Be-
festigung mit Steinen darf nicht geduldet
werden.
Von Vorteil ist es, die Wege bei der
Anlage des Friedhofes etwa 25—30 cm
über dem Nieveau der Fluren anzulegen.
Dieser Höhenunterschied kann später mit
dem bei der Gräberherstellung sich er-
gebenden überschüssigen Boden ausge-
glichen werden, so daß einer der Gründe
für die Bildung hoher Grabhügel fortfällt.
Noch besser ist es, an Stelle des
Hügels flachgewölbte Beete anzulegen, wie
es in Cöln und Hamburg und neuerdings
auch auf dem Münchener Waldfriedhof
— Abb. Seite 136 oben — vorgeschrie-
ben ist.
Der Gedanke, die Toten sich unter
Blumen ruhend vorzustellen, anstatt unter
der üblichen häßlichen Steinpackung, ist
doch gewiß viel sinniger und gemütvoller.
Auch hinsichtlich des Blumenschmuckes
der Gräber muß gefordert werden, daß
eine tiefgreifende Wandlung eintritt.
Wenn irgend wo, dann ist die Mah-
nung zur Einfachheit, die Hoemann uns
im vorigen Jahre zugerufen hat, beim
Blumenschmuck unserer Gräber am Platze.
Die überall eingerissene Gepflogenheit,
die Gräber mit den buntesten Farben und
im schreiendsten Durcheinander zu be-
pflanzen, paßt zu dem Denksteinjammer
vortrefflich und die Fälle der knallroten
Geranien fügt sich mit den schwarzpolierten Steinen
und ihren gleißenden Goldinschriften zu einem fast
möchte man sagen harmonischen Bild.
Früher war es Sitte, die Gräber schlicht und ein-
fach mit Efeu zu bepflanzen. In älteren Friedhofs-
teilen — man vergleiche die Abbildung hierunten —
findet man gelegentlich auch jetzt noch Gräber, die
so behandelt sind. Der Kranz oder Strauß, der an
Gedenktagen dort niedergelegt wird, paßt auf diese
Unterlage ausgezeichnet.
Oder man bepflanzte die Fläche des mit Rasen-
tafeln befestigten niedrigen Hügels mit einigen Monats-
rosen oder dgl. So bescheiden braucht man ja nicht
immer und überall zu sein.
Aber man sollte doch die grelle Buntheit, die jetzt
Flache, mit Efeu bepflanzte Gräber auf dem alten Bockenheimer Friedhof.