XI, 8
DIE GARTENKUNST.
137
Friedhofsbild aus Frankfurt a. M. Alte Kreuze aus Eichenholz.
vom Frühjahr bis spät in den Herbst unsere
Gräber bedeckt, stark einschränken und zur
Einfachheit zurückkehren.
Auch hier kann nur durch den Er-
laß und die Einhaltung bestimmter Vor-
schriften etwas ausgerichtet werden. Denn
bis aufklärende Belehrung zu wirken an-
fängt, vergehen viele Jahre, zumal man bei
solchen Dingen nicht nur mit dem Unver-
stand des Publikums , sondern mehr noch
mit dem passiven Widerstreben der Liefe-
ranten, Gärtner usw. zu kämpfen hat.
Zur Ausstattung des Grabes gehört auch
ein Denkstein. Selbst unbemittelte Leute
glauben heute, auf einen Stein auf dem Grabe
nicht verzichten zu dürfen. Und da blüht
nun der Weizen der Grabsteinfabrikanten!
Es soll gewiß niemandem verwehrt sein,
das Andenken eines Verstorbenen nicht nur
durch Schmückung des Grabes mit Blumen
zu ehren, sondern auch seinen Namen mit
Geburts- und Sterbetag, auch irgend einen tröstenden
Spruch in geeigneter Form anzubringen.
Aber bedarf es dazu denn unbedingt eines Denk-
steines aus Granit oder Syenit?
Die Dauer der Reihengräberfelder von einer Be-
legung bis zur anderen erstreckt sich doch nur über
eine verhältnismäßig kurze Spanne Zeit, während die
Denksteine für alle Ewigkeit berechnet zu sein scheinen!
Wenn die Fluren abgeräumt werden müssen, bilden
sie einen Ballast für die Verwaltung und werden meist
zerschlagen und bei Wegebau oder zu ähnlichen Zwecken
benutzt.
Also nochmals die Frage: Muß es denn immer
Stein sein? Ich habe auf einer vor 25 Jahren belegten
Flur des Frankfurter Friedhofes eine Anzahl schlichter
einfacher Kreuze von Eichenholz vorgefunden. Trotz-
dem offenbar schon längere Zeit sich niemand mehr
um sie bekümmert hatte, waren sie in Form und Halt-
barkeit noch wenig beeinträchtigt und wirkten durch
ihre Anspruchslosigkeit sehr gut. Es sind keine Kunst-
werke, wohl vom einfachen Schreinermeister hergestellt,
genügen aber praktisch und ästhetisch ihrem Zwecke
vollauf. (Vgl. Abb. auf dieser Seite oben.)
Und wenn man sich nun einmal nicht mit Holz
begnügen will, so gibt es doch auch noch andere
Gesteinarten als gerade Granit oder Syenit! Die in
vielen Gegenden Deutschlands vorkommenden Sand-
steine, insbesondere der warmrotgetönte Mainsandstein
hat jenen Gesteinarten gegenüber eine so ausge-
sprochene Weichheit, ich meine nicht technisch,
sondern im Ausdruck, er paßt wegen seiner Farbe
so ausgezeichnet in die grüne Umgebung hinein,
daß ich stets bedauert habe, daß er von
jenen Materialien fast ganz aus unseren
Friedhöfen verdrängt worden ist.
Schon auf dem Bilde (vgl. Abb. auf
dieser Seite unten) kann man, glaube ich,
die Richtigkeit dessen, was ich von ihm
gesagt habe, erkennen. Aber noch etwas
anderes zeigt sie uns.
Wir sehen einfache schlichte Kreuz-
formen. Eines neben das andere gestellt,
wie ruhig wirken sie gegenüber der Viel-
gestaltigkeit und Unruhe der meisten Gräber-
fluren von heute.
Sie geben uns einen wertvollen Finger-
zeig; man sollte die Denksteine zusammen-
hängender Flächen in ihrer Form nicht
allzusehr wechseln lassen. Gerade die Ein-
heitlichkeit in der Grundform wirkt außer-
ordentlich vorteilhaft.
Noch klarer wird das, wenn man alte
israelitische Friedhöfe, die ja immer sich
Einfache Kreuze aus rotem Sandstein aut dem alten Bockenheimer Friedhof.
DIE GARTENKUNST.
137
Friedhofsbild aus Frankfurt a. M. Alte Kreuze aus Eichenholz.
vom Frühjahr bis spät in den Herbst unsere
Gräber bedeckt, stark einschränken und zur
Einfachheit zurückkehren.
Auch hier kann nur durch den Er-
laß und die Einhaltung bestimmter Vor-
schriften etwas ausgerichtet werden. Denn
bis aufklärende Belehrung zu wirken an-
fängt, vergehen viele Jahre, zumal man bei
solchen Dingen nicht nur mit dem Unver-
stand des Publikums , sondern mehr noch
mit dem passiven Widerstreben der Liefe-
ranten, Gärtner usw. zu kämpfen hat.
Zur Ausstattung des Grabes gehört auch
ein Denkstein. Selbst unbemittelte Leute
glauben heute, auf einen Stein auf dem Grabe
nicht verzichten zu dürfen. Und da blüht
nun der Weizen der Grabsteinfabrikanten!
Es soll gewiß niemandem verwehrt sein,
das Andenken eines Verstorbenen nicht nur
durch Schmückung des Grabes mit Blumen
zu ehren, sondern auch seinen Namen mit
Geburts- und Sterbetag, auch irgend einen tröstenden
Spruch in geeigneter Form anzubringen.
Aber bedarf es dazu denn unbedingt eines Denk-
steines aus Granit oder Syenit?
Die Dauer der Reihengräberfelder von einer Be-
legung bis zur anderen erstreckt sich doch nur über
eine verhältnismäßig kurze Spanne Zeit, während die
Denksteine für alle Ewigkeit berechnet zu sein scheinen!
Wenn die Fluren abgeräumt werden müssen, bilden
sie einen Ballast für die Verwaltung und werden meist
zerschlagen und bei Wegebau oder zu ähnlichen Zwecken
benutzt.
Also nochmals die Frage: Muß es denn immer
Stein sein? Ich habe auf einer vor 25 Jahren belegten
Flur des Frankfurter Friedhofes eine Anzahl schlichter
einfacher Kreuze von Eichenholz vorgefunden. Trotz-
dem offenbar schon längere Zeit sich niemand mehr
um sie bekümmert hatte, waren sie in Form und Halt-
barkeit noch wenig beeinträchtigt und wirkten durch
ihre Anspruchslosigkeit sehr gut. Es sind keine Kunst-
werke, wohl vom einfachen Schreinermeister hergestellt,
genügen aber praktisch und ästhetisch ihrem Zwecke
vollauf. (Vgl. Abb. auf dieser Seite oben.)
Und wenn man sich nun einmal nicht mit Holz
begnügen will, so gibt es doch auch noch andere
Gesteinarten als gerade Granit oder Syenit! Die in
vielen Gegenden Deutschlands vorkommenden Sand-
steine, insbesondere der warmrotgetönte Mainsandstein
hat jenen Gesteinarten gegenüber eine so ausge-
sprochene Weichheit, ich meine nicht technisch,
sondern im Ausdruck, er paßt wegen seiner Farbe
so ausgezeichnet in die grüne Umgebung hinein,
daß ich stets bedauert habe, daß er von
jenen Materialien fast ganz aus unseren
Friedhöfen verdrängt worden ist.
Schon auf dem Bilde (vgl. Abb. auf
dieser Seite unten) kann man, glaube ich,
die Richtigkeit dessen, was ich von ihm
gesagt habe, erkennen. Aber noch etwas
anderes zeigt sie uns.
Wir sehen einfache schlichte Kreuz-
formen. Eines neben das andere gestellt,
wie ruhig wirken sie gegenüber der Viel-
gestaltigkeit und Unruhe der meisten Gräber-
fluren von heute.
Sie geben uns einen wertvollen Finger-
zeig; man sollte die Denksteine zusammen-
hängender Flächen in ihrer Form nicht
allzusehr wechseln lassen. Gerade die Ein-
heitlichkeit in der Grundform wirkt außer-
ordentlich vorteilhaft.
Noch klarer wird das, wenn man alte
israelitische Friedhöfe, die ja immer sich
Einfache Kreuze aus rotem Sandstein aut dem alten Bockenheimer Friedhof.