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Die Gartenkunst — 11.1909

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Heicke, C.: Reformbestrebungen auf dem Gebiete der Friedhofsanlagen uud der Friedhofskunst: Vortrag, gehalten am 28. Juni 1909 auf der Hauptversammlung der D.G.f.G. in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0144

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140

DIE GARTENKUNST.

XI, 8



Gräberfeld mit Holzkreuzen aus dem Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.
recht befriedigende Bilder, die im Alter noch erheblich
an Reiz gewinnen, wie das Bild aus Ohlsdorf hier-
neben zeigt.
Eine recht beachtenswerte Anordnung für Reihen-
gräberfluren ist uns in dem Wettbewerbsentwurf von
Jensen & Lietzmann in Düsseldorf für einen Friedhof
für Lüdenscheid begegnet. (Vgl. Bild Seite 45 dieses
Jahrganges der Gartenkunst.)
Dort handelte es sich um Fluren eines auf ge-
neigtem Gelände anzulegenden Friedhofes, die durch
niedrige Böschungen mit aufgesetzten Hecken der Ge-
ländeneigung entsprechend gegliedert und von ernster
Nadelholzpflanzung umrahmt sind.
Ratsam ist es, von vornherein Vorsorge zu treffen,
daß die Fluren durch eingestreute Baum- und Strauch-
gruppen belebt werden. Herr v. Engelhard
hat in einem seiner neuen Projekte die
Anordnung von Busch- und Baumgräbern
vorgesehen.

Sehr angenehm ist es natürlich, wenn
man schon Pflanzenwuchs auf dem zur
Einrichtung des Friedhofes bestimmten Ge-
lände vorfindet, noch besser, wenn man
einen Friedhof in geeignetem Waldbestand
anlegen kann, wie es bei dem neuesten
Friedhöfe in München der Fall war.
Alsdann kann man vorhandene oder
neuzuschaffende Waldlichtungen zu äußerst
reizvollen kleinen Fluren ausgestalten.
Dazu kommt dann noch der Zwang,
aus Rücksicht auf die Erhaltung der vor-
handenen Bestände die Belegung des Fried-
hofes recht weitläufig vorzunehmen, was für
die Gesamtwirkung von großem Vorteil ist.
Unsere Bilder aus dem Münchener
Waldfriedhofe bestätigen dies. Sie zeigen
deulich, wie sich die Gräber im Rahmen
solchen Waldbestandes ausnehmen. (Vgl.
die Bilder auf Seite 141.)
Es ist für mein Gefühl dieser Mün-
chener Waldfriedhof die schönste Fried-
hofsanlage, die ich bis jetzt gesehen habe, und ich
bin der Überzeugung, daß man künftig in anderen
Städten häufig diesem Münchener Vorbilde folgen wird.
War es nun nach dem bisherigen Schema bei fast
allen Friedhofsanlagen üblich, die zu mehr oder minder
hohen Preisen verkäuflichen Familien- und Erbbe-
gräbnisse von den Reihengräbern streng zu trennen,
so wird, wenn erst das Aussehen des letzteren ein
besseres geworden ist, auch diese räumliche Scheidung
der Gräberklassen aufgegeben werden können.
In dieser Hinsicht hat Großmann in einigen seiner
neueren Friedhofsentwürfe beachtenswerte Vorschläge
und Anregungen gegeben, zuerst bei seinem Wett-
bewerbsentwurf für Mannheim aus dem Jahre 1907, und
ich möchte etwas näher darauf eingehen und dabei

Als Buschgräber bezeichnet er unregel-
mäßig über die Fluren verteilte Flächen
von IO—20 qm, die vorerst unbelegt
bleiben und mit Strauchwerk bepflanzt
werden. Wenn die von den Angehörigen
ausgeführten Anpflanzungen auf den üb-
rigen Gräbern etwas herangewachsen sind,
sollen diese Sträucher der Buschgräber
wieder beseitigt werden, so daß die Flä-
chen auch noch mit Gräbern belegt wer-
den können.
Als Baumgräber bezeichnet v. Engel-
hard solche Grabstellen, die zu Erzielung
eines hainartigen Baumwuchses von vorn-
herein mit einzelnen Bäumen oder Gruppen
von solchen bepflanzt werden und dauernd
unbelegt bleiben sollen.

Reihengräber mit Baumpflanzung auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Arch. Friedhofsdirektor Cordes, Hamburg.
 
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