XI, 8
DIE GARTENKUNST.
143
Hauptgebäude auf dem Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.
doch das Interesse auch weiterer Fach-
kreise beanspruchen, zumal da nach den
Bedingungen die Preisträger verpflichtet
waren, für die Endsumme ihres Kosten-
anschlags die Ausführung bei Auftrags-
erteilung zu übernehmen. Viel ist über
diese Bedingung gesprochen, am wenigsten
jedoch zustimmend; sie wurde von vielen
Seiten hingestellt als eine unwürdige Fessel,
die dem freien künstlerischen Schaffen an
gelegt wurde. Als Fessel kann nur der-
jenige diese Bedingung ansehen, der ohne
Rücksicht auf die für die Herstellung aus-
gesetzte Summe projektiert und dann den
Kostenanschlag so einrichtet, daß keine
höhere als die zulässige Summe heraus-
kommt. Der Kostenanschlag ist in solchem
Falle nichts weiter als eine Vorspiegelung
falscher Tatsachen. Der so häufig schon
gerügte Umstand, daß preisgekrönte Ent-
würfe so selten zur Ausführung kommen
— vergl. auch Artikel: Wettbewerbsergeb-
nisse im Heft 3 d. Js. — hat diese anscheinend harte
Bedingung mit diktiert. Es war die Möglichkeit, für
die ausgesetzte Summe ein wirklich auszuführendes
Projekt zu erhalten, bedeutend näher gerückt, ebenso
sollte durch Übertragung der Ausführung die Mitarbeit
des Künstlers gesichert sein.
Das Ergebnis des Wettbewerbes ist bereits im
Juni-Heft veröffentlicht. Berichtigend sei eingefügt,
daß unter Nr. 4 statt Marienfelde gelesen werden muß:
Marienhöhe.
Lage des Platzes im Bebauungsplan, Form und Um-
grenzung desselben, sowie Höhenlage erläutert die
Skizze auf Seite 144. Es ist ersichtlich, daß es keine
günstige Situation ist, zumal da das Hauptgebäude,
das Rathaus, zu dem der „Rathausplatz“ doch in Be-
ziehung treten soll, nicht in der Achse des Platzes
steht, auch die einzige in Betracht kommende Gebäude-
achse in ihrer Fortsetzung den Platz in zwei unsym-
metrische Teile zerlegt; rechnen wir dazu die an allen
Ecken verschiedene Höhenlage, die den Platz umgeben-
den Straßen, die alle Hauptverkehrswege sind, die
geringe Größe, nur 950 qm, die für die Gartenfläche
übrig bleiben, so ist das Ungünstige der Situation ge-
nügend gekennzeichnet. Die Baumgruppe an der öst-
lichen Spitze, die an dieser großen Straßenkreuzung
einen Abschluß gibt und die Ausdehnung des Platzes in
das Endlose verhindert, ist das einzig Günstige. Diese
mußte daher unter allen Umständen erhalten werden.
Der allgemeine Eindruck der ausge-
stellten Arbeiten war ein Überwiegen der
Modelle gegenüber der zeichnerischen Dar-
stellung; unter den eingereichten Modellen
nahmen wiederum Arbeiten von Bildhauern
den ersten Platz ein. Unverkennbar war
auch, daß eine große Zahl dieser nicht
für den Platz von Anfang an bestimmt
war, daß im Atelier vorhandene Studien
auf „gut Glück“ eingereicht worden sind.
Wer die dazu gehörenden Grundpläne und
Platzdispositionen eingehend studiert hat,
dem wird es aufgefallen sein, daß das
Können manches Plastikers versagte bei
der Behandlung des größeren Raumes. Das
Arbeiten im Atelier, die Betätigung auf
dem Gebiete der Kleinkunst hat Auge und
Empfinden nicht genügend geschärft für
das Abwägen großer Verhältnisse. Über-
haupt konnte man bei nahezu der Hälfte
der Einsendungen feststellen, daß die Ver-
fasser über die Maße des Platzes, über die
Hölzener Brunnen auf dem Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.
DIE GARTENKUNST.
143
Hauptgebäude auf dem Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.
doch das Interesse auch weiterer Fach-
kreise beanspruchen, zumal da nach den
Bedingungen die Preisträger verpflichtet
waren, für die Endsumme ihres Kosten-
anschlags die Ausführung bei Auftrags-
erteilung zu übernehmen. Viel ist über
diese Bedingung gesprochen, am wenigsten
jedoch zustimmend; sie wurde von vielen
Seiten hingestellt als eine unwürdige Fessel,
die dem freien künstlerischen Schaffen an
gelegt wurde. Als Fessel kann nur der-
jenige diese Bedingung ansehen, der ohne
Rücksicht auf die für die Herstellung aus-
gesetzte Summe projektiert und dann den
Kostenanschlag so einrichtet, daß keine
höhere als die zulässige Summe heraus-
kommt. Der Kostenanschlag ist in solchem
Falle nichts weiter als eine Vorspiegelung
falscher Tatsachen. Der so häufig schon
gerügte Umstand, daß preisgekrönte Ent-
würfe so selten zur Ausführung kommen
— vergl. auch Artikel: Wettbewerbsergeb-
nisse im Heft 3 d. Js. — hat diese anscheinend harte
Bedingung mit diktiert. Es war die Möglichkeit, für
die ausgesetzte Summe ein wirklich auszuführendes
Projekt zu erhalten, bedeutend näher gerückt, ebenso
sollte durch Übertragung der Ausführung die Mitarbeit
des Künstlers gesichert sein.
Das Ergebnis des Wettbewerbes ist bereits im
Juni-Heft veröffentlicht. Berichtigend sei eingefügt,
daß unter Nr. 4 statt Marienfelde gelesen werden muß:
Marienhöhe.
Lage des Platzes im Bebauungsplan, Form und Um-
grenzung desselben, sowie Höhenlage erläutert die
Skizze auf Seite 144. Es ist ersichtlich, daß es keine
günstige Situation ist, zumal da das Hauptgebäude,
das Rathaus, zu dem der „Rathausplatz“ doch in Be-
ziehung treten soll, nicht in der Achse des Platzes
steht, auch die einzige in Betracht kommende Gebäude-
achse in ihrer Fortsetzung den Platz in zwei unsym-
metrische Teile zerlegt; rechnen wir dazu die an allen
Ecken verschiedene Höhenlage, die den Platz umgeben-
den Straßen, die alle Hauptverkehrswege sind, die
geringe Größe, nur 950 qm, die für die Gartenfläche
übrig bleiben, so ist das Ungünstige der Situation ge-
nügend gekennzeichnet. Die Baumgruppe an der öst-
lichen Spitze, die an dieser großen Straßenkreuzung
einen Abschluß gibt und die Ausdehnung des Platzes in
das Endlose verhindert, ist das einzig Günstige. Diese
mußte daher unter allen Umständen erhalten werden.
Der allgemeine Eindruck der ausge-
stellten Arbeiten war ein Überwiegen der
Modelle gegenüber der zeichnerischen Dar-
stellung; unter den eingereichten Modellen
nahmen wiederum Arbeiten von Bildhauern
den ersten Platz ein. Unverkennbar war
auch, daß eine große Zahl dieser nicht
für den Platz von Anfang an bestimmt
war, daß im Atelier vorhandene Studien
auf „gut Glück“ eingereicht worden sind.
Wer die dazu gehörenden Grundpläne und
Platzdispositionen eingehend studiert hat,
dem wird es aufgefallen sein, daß das
Können manches Plastikers versagte bei
der Behandlung des größeren Raumes. Das
Arbeiten im Atelier, die Betätigung auf
dem Gebiete der Kleinkunst hat Auge und
Empfinden nicht genügend geschärft für
das Abwägen großer Verhältnisse. Über-
haupt konnte man bei nahezu der Hälfte
der Einsendungen feststellen, daß die Ver-
fasser über die Maße des Platzes, über die
Hölzener Brunnen auf dem Münchener Waldfriedhof.
Arch. Baurat Graessel, München.