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Die Gartenkunst — 11.1909

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Zahn: Wettbewerb Rathausplatz in Steglitz-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0148

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144

DIE GARTENKUNST.

XI, 8

verhältnismäßig geringe Flächenausdehnung im un-
klaren gewesen sind, denn sonst hätten derartige Platz-
zerschneidungen durch Wege nicht vorkommen können.
Daß die Zahl der unzureichenden Lösungen so groß
war, mag auch darin seinen Grund gehabt haben, daß
die anscheinend leichte Aufgabe viele weniger Geübte
zur Beteiligung angelockt hatte.
Welche Lösung die allein richtige ist, ist schwer
zu entscheiden. Soll das Schwergewicht auf eine
mehr gärtnerische Ausgestaltung gelegt werden, soll
die ganze Fläche gepflastert, mit einem Brunnen ge-
ziert und einigen großen Bäumen bepflanzt werden
oder soll eine Plastik die Hauptsache sein und nur,
wie es einige Entwürfe zeigen, an den Ecken ein
wenig Pflanzung und Grün
auftreten? Zieht man zur
Beantwortung dieser Frage
die Zusammensetzung des
Preisgerichtes heran, so gibt
diese schon einen Finger-
zeig. Zwei Gartenkünstler
standen einem Architekten
und einem Bildhauer gegen-
über, ein Beweis, daß seitens
der Verwaltung einer gärtne-
rischen Anlage der Vorzug
gegeben wurde.
Der Grund hierfür ist
darin zu suchen, daß der
Platz an der Kreuzung der
Hauptstraßen liegt, nur we-
nige Schritte vom Bahnhof
entfernt ist und in dieser ver-
kehrsreichen Gegend grüne
Flächenund Blumenschmuck
in nur bescheidener Aus-
dehnung vorhanden sind.
Der Rathausplatz war daher
bestimmt, ein Repräsen-
tationsstück zu werden.
Architektur, Plastik und
Gartenkunst sollten sich die
Hände reichen zur Verwirklichung dieses Gedankens,
denn es standen für die 950 qm 25000 Mk. für die
Anlage zur Verfügung. In der Vergebung des Haupt-
preises, der einer gartenkünstlerischen Lösung zu-
fiel, liegt eine Bestätigung dieser Absicht (Seite 145
oben).
Der Entwurf Rathausplatz I wäre der idealen
Lösung noch näher gekommen, wenn die Hecken an
der Albrecht- und Nauenstraße nicht unmittelbar an
der Platzgrenze entlang geführt wären, sondern, ähn-
lich wie an der Schloßstraße auch hier den Passanten
ein buntes Staudenbild mit der Hecke als Hintergrund
geboten würde. Hierdurch wäre gleichzeitig erreicht,
daß die Haupttreppe in der Achse des Rathausgiebels
herunterführte und außerdem ein besserer Ausgleich
der verschiedenen Straßenhöhen stattgefunden hätte,

während so die beiden seitlichen Böschungen entweder
verschiedene Ausladung oder verschiedene Böschungs-
winkel erhalten müssen.
Bei dem Entwurf „Rose, Linde, Flieder“ ge-
fällt das Zusammenhalten der Fläche und die (Seite
145 unten) Aufstellung der Plastik, sowie diese selbst,
während die vorgeschlagene Bepflanzung kaum durch-
führbar ist, wenigstens nicht den beabsichtigten Erfolg
haben würde.
„Meilenstein“ errang den Erfolg durch seine Plastik
die durch Eigenart und Ausführung sich von der Mehr-
zahl der plastischen Arbeiten auszeichnete. Ganz ab-
gesehen davon, daß es nicht zutrifft, was die Inschrift
besagt: „Berlin eine Meile“, was überdies belangslos
ist, erscheint mir die Wahl
des Standpunktes nicht
günstig. In der Mitte des
Platzes darf sich eine hohe
Brunnenfigur, überhaupt eine
hochragende Architektur
oder Plastik, nicht erheben.
Die Mitte verlangt eine
möglichst niedrige Behand-
lung, damit eine ruhige Wir-
kung erzielt wird. Unruhe
bietet die Umgebung des
Platzes zur Genüge und zu
dieser im Gegensatz muß
der Platz gestimmt werden.
Der nächste Preis ist
ebenfalls wegen der Plastik
vergeben. „Nur nicht ängst-
lich“ bietet einen Brunnen,
der an den Gänsemännchen-
brunnen in Nürnberg er-
innert. Eine Kinderfigur in
der Mitte blickt auf die rings
auf dem Gitter sitzenden
Frösche, Eidechsen und son-
stiges Getier. Ist die Pla-
stik trotz ihrer reichlich
skizzenhaften Bearbeitung
ansprechend, so gilt gerade für diese Arbeit das schon
eingangs Erwähnte betr. Behandlung des großen Rau-
mes seitens mancher Plastiker. Dieser Brunnen, nicht
in der Mitte des Platzes, in einem 10,0 m Durchmesser
haltenden Rundteil, sondern unter den Bäumen, frei
zugängig von allen Seiten aufgestellt, kann ein Schmuck
des Platzes werden.
Unter Kennwort A und B waren zwei Entwürfe
(Seite 146) eingegangen, die auf demselben Grund-
gedanken: Schaffen einer ruhigen, tiefgelegenen Platz-
mitte zur Aufstellung von Bänken, aufgebaut waren.
Leider geht bei diesen durch den breiten Weg von
der an sich schon kleinen Fläche zu viel Platz ver-
loren. Vielleicht wäre eine breitere Umrahmung durch
Pflanzung unter Fortfall des mittleren Rasenstückes
eine günstigere Lösung.


Lageplan des Rathausplatzes zu Steglitz.
 
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