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DIE GARTENKUNST.
XI, 8
Wettbewerb Rathausplatz Steglitz:
Kennwort: A und B. Verf. Architekt Wünsche-Friedenau, Bildhauer Hans Schmidt-Steglitz.
Die Gehbahn der Schlofsstraße ist in den Platz, der den Straßen gegenüber stark vertieft angelegt ist, vorgeschoben,
um das Mittelstück sind Bänke aufgestellt. Da der Platz nur von der Schloßstraße zugängig ist, stellt die Mittelanlage
inmitten des Verkehrs eine ruhige Insel dar.
geschähe haben durch Einführung des Postscheck - Verkehrs
eine wesentliche Erleichterung und Vereinfachung erfahren;
auch hat sich die im vorigen Jahre in Potsdam beschlossene
Zusammenlegung der Kassenführung und Schriftführertätigkeit
in eine Hand gut bewährt.
Nach Erstattung dieser geschäftlichen Berichte sprach
Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. über: Reformbe-
strebungen auf dem Gebiete der Friedhofsgestaltung und Fried-
hofskunst.
Der durch zahlreiche Lichtbilder erläuterte Vortrag ist
im vorliegenden Heft der „Gartenkunst“ zum Abdruck ge-
bracht. An ihn schloß sich nach Einschiebung der Frühstücks-
pause eine lebhafte Erörterung, an der sich u. a. die Herren
v. Engelhardt, Stoffregen, Beitz, Kube, Singer beteiligten.
Bei dem gemeinsamen Mahle, welches um */23 Uhr be-
gann, widmete Friedhofsdirektor Cordes dem anwesenden
Ehrenmitgliede Gartendirektor Hampel Leipzig herzliche Worte
und feierte ihn als einen der Gründer der Gesellschaft. Hampel
dankte und brachte einen Trinkspruch auf den Vorstand der
Gesellschaft aus, unter dessen Leitung die Gesellschaft eine,
wie er sagte, uns alle erfreuende Entwickelung genommen
habe. Noch einmal ergriff dann Flerr Cordes das Wort, um
in einer kernigen und von Humor durchsetzten Ansprache das
alte Hanseatenwort: „Tüchtig dieKraft, einträchtig die Herzen —
dann blüht die Gemeinde!“ auf die Gesellschaft, ihre Tätigkeit
und Bestrebungen anzuwenden.
Am folgenden Tage, 27. Juni, wurde die zweite öffent-
liche Sitzung, wiederum um 10 Uhr, eröffnet. Garten-Architekt
Hanisch-Breslau sprach über: Die Bedeutung von Stadtwald-
anlagen für die Industrie- und Großstädte. Auch dieser Vor-
trag war durch eine Fülle gutgewählter Lichtbilder unterstützt
und fesselte die Zuhörer von Anfang bis zu Ende. Er kommt
ebenfalls demnächst in der Gartenkunst zum Abdruck. Das
allgemeine Interesse an dem Gegenstand des Vortrags fand
in der sehr ausgedehnten und mit bezeichnender Lebhaftigkeit
geführten Besprechung seinen Ausdruck. Das Wort „Sezession“,
welches Singer, neuerliche Publikationen Lichtwarks und Migges,
über den Hamburger Stadtpark streifend, in die Debatte warf,
fand Beifall und Widerspruch; die dadurch angeschnittene
Frage der Gestaltung des Hamburger Stadtparks wurde in
die Erörterungen einbezogen und es mußten schließlich die
Verhandlungen vertagt werden, um erst am folgenden Tage
zum Abschluß zu gelangen. Eine in Vorschlag gebrachte Re-
solution zur Hamburger Stadtparkfrage wurde nach längerer
Erörterung als nicht zweckmäßig erkannt und statt dessen
beschlossen, diese Angelegenheit demnächst in der Garten-
kunst zum Gegenstand einer Abhandlung zu machen, die allen
zuständigen Stellen und maßgebenden Persönlichkeiten in
Hamburg zur Kenntnis gebracht werden soll.
Am dritten und letzten Verhandlungstage, den 28. Juni
fand die satzungsgemäße geschlossene Mitgliederversammlung
zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten statt. Den Be-
richt über die Kassaprüfung erstattete Petersen-Marienfelde.
Auf seinen Antrag wurde dem Geschäftsführer Entlastung erteilt
und der Dank der Gesellschaft für seine erfolgreiche Mühe-
waltung ausgesprochen, in die Kassenverhältnisse Ordnung und
Klarheit zu bringen. Singer macht einen kurzen, sich auf die
Hochschulfrage beziehenden, Vorbehalt zum Jahresbericht. Vor-
standsseitig wurde der Wortlaut eines ministeriellen Schreibens
bekannt gegeben, welches auf die Eingabe ergangen ist, in der
um Einrichtung von Gartenkunstklassen an den bestehenden
Kunstgewerbeschulen gebeten war.
Das Schreiben ist datiert: Berlin W, den 5. Juni 1909
und hat folgenden Wortlaut:
„Auf die an mich, den Minister für Handel und Ge-
„werbe, gerichtete Eingabe vom 23. Dezember v. J. wegen
„Eingliederung eines Unterrichtes für Gartenkunst in den
„Lehrplan der Kunstgewerbeschulen, erwidern wir, daß nach
„Prüfung der Angelegenheit zunächst versuchsweise der-
artiger Unterricht an der Architekturklasse der Kunstge-
„werbeschule zu Düsseldorf eingeführt werden soll. Indessen
„sind naturwissenschaftliche und gärtnerische Stoffe nur in-
soweit zu behandeln, als dies erforderlich ist, um den
„Schülern Verständnis für die Bedeutung der biologischen
„Anforderungen der Gartengestaltung zu vermitteln. Von
„der Erteilung eines systematischen gründlichen Unterrichtes
„im Gartenbau muß dagegen grundsätzlich abgesehen werden,
„da dieser mit Erfolg nur bei praktisch ausreichend vor-
gebildeten Schülern betrieben werden kann und demgemäß
„den Gärtnerlehranstalten Vorbehalten bleiben muß.
„Angehörige des Gärtnereiberufes sind zu der Garten-
,,kunstklasse nur dann zuzulassen, wenn sie den erfolgreichen
„Besuch des vollen zweijährigen Lehrganges einer höheren
„staatlichen oder staatlich anerkannten Gärtnerlehranstalt —
„Preuß.en, Dahlem, Geisenheim und Proskau — durch ein
„Prüfungszeugnis nachzuweisen vermögen“.
Der Minister für Handel Der Minister für Landwirtschaft,
und Gewerbe: Domänen und Forsten:
gez. Delbrück. I. A. gez. Schroeter.
Im Verlauf der sich hieran anschließenden Erörterung
kam zur Sprache, daß eine Ausdehnung der Unterrichtszeit
für Gartenkunst an der Dahlemer Gärtnerlehranstalt anzu-
streben sei, weil bei der Mehrzahl der Hörer gegenwärtig die
DIE GARTENKUNST.
XI, 8
Wettbewerb Rathausplatz Steglitz:
Kennwort: A und B. Verf. Architekt Wünsche-Friedenau, Bildhauer Hans Schmidt-Steglitz.
Die Gehbahn der Schlofsstraße ist in den Platz, der den Straßen gegenüber stark vertieft angelegt ist, vorgeschoben,
um das Mittelstück sind Bänke aufgestellt. Da der Platz nur von der Schloßstraße zugängig ist, stellt die Mittelanlage
inmitten des Verkehrs eine ruhige Insel dar.
geschähe haben durch Einführung des Postscheck - Verkehrs
eine wesentliche Erleichterung und Vereinfachung erfahren;
auch hat sich die im vorigen Jahre in Potsdam beschlossene
Zusammenlegung der Kassenführung und Schriftführertätigkeit
in eine Hand gut bewährt.
Nach Erstattung dieser geschäftlichen Berichte sprach
Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. über: Reformbe-
strebungen auf dem Gebiete der Friedhofsgestaltung und Fried-
hofskunst.
Der durch zahlreiche Lichtbilder erläuterte Vortrag ist
im vorliegenden Heft der „Gartenkunst“ zum Abdruck ge-
bracht. An ihn schloß sich nach Einschiebung der Frühstücks-
pause eine lebhafte Erörterung, an der sich u. a. die Herren
v. Engelhardt, Stoffregen, Beitz, Kube, Singer beteiligten.
Bei dem gemeinsamen Mahle, welches um */23 Uhr be-
gann, widmete Friedhofsdirektor Cordes dem anwesenden
Ehrenmitgliede Gartendirektor Hampel Leipzig herzliche Worte
und feierte ihn als einen der Gründer der Gesellschaft. Hampel
dankte und brachte einen Trinkspruch auf den Vorstand der
Gesellschaft aus, unter dessen Leitung die Gesellschaft eine,
wie er sagte, uns alle erfreuende Entwickelung genommen
habe. Noch einmal ergriff dann Flerr Cordes das Wort, um
in einer kernigen und von Humor durchsetzten Ansprache das
alte Hanseatenwort: „Tüchtig dieKraft, einträchtig die Herzen —
dann blüht die Gemeinde!“ auf die Gesellschaft, ihre Tätigkeit
und Bestrebungen anzuwenden.
Am folgenden Tage, 27. Juni, wurde die zweite öffent-
liche Sitzung, wiederum um 10 Uhr, eröffnet. Garten-Architekt
Hanisch-Breslau sprach über: Die Bedeutung von Stadtwald-
anlagen für die Industrie- und Großstädte. Auch dieser Vor-
trag war durch eine Fülle gutgewählter Lichtbilder unterstützt
und fesselte die Zuhörer von Anfang bis zu Ende. Er kommt
ebenfalls demnächst in der Gartenkunst zum Abdruck. Das
allgemeine Interesse an dem Gegenstand des Vortrags fand
in der sehr ausgedehnten und mit bezeichnender Lebhaftigkeit
geführten Besprechung seinen Ausdruck. Das Wort „Sezession“,
welches Singer, neuerliche Publikationen Lichtwarks und Migges,
über den Hamburger Stadtpark streifend, in die Debatte warf,
fand Beifall und Widerspruch; die dadurch angeschnittene
Frage der Gestaltung des Hamburger Stadtparks wurde in
die Erörterungen einbezogen und es mußten schließlich die
Verhandlungen vertagt werden, um erst am folgenden Tage
zum Abschluß zu gelangen. Eine in Vorschlag gebrachte Re-
solution zur Hamburger Stadtparkfrage wurde nach längerer
Erörterung als nicht zweckmäßig erkannt und statt dessen
beschlossen, diese Angelegenheit demnächst in der Garten-
kunst zum Gegenstand einer Abhandlung zu machen, die allen
zuständigen Stellen und maßgebenden Persönlichkeiten in
Hamburg zur Kenntnis gebracht werden soll.
Am dritten und letzten Verhandlungstage, den 28. Juni
fand die satzungsgemäße geschlossene Mitgliederversammlung
zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten statt. Den Be-
richt über die Kassaprüfung erstattete Petersen-Marienfelde.
Auf seinen Antrag wurde dem Geschäftsführer Entlastung erteilt
und der Dank der Gesellschaft für seine erfolgreiche Mühe-
waltung ausgesprochen, in die Kassenverhältnisse Ordnung und
Klarheit zu bringen. Singer macht einen kurzen, sich auf die
Hochschulfrage beziehenden, Vorbehalt zum Jahresbericht. Vor-
standsseitig wurde der Wortlaut eines ministeriellen Schreibens
bekannt gegeben, welches auf die Eingabe ergangen ist, in der
um Einrichtung von Gartenkunstklassen an den bestehenden
Kunstgewerbeschulen gebeten war.
Das Schreiben ist datiert: Berlin W, den 5. Juni 1909
und hat folgenden Wortlaut:
„Auf die an mich, den Minister für Handel und Ge-
„werbe, gerichtete Eingabe vom 23. Dezember v. J. wegen
„Eingliederung eines Unterrichtes für Gartenkunst in den
„Lehrplan der Kunstgewerbeschulen, erwidern wir, daß nach
„Prüfung der Angelegenheit zunächst versuchsweise der-
artiger Unterricht an der Architekturklasse der Kunstge-
„werbeschule zu Düsseldorf eingeführt werden soll. Indessen
„sind naturwissenschaftliche und gärtnerische Stoffe nur in-
soweit zu behandeln, als dies erforderlich ist, um den
„Schülern Verständnis für die Bedeutung der biologischen
„Anforderungen der Gartengestaltung zu vermitteln. Von
„der Erteilung eines systematischen gründlichen Unterrichtes
„im Gartenbau muß dagegen grundsätzlich abgesehen werden,
„da dieser mit Erfolg nur bei praktisch ausreichend vor-
gebildeten Schülern betrieben werden kann und demgemäß
„den Gärtnerlehranstalten Vorbehalten bleiben muß.
„Angehörige des Gärtnereiberufes sind zu der Garten-
,,kunstklasse nur dann zuzulassen, wenn sie den erfolgreichen
„Besuch des vollen zweijährigen Lehrganges einer höheren
„staatlichen oder staatlich anerkannten Gärtnerlehranstalt —
„Preuß.en, Dahlem, Geisenheim und Proskau — durch ein
„Prüfungszeugnis nachzuweisen vermögen“.
Der Minister für Handel Der Minister für Landwirtschaft,
und Gewerbe: Domänen und Forsten:
gez. Delbrück. I. A. gez. Schroeter.
Im Verlauf der sich hieran anschließenden Erörterung
kam zur Sprache, daß eine Ausdehnung der Unterrichtszeit
für Gartenkunst an der Dahlemer Gärtnerlehranstalt anzu-
streben sei, weil bei der Mehrzahl der Hörer gegenwärtig die