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DIE GARTENKUNST.
XI, 9
Aus dem Hofgarten von Schwerin. Laubengänge.
gleitet ist und dessen Ränder mit Skulpturen ge-
schmückt sind. Dieser Kreuzkanal mündet in einer Art
freien Gartengrundes in zwei Armen aus, und das Ganze
wird gegen das Schloß zu durch einen Halbkreis nied-
riger Pflanzungen abgeschlossen. Das Schloß selbst
liegt auf einer Insel des Schweriner Sees und ist mit dem
Garten nur lose durch einen Brückenweg verbunden.
Das Hauptmerkmal dieser Gartenflucht liegt darin,
daß das Wasser in ihm eine hervorragende Rolle spielt:
ein schmaler, vom Grün der Bäume eingerahmter
Streif, zwischen dem sich das Wasser hinabstürzt und
weiterhin als ruhiger Spiegel, hier und dort belebend
gegliedert, breitet; als einziger Schmuck helle Stein-
bilder, die sich im Wasser spiegeln. Bemerkenswert
ist auch das Fehlen aller eigentlich tektonischen seit-
lichen Anschlüsse; man hat sich nur auf diesen einen
Blick von der Höhe zum Schloß und umgekehrt vom
Schloß nach der Höhe beschränkt und diesen einen
Formgedanken freilich um so eindringlicher ausgestaltet.
Aus dem Hofgarten von Schwerin. Wassergraben.
In der Anordnung des Ganzen finden wir eine
Eigenheit, die in Deutschland häufig wieder-
kehrt : die Umgebung der alten Wasserburg auf
ihrer Insel ließ für Gartenanlagen nicht viel
Raum; darum legte man sie, als das Bedürfnis
nach größeren Gärten entstand, auf dem Fest-
land oder außerhalb der Burggärten an. Nur
ist freilich der Zusammenhang zwischen den
beiden Teilen gewöhnlich inniger als bei den
Schweriner Anlagen, bei denen die Schloßbauten
mehr als anders-
wo die burgähn-
liche Art bewahrt
haben.
Die alte Ab-
bildung (S. 151)
zeigt das Schloß
in seiner älteren
Gestalt; aber auch bei
dem aufdringlich prun-
kenden Neubau hat man
nicht an ein Weiter-
wirken der architektoni-
schen Formen gedacht.
Die seltsamen Erdbil-
dungen im V ordergrunde
des alten Bildes be-
zeichnen die Stellen, an
denen der Wasserfall
stürzen sollte. Die An-
lagen sind indessen, so
scheint es, nie ausge-
führt worden, und heute
noch sieht man zwi-
schen den Bäumen der
Böschung diese grün
überwachsenen Bildun-
gen (Seite 153
oben). Das Gar-
tenhaus aus dem
östlichen Baum-
garten wird sei-
ner hübschen, an-
spruchslosen For-
men wegen gezeigt (Seite I$l); die schön ge-
stalteten Laubengänge, die sich an der Stelle
der verschwundenen Kanalgabelung um einen blu-
mengeschmückten Gartengrund ziehen, sind eine
neuere, nicht ungünstige Zutat (Seite 152 oben).
Auffällig ist bei dem Schweriner Garten die
außerordentlich reichliche Verwendung regel-
mäßiger Baumpflanzungen. Aber solch ein Baum-
garten wirkt doch im Grunde nie eintönig, weil
in diesen geraden Reihen säulenartiger Stämme
mit dem grünen gleichmäßig sich breitenden
Blätterdach, besonders bei altem Bestand, eine
tektonische Größe liegt, die nicht leicht ermüdet.
Im ganzen ist der Schloßgarten von Schwerin
PLAN Pts
SCHLOSSCARTENS VON SCHWERIN
MARSSTAB fwÖÖ
DIE GARTENKUNST.
XI, 9
Aus dem Hofgarten von Schwerin. Laubengänge.
gleitet ist und dessen Ränder mit Skulpturen ge-
schmückt sind. Dieser Kreuzkanal mündet in einer Art
freien Gartengrundes in zwei Armen aus, und das Ganze
wird gegen das Schloß zu durch einen Halbkreis nied-
riger Pflanzungen abgeschlossen. Das Schloß selbst
liegt auf einer Insel des Schweriner Sees und ist mit dem
Garten nur lose durch einen Brückenweg verbunden.
Das Hauptmerkmal dieser Gartenflucht liegt darin,
daß das Wasser in ihm eine hervorragende Rolle spielt:
ein schmaler, vom Grün der Bäume eingerahmter
Streif, zwischen dem sich das Wasser hinabstürzt und
weiterhin als ruhiger Spiegel, hier und dort belebend
gegliedert, breitet; als einziger Schmuck helle Stein-
bilder, die sich im Wasser spiegeln. Bemerkenswert
ist auch das Fehlen aller eigentlich tektonischen seit-
lichen Anschlüsse; man hat sich nur auf diesen einen
Blick von der Höhe zum Schloß und umgekehrt vom
Schloß nach der Höhe beschränkt und diesen einen
Formgedanken freilich um so eindringlicher ausgestaltet.
Aus dem Hofgarten von Schwerin. Wassergraben.
In der Anordnung des Ganzen finden wir eine
Eigenheit, die in Deutschland häufig wieder-
kehrt : die Umgebung der alten Wasserburg auf
ihrer Insel ließ für Gartenanlagen nicht viel
Raum; darum legte man sie, als das Bedürfnis
nach größeren Gärten entstand, auf dem Fest-
land oder außerhalb der Burggärten an. Nur
ist freilich der Zusammenhang zwischen den
beiden Teilen gewöhnlich inniger als bei den
Schweriner Anlagen, bei denen die Schloßbauten
mehr als anders-
wo die burgähn-
liche Art bewahrt
haben.
Die alte Ab-
bildung (S. 151)
zeigt das Schloß
in seiner älteren
Gestalt; aber auch bei
dem aufdringlich prun-
kenden Neubau hat man
nicht an ein Weiter-
wirken der architektoni-
schen Formen gedacht.
Die seltsamen Erdbil-
dungen im V ordergrunde
des alten Bildes be-
zeichnen die Stellen, an
denen der Wasserfall
stürzen sollte. Die An-
lagen sind indessen, so
scheint es, nie ausge-
führt worden, und heute
noch sieht man zwi-
schen den Bäumen der
Böschung diese grün
überwachsenen Bildun-
gen (Seite 153
oben). Das Gar-
tenhaus aus dem
östlichen Baum-
garten wird sei-
ner hübschen, an-
spruchslosen For-
men wegen gezeigt (Seite I$l); die schön ge-
stalteten Laubengänge, die sich an der Stelle
der verschwundenen Kanalgabelung um einen blu-
mengeschmückten Gartengrund ziehen, sind eine
neuere, nicht ungünstige Zutat (Seite 152 oben).
Auffällig ist bei dem Schweriner Garten die
außerordentlich reichliche Verwendung regel-
mäßiger Baumpflanzungen. Aber solch ein Baum-
garten wirkt doch im Grunde nie eintönig, weil
in diesen geraden Reihen säulenartiger Stämme
mit dem grünen gleichmäßig sich breitenden
Blätterdach, besonders bei altem Bestand, eine
tektonische Größe liegt, die nicht leicht ermüdet.
Im ganzen ist der Schloßgarten von Schwerin
PLAN Pts
SCHLOSSCARTENS VON SCHWERIN
MARSSTAB fwÖÖ