XI, 9
DIE GARTENKUNST.
161
Ersatz für absterbende Bäume
immer wieder auf die alten, schon
ausgesogenen Pflanzstellen brin-
gen, was für das Gedeihen des
Nachwuchses unvorteilhaft ist.
Man kann aber auch auf das
Auspflanzen nicht verzichten, weil
bei regelmäßigem Verband die
Lücken unschön auffallen. Streng
regelmäßige Anordnung verliert viel von ihrem Reiz,
wenn im Lauf der Jahrzehnte die Baumkronen sich
unegal entwickeln, wie das meist zu geschehen pflegt.
Alle Schwierigkeiten vermeidet man unter gleich-
zeitiger Wahrung wirtschaftlicher Vorteile — (Mög-
lichkeit des Beackerns, Übersichtlichkeit der Anlage)
— dadurch, daß man die Bäume in Linien reiht,
innerhalb der Linie aber ihnen ungleiche
Abstände gibt. Die Figur auf dieser Seite unten
zeigt Beispiele der Anpassung derartiger Pflanzungen
an Baumalleen. Jeder Alleebaum fügt sich beschei-
dentlich einer Baumlinie auf dem Felde ein. Ge-
schwungene Wege sollte man durch geradlinige Pflan-
zung nicht führen. Wer es nicht vermeiden kann, ver-
zichte auf alleemäßige Bepflanzung der geschwugenen
Wege, damit sie möglichst unauffällig bleiben.
Wichtig ist die Erwägung, welche Richtung
die Baum reihen erhalten sollen. Wird eine Gegend
vorzugsweise von bestimmten Aussichtspunkten her
gesehen, dann sollten die Reihen niemals parallel zu
derjenigen Richtung verlaufen, aus welcher man die
Landschaft zu betrachten pflegt. Dann bemerkt man
nämlich aus einiger Entfernung die Geradlinigkeit nicht,
Skizze für feldmäßige Obstbaumpflanzung zwischen Baum-
alleen. Die Linien sind parallel, die Abstände in den Reihen
ungleich.
Obstmuttergarten in Proskau.
und die Obstbäume fügen sich dem Gelände auf das
beste ein.
Hierauf beruht die landschaftliche Schönheit älterer
Obstpflanzungen in der Schweiz. Die Bäume stehen
dort zumeist in Reihen, aber man bemerkt das nicht,
wenn man nicht darauf achtet. Man bemerkt es um
so weniger, weil bei der Kleinheit der Grundstücke
die Baumreihen meistens kurz sind. Ich füge hier
einen kleinen Ausschnitt aus dem eingangs erwähnten
Rönnenkampschen Plane ein: Die Obstbaumvorpflan-
zung am Westrand des Kellerberges in Postel Wie
der Plan es vorschreibt, genau so habe ich die
Bäume verteilt. Hätte ich es jetzt nochmals zu
A B
Ausschnitt aus dem Rönnekampschen Plan (A) Obstbaum-
pflanzung unregelmäßig; dazu Gegenbeispiel (B), Obstbaum-
pflanzung in geraden Linien.
DIE GARTENKUNST.
161
Ersatz für absterbende Bäume
immer wieder auf die alten, schon
ausgesogenen Pflanzstellen brin-
gen, was für das Gedeihen des
Nachwuchses unvorteilhaft ist.
Man kann aber auch auf das
Auspflanzen nicht verzichten, weil
bei regelmäßigem Verband die
Lücken unschön auffallen. Streng
regelmäßige Anordnung verliert viel von ihrem Reiz,
wenn im Lauf der Jahrzehnte die Baumkronen sich
unegal entwickeln, wie das meist zu geschehen pflegt.
Alle Schwierigkeiten vermeidet man unter gleich-
zeitiger Wahrung wirtschaftlicher Vorteile — (Mög-
lichkeit des Beackerns, Übersichtlichkeit der Anlage)
— dadurch, daß man die Bäume in Linien reiht,
innerhalb der Linie aber ihnen ungleiche
Abstände gibt. Die Figur auf dieser Seite unten
zeigt Beispiele der Anpassung derartiger Pflanzungen
an Baumalleen. Jeder Alleebaum fügt sich beschei-
dentlich einer Baumlinie auf dem Felde ein. Ge-
schwungene Wege sollte man durch geradlinige Pflan-
zung nicht führen. Wer es nicht vermeiden kann, ver-
zichte auf alleemäßige Bepflanzung der geschwugenen
Wege, damit sie möglichst unauffällig bleiben.
Wichtig ist die Erwägung, welche Richtung
die Baum reihen erhalten sollen. Wird eine Gegend
vorzugsweise von bestimmten Aussichtspunkten her
gesehen, dann sollten die Reihen niemals parallel zu
derjenigen Richtung verlaufen, aus welcher man die
Landschaft zu betrachten pflegt. Dann bemerkt man
nämlich aus einiger Entfernung die Geradlinigkeit nicht,
Skizze für feldmäßige Obstbaumpflanzung zwischen Baum-
alleen. Die Linien sind parallel, die Abstände in den Reihen
ungleich.
Obstmuttergarten in Proskau.
und die Obstbäume fügen sich dem Gelände auf das
beste ein.
Hierauf beruht die landschaftliche Schönheit älterer
Obstpflanzungen in der Schweiz. Die Bäume stehen
dort zumeist in Reihen, aber man bemerkt das nicht,
wenn man nicht darauf achtet. Man bemerkt es um
so weniger, weil bei der Kleinheit der Grundstücke
die Baumreihen meistens kurz sind. Ich füge hier
einen kleinen Ausschnitt aus dem eingangs erwähnten
Rönnenkampschen Plane ein: Die Obstbaumvorpflan-
zung am Westrand des Kellerberges in Postel Wie
der Plan es vorschreibt, genau so habe ich die
Bäume verteilt. Hätte ich es jetzt nochmals zu
A B
Ausschnitt aus dem Rönnekampschen Plan (A) Obstbaum-
pflanzung unregelmäßig; dazu Gegenbeispiel (B), Obstbaum-
pflanzung in geraden Linien.