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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0172

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1G8

DIE GARTENKUNST.

XI, 10

Aus dem Hydepark: Wiesen und Bäume.


möglichst viel des Gesehenen im Bilde festzuhalten.
Wenn auch bei der Hast unserer Reise nicht alle
Bilder glückten, wenn auch bei manchen die Raum-
wirkung nur mangelhaft herauskommt, wenn auch die
belebende Farbe der Blumen ihnen völlig fehlt, so
geben doch die vielen gelungenen Bilder die einzige
Möglichkeit, das beschreibende Wort so zu ergänzen,
daß man eine einigermaßen wahrheitsgetreue Vor-
stellung des Gesehenen erhält.
Zuerst also führte unser Weg in den Hydepark.
Es war Nachmittag gegen die vierte Stunde, als wir
diese wohl größte und bedeutendste Grünanlage des
West-Ends betraten.
Ein hohes mächtiges Eisengitter umgrenzt den
Park. Wir durchschritten eines der breiten Tore und

standen bald auf der aus-
gedehnten baumumsäumten
Wiesenfläche.
Wie ganz anders ist
das Parkbild als das, welches
unsere deutschen Parks uns
zeigen ! Bäume und Wiesen
sind das Charakteristikum
der Landschaft und auch
das des Parks.
Durch diese Wiesen,
unter diesen Bäumen und
Baumgruppen laufen nicht
etwa in schönen ausge-
zirkelten Kurven, sondern
ganz wie der Zweck es
fordert, breite, gut gepflegte
Wege für Fußgänger, Rei-
ter, Wagen, Räder etc.
Aber heute an dem schönen
Sommertage wurden die
Fußwege nur wenig benutzt.
Alles ging über den Rasen, aut dem Rasen spielte
sich das ganze Parkleben ab. Hier stand eine Gruppe
Ballspieler. Dort tummelte sich eine Schar fröh-
licher Knaben, dort geht eine Familie mit Kind und
Kegel, umkreist von dem frei laufenden Hunde, über
den grünen Teppich, um unter irgend einem schönen
Baume einen Lagerplatz zu suchen, dort hinwiederum
liegt eine Gruppe Arbeiter lang hingestreckt auf dem
Rasen, Zeitung lesend; kurzum man hat das Gefühl’,
der Park wird bewohnt, nicht nur zum Spazierengehen
benutzt. Man kann natürlich nicht auf dem Rasen
liegen bei Regenwetter, auch nicht in jeder Kleidung,
und so muss es denn auch Sitzgelegenheiten geben. Wir
finden daher auch Bänke dort, ganz wie bei uns, vor
allem aber finden wir überall eiserne Klappstühle in
großer Menge. Schön sehen
sie gerade nicht aus, diese
Eisenstühle, aber praktisch
sind sie, das muß man sagen.
Man kann seinen Stuhl dort
hinstellen, wo es einem beliebt,
in den Schatten der alten
Ulmen oder in die pralle
Sonne, einsam oder mitten
unter die anderen, man ist
auch darin frei und unabhängig
und das ist doch eine große,
schätzenswerte Annehmlich-
keit. Sehr fiel mir die große
Sauberkeit des Parkes auf.
Trotz des starken Besuches
und trotzdem ein großer Teil
der Besucher dem Arbeiter-
stande angehört, sah man
nirgends oder nur selten Papier
oder Speisereste umherliegen,

Aus dem Hydepark: Eisengitter zum Schutz der Rasenkanten.
 
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