XI, 10
DIE GARTENKUNST.
169
Aus dem Hydepark: Wiesen und Bäume.
nirgends sah ich Beschädi-
gungen der Pflanzen und
Bänke, nirgends einen Miß-
brauch der Stühle oder
dergl. Selten auch sah
man Parkwärter und Polizei.
Mir scheint, das englische
Publikum ist außerordent-
lich gut zum Parkbesuch
erzogen und es schützt seine
Anlagen selbst, besser wie
Wächter und Polizei es wohl
vermöchten.
Aber trotzdem kommen
mancherlei Beschädigungen
durch unrichtige Benutzung
des Rasens vor. So waren
an den Fußwegen, beson-
ders an den Nebenwegen
vielfach parallel zu den Kan-
ten kleine Fußpfade ausge-
treten, auch manche Diagonalverbindungen quer über
den Rasen waren in derselben Weise entstanden. Da
hilft sich der Parkwärter nun, indem er quer über
diese Pfade leichte Eisengitter stellt, die den Besucher
zwingen eine andere Wegerichtung zu nehmen. Schön
sehen diese Quergitter allerdings nicht aus, aber es
scheint in England erst recht nicht ohne Gitter zu
gehen. Ich möchte diese Quergitter wohl entbehren,
selbst auf die Gefahr hin, daß Fußpfade im Rasen in
größerer Menge entstehen und Erneuerungen der Gras-
narbe etwa mit Schälrasen sicherlich viel Mühe und
Kosten verursachen werden.
Ich beobachtete die oft prächtigen Baumpflan-
zungen und fand die älteren Partien meist sehr ein-
heitlich mit ein oder zwei Baumarten bepflanzt. Ich
fand, daß diese Ruhe und Einheitlichkeit äußerst
wohltuend und angenehm
wirkt. Jüngere Pflanzungen
aus den letzten Jahren zeig-
ten deutlich das Streben
nach größerer Mannigfaltig-
keit in den Pflanzenarten,
aber diese Mannigfaltigkeit
wirkte weit weniger günstig,
wie vorhin die Ruhe. Auch
hatte man augenscheinlich
erst in dem letzten Jahr-
zehnt, vielleicht nach der
Methode des Festlandes be-
gonnen, Gehölzgruppen vor-
wiegend aus Strauchwerk
anzupflanzen, die vollkom-
men als mißglückt bezeich-
net werden müssen. In bun-
testem Wirrwarr, je bunter
je besser, stand das Strauch-
werk nebeneinander, einge-
faßt von hohem Gitter, wie in einem zoologischen
Garten. Vergeblich habe ich mich bemüht, ein System
in dieser Pflanzung zu erkennen, vergeblich habe ich
hier nach Schönheit in der Pflanzenzusammenstellung
gesucht. Mir schien diese ganze Pflanzung wie ein
Fremdkörper in dem großen Wiesenhain, welche sicher-
lich besser fehlte oder nach ganz anderen Gesichts-
punkten angelegt werden müßte.
Wir gingen weiter, bald über sonnige Wiesen, vor-
bei an dem reizenden Gärtnerhaus, bald durch
schattige Haine alter Ulmen.
Auch hier beobachtete ich wieder die hohe Schön-
heit einer Hainpflanzung. Lichteffekte kann man hier
bewundern, wie wohl nirgends anders. Zartes, lauschiges
Dämmerlicht lagert unter den mächtigen Baumkronen.
Hier dunkelt das Licht bis zum tiefen Schatten, dort
Aus dem Hydepark: Typisches Parkbild.
DIE GARTENKUNST.
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Aus dem Hydepark: Wiesen und Bäume.
nirgends sah ich Beschädi-
gungen der Pflanzen und
Bänke, nirgends einen Miß-
brauch der Stühle oder
dergl. Selten auch sah
man Parkwärter und Polizei.
Mir scheint, das englische
Publikum ist außerordent-
lich gut zum Parkbesuch
erzogen und es schützt seine
Anlagen selbst, besser wie
Wächter und Polizei es wohl
vermöchten.
Aber trotzdem kommen
mancherlei Beschädigungen
durch unrichtige Benutzung
des Rasens vor. So waren
an den Fußwegen, beson-
ders an den Nebenwegen
vielfach parallel zu den Kan-
ten kleine Fußpfade ausge-
treten, auch manche Diagonalverbindungen quer über
den Rasen waren in derselben Weise entstanden. Da
hilft sich der Parkwärter nun, indem er quer über
diese Pfade leichte Eisengitter stellt, die den Besucher
zwingen eine andere Wegerichtung zu nehmen. Schön
sehen diese Quergitter allerdings nicht aus, aber es
scheint in England erst recht nicht ohne Gitter zu
gehen. Ich möchte diese Quergitter wohl entbehren,
selbst auf die Gefahr hin, daß Fußpfade im Rasen in
größerer Menge entstehen und Erneuerungen der Gras-
narbe etwa mit Schälrasen sicherlich viel Mühe und
Kosten verursachen werden.
Ich beobachtete die oft prächtigen Baumpflan-
zungen und fand die älteren Partien meist sehr ein-
heitlich mit ein oder zwei Baumarten bepflanzt. Ich
fand, daß diese Ruhe und Einheitlichkeit äußerst
wohltuend und angenehm
wirkt. Jüngere Pflanzungen
aus den letzten Jahren zeig-
ten deutlich das Streben
nach größerer Mannigfaltig-
keit in den Pflanzenarten,
aber diese Mannigfaltigkeit
wirkte weit weniger günstig,
wie vorhin die Ruhe. Auch
hatte man augenscheinlich
erst in dem letzten Jahr-
zehnt, vielleicht nach der
Methode des Festlandes be-
gonnen, Gehölzgruppen vor-
wiegend aus Strauchwerk
anzupflanzen, die vollkom-
men als mißglückt bezeich-
net werden müssen. In bun-
testem Wirrwarr, je bunter
je besser, stand das Strauch-
werk nebeneinander, einge-
faßt von hohem Gitter, wie in einem zoologischen
Garten. Vergeblich habe ich mich bemüht, ein System
in dieser Pflanzung zu erkennen, vergeblich habe ich
hier nach Schönheit in der Pflanzenzusammenstellung
gesucht. Mir schien diese ganze Pflanzung wie ein
Fremdkörper in dem großen Wiesenhain, welche sicher-
lich besser fehlte oder nach ganz anderen Gesichts-
punkten angelegt werden müßte.
Wir gingen weiter, bald über sonnige Wiesen, vor-
bei an dem reizenden Gärtnerhaus, bald durch
schattige Haine alter Ulmen.
Auch hier beobachtete ich wieder die hohe Schön-
heit einer Hainpflanzung. Lichteffekte kann man hier
bewundern, wie wohl nirgends anders. Zartes, lauschiges
Dämmerlicht lagert unter den mächtigen Baumkronen.
Hier dunkelt das Licht bis zum tiefen Schatten, dort
Aus dem Hydepark: Typisches Parkbild.