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DIE GARTENKUNST.
XI, 10
Wir gingen weiter und gelangten an eine große
Wasserfläche, welche flußartig den Park durchquert
und Hydepark und Kcnsington-Gardens (sie sind eine
Erweiterung, des Hydparks) trennt. Auch der Teich
und insbesondere seine Ufer waren anders behandelt,
wie man bei uns Teichanlagen zu behandeln pflegt.
Fast überall führt der Weg direkt am Ufer entlang,
kein Rasenstreifen schiebt sich zwischen Wasser und
Weg. Die Ufer sind durch Beton oder Steinplatten
gegen den Wellenschlag geschützt, ein Schutzgitter
fehlt an manchen Stellen vollständig und wo es vor-
handen ist, da ist es sehr primitiv. An diesem
Wasserufer entwickelte sich wiederum reges Leben,
zahlreiche Knaben hatten hier ihren Tummelplatz, hier
ließen sie ihre Schiffchen schwimmen, die ärmeren ein
einfaches, selbstgezimmertes Segelboot, die reicheren
kleine Dampfbarkassen mit komplizierten Maschinerien.
Ihre Hunde mußten immer wieder das ins Wasser ge-
worfene Holzstück herausholen, kurzum es herrschte
auch hier das regeste Leben. Am lebhaftesten aber
geht es an diesem Wasser (Serpentine River) zu, wenn
nach 8 Uhr abends oder vor 8 Uhr morgens dort eine
Flagge gezogen wird zum Zeichen dafür, daß die Fluten
als Bad benützt werden dürfen und Hunderte von
Knaben und jungen Burschen sich im Wasser tummeln.
Auch das ist Parkleben, gesundes, urwüchsiges Park-
leben, welches uns leider noch fremd ist.
Wir gingen weiter über eine Brücke und kamen
nun in einen Parkteil, wo die sehr praktischen, renta-
beln, lebendigen Mähmaschinen der englischen Parks
in Tätigkeit waren. Es sind Schafe, welche hier auf
den großen Flächen das Grasschneiden besorgen,
sehr fleißig, sehr still und geräuschlos. Eine solche
weidende Schafherde im Zwielicht des Baumhaines
oder auch auf heller Wiese bietet ein ungemein reiz-
volles, malerisches Bild. Wenngleich wohl das Nütz-
lichkeitsprinzip diese Einrichtung schuf, möchte man
Aus dem Hydepark: Ulmenhain.
Aus dem Hydepark: Gärtnerhaus.
leuchtet es auf in helleren Tönen, ab und an fällt
durch eine Öffnung der Laubkrone strahlendes Sonnen-
licht auf einen Quadratfuß
Rasenfläche, und wenn ein
leiser Wind die Kronen be-
wegt,. dann tanzt da unten
all das Hell und Dunkel
durcheinander in fröhlichem
Reigen. Ein ähnlich Farben-
spiel bietet sich dem Auge,
wenn es aufwärts schweift
in die Baumkrone. Das ist
fürwahr nach meinem Emp-
finden die schönste und
beste Pflanzungsart, die ein
großer, öffentlicher Park
aufweisen kann, es ist die
idealisierte, stilisierte, ver-
menschlichte Form des Wal-
des, schade nur, daß diese
prächtige Parkform sich so
selten in unseren neueren
deutschen Parks findet.
DIE GARTENKUNST.
XI, 10
Wir gingen weiter und gelangten an eine große
Wasserfläche, welche flußartig den Park durchquert
und Hydepark und Kcnsington-Gardens (sie sind eine
Erweiterung, des Hydparks) trennt. Auch der Teich
und insbesondere seine Ufer waren anders behandelt,
wie man bei uns Teichanlagen zu behandeln pflegt.
Fast überall führt der Weg direkt am Ufer entlang,
kein Rasenstreifen schiebt sich zwischen Wasser und
Weg. Die Ufer sind durch Beton oder Steinplatten
gegen den Wellenschlag geschützt, ein Schutzgitter
fehlt an manchen Stellen vollständig und wo es vor-
handen ist, da ist es sehr primitiv. An diesem
Wasserufer entwickelte sich wiederum reges Leben,
zahlreiche Knaben hatten hier ihren Tummelplatz, hier
ließen sie ihre Schiffchen schwimmen, die ärmeren ein
einfaches, selbstgezimmertes Segelboot, die reicheren
kleine Dampfbarkassen mit komplizierten Maschinerien.
Ihre Hunde mußten immer wieder das ins Wasser ge-
worfene Holzstück herausholen, kurzum es herrschte
auch hier das regeste Leben. Am lebhaftesten aber
geht es an diesem Wasser (Serpentine River) zu, wenn
nach 8 Uhr abends oder vor 8 Uhr morgens dort eine
Flagge gezogen wird zum Zeichen dafür, daß die Fluten
als Bad benützt werden dürfen und Hunderte von
Knaben und jungen Burschen sich im Wasser tummeln.
Auch das ist Parkleben, gesundes, urwüchsiges Park-
leben, welches uns leider noch fremd ist.
Wir gingen weiter über eine Brücke und kamen
nun in einen Parkteil, wo die sehr praktischen, renta-
beln, lebendigen Mähmaschinen der englischen Parks
in Tätigkeit waren. Es sind Schafe, welche hier auf
den großen Flächen das Grasschneiden besorgen,
sehr fleißig, sehr still und geräuschlos. Eine solche
weidende Schafherde im Zwielicht des Baumhaines
oder auch auf heller Wiese bietet ein ungemein reiz-
volles, malerisches Bild. Wenngleich wohl das Nütz-
lichkeitsprinzip diese Einrichtung schuf, möchte man
Aus dem Hydepark: Ulmenhain.
Aus dem Hydepark: Gärtnerhaus.
leuchtet es auf in helleren Tönen, ab und an fällt
durch eine Öffnung der Laubkrone strahlendes Sonnen-
licht auf einen Quadratfuß
Rasenfläche, und wenn ein
leiser Wind die Kronen be-
wegt,. dann tanzt da unten
all das Hell und Dunkel
durcheinander in fröhlichem
Reigen. Ein ähnlich Farben-
spiel bietet sich dem Auge,
wenn es aufwärts schweift
in die Baumkrone. Das ist
fürwahr nach meinem Emp-
finden die schönste und
beste Pflanzungsart, die ein
großer, öffentlicher Park
aufweisen kann, es ist die
idealisierte, stilisierte, ver-
menschlichte Form des Wal-
des, schade nur, daß diese
prächtige Parkform sich so
selten in unseren neueren
deutschen Parks findet.