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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0175

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XI, 10

DIE GARTENKUNST.

171


Aus dem Hydepark: Kindertreiben am Wasser.

auch vom schönheitlichen
Standpunkt nicht gerne
darauf verzichten. Mitten
durch die grasende Schaf-
herde hindurchwandernd ge-
langten wir auf einen brei-
ten Fahrweg. Es mochte
mittlerweile 5 Uhr geworden
sein. Auf dieser baumum-
standenen Fahrstraße aber
bot sich ein geradezu
glänzendes Bild englischen
Lebens.
Vornehme Wagen, ge-
zogen von prächtig ge-
schirrten edlen Pferden,
wechselten mit luxuriös ein-
gerichteten, fast lautlos glei-
tenden Automobilen. In den
Fahrzeugen saßen elegante,
meist hellfarbig gekleidete
Damen und grüßten bald hinüber, bald herüber. Man
sah hier so recht deutlich, welchen Reichtum die
Riesenstadt wohl bergen muß.
Parallel zu dieser Fahrallee läuft ein breiter Reit-
weg, die Rotten-Row, und auf diesem Reitweg war das
Bild womöglich noch bunter, noch lebhafter. Auch
hier sah man ganz ausgezeichnet schöne und edle
Pferde, geritten von gewandten und eleganten Reitern
und Reiterinnen. Zuweilen sprengte eine ganze Fami-
lie heran, Vater, Mutter, Söhne und Töchter bis zum
etwa 9jährigen Mädchen herab. Wieder parallel zu
der Reitallee geht ein breiter, von Ulmen beschatteter
Fußweg mit reichlicher Sitzgelegenheit. Ich habe am
folgenden Sonntag wohl stundenlang da gesessen und
die schönen Pferde und schönen Menschen angestaunt
und bewundert. Als ich da war, am Sonntage, da

regnete es, und trotzdem wimmelte die breite Rotten-
Row von Reitern und der breite Fußweg von Zu-
schauern; der Regen war nicht imstande, das farben-
prächtige Bild erheblich zu beeinträchtigen. Hier in
der Umgebung dieser vornehmen Parkstraßen, wo die
elegante Welt sich sammelt und begrüßt, hier ist auch
der Park reicher geschmückt, überall finden sich
Blumen und seltene Pflanzen. An einigen Stellen
zeigten große Rhododendronbüsche noch einen letzten
Rest ihrer Blütenpracht. Blumenbeete, Staudenzu-
sammenstellungen, Gruppen von tropischen und sub-
tropischen Pflanzen, bunte Wasserlilien und mancherlei
anderes prangte in üppiger Farbenpracht, allerdings
überall sorgsam umhegt von hohen Gittern. Freilich
haben mir diese Blumenzusammenstellungen hier nicht
sonderlich gefallen, an manchen Stellen waren sie mit
einer fast protzenhaften Ver-
schwendung angebracht; oft
ließen sie jede Harmonie
und das richtige Einpassen
in die Umgebung vermissen.
Mir war es klar, daß in
einem Schönheitswettbewerb
die einfach ruhigen baum-
bestandenen Wiesen wohl
bestehen würden gegenüber
diesen blumengeschmückten
Parkteilen. Ich will damit
nicht gegen Blumenschmuck
an und für sich zu Felde
ziehen, im Gegenteil, ich
schätze farbige Blumen-
pracht außerordentlich und
weiß, welche Freude das
Anschauen schöner Blumen
dem Menschen bereitet.
Aber ich denke, man sollte


Aus dem Hydepark: Badende Jungen.
 
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