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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0176

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172

DIE GARTENKUNST.

XI, 10


heit zeigen. Wir sahen ja
Ähnliches an anderer Stelle,
so in Hampton-Court im
dem „Dutsch-Garden“, der
wohl nach dieser Richtung
als Vorbild oder doch als
Anregung gelten könnte
(später komme ich auf
diesen Garten zurück). Daß
man im Hydepark, im
Kensington-Garden, im Re-
gents-Park und in vielen
anderen Anlagen Blumen-
garten und Park miteinander
verquickte, wie es auch
wohl bei uns meist der
Fall ist, erschien mir hier
wie dort als ein erheblicher
Mangel*).

dem Hydepark: Weidende Schafe.

Aus

wie hier. Nicht zerstreut
nicht eingefriedigt hinter
diese Sonnenlieblinge be-
man sollte im Park in sich abge-
oder heckenumfriedigte Blumen-

Blumen anders anwenden,
im unregelmäßigen Park,
hohen Gittern wollen wir
wundern, nein,
schlossene, mauer-
gärten errichten, die es ermöglichen, all unsere schönen
Blumen, Rosen und Blütensträucher in einer günstigen überdeckt.
Form und Umrahmung zu zeigen. Daß diese Gärten
meist regelmäßig sein sollten, ist eine Zweckforderung,
die sich ganz von selbst ergibt.
Ich kann mir denken, daß auf diese Art kleine
Blumenparadiese von hoher Poesie, von gefälligem
Liebreiz geschaffen werden könnten. Hier könnten
auch plätschernde Brunnen ihr Wasser im Sonnen-
schein erglänzen lassen, hier könnten edle Marmor-
plastiken in dunklen Taxusnischen ihre stumme Schön-

Mittlerweile waren wir
wohl etwas müde geworden
und sehnten uns nach einer kleinen Rast. Gelegen-
heit dazu bot sich auch bald in einem köstlichen
Teegarten im Hydepark. Unter hohen Kastanien und
Ulmen auf sammetnem Rasenteppich waren die weiß
gedeckten Teetische aufgeschlagen, zum Schutze
gegen Sonne und Regen von einem großen Schirm
Um die Tische standen leichte Korb-
möbel, auch eiserne Klappstühle, und weißbeschürzte
Kellner boten gegen I Schilling Entgelt den aroma-
tischen Tee mit reichlichem Backwerk. Zahme Holz-
tauben, bunte Finken und der nie fehlende Spatzen-
proletarier haschten nach den Brosamen, die wohl-
wollende Hand freigebig spendete. Das alles be-
lebt durch die hellfarbigen Toiletten der schlanken
Engländerinnen, fürwahr wiederum ein neues Park-
bild von hoher, malerischer Wirkung.


Aus dem Hydepark: Weidende Schafe.

Das alles ist sehr schön,
so hör’ ich sagen, aber so
etwas läßt sich eben auch
nur in England machen, wo
ein gleichmäßig feuchtes
Klima dem Graswuchs
außerordentlich günstig ist;
bei uns würde der Rasen
wohl sofort ruiniert sein bei
ähnlicher Benutzung. Ich
selbst bin anderer Meinung.
Ich denke, man sollte sich
nicht immer damit entschul-
digen : „dort ist besseres

*) Auch die üble Gewohn-
heit, Blattpflanzen, Dracaenen,
Musen u. dergl. in die Ränder
von Gehölzgruppen zu verteilen,
konnte man beobachten, wie
das Bild Seite 173 oben zeigt.
H.
 
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