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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0178

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174

DIE GARTENKUNST.

XI, 10

'wohnefn der umgebenden Strassen. Es ist der gemein-
same Garten der Bewohner der umliegenden Herrschafts-
häuser, er wird auf gemeinsame Kosten unterhalten.
Eingeschlossen von hohen Gittern wehrt er dem Frem-
den den Eintritt, nur die Anlieger besitzen Schlüssel zu
den Toren und können den Garten allein benützen und
genießen. Sogar den Einblick der Strassenpassanten
in diese Gärten sucht man durch Erdwälle, dichte
Pflanzung usw. tunlichst zu hindern, man wohnt auch
in diesen Gärten und will in dieser Wohnung möglichst
ungestört und ungehindert sein. Die Anlagen selbst
bestehen zumeist aus einem grossen, gut gepflanzten
Rasengrund, welcher den verschiedenen Rasenspielen
zu dienen hat. Der Rand dieser Rasenflächen ist
meist mit Bäumen (Platanen oder Ulmen) bestanden.
Um den Rasen führt ein breiter Umgangsweg und
zwischen diesem Wege und dem Abschlußgitter ist
dichte Pflanzung. In manchen der Squares gibt es auch
Blumenschmuck, zuweilen sind auch kleine Schutz-
hallen angebracht, Springbrunnen plätscheren, Stand-
bilder, Statuen und Vasen geben noch weiteren
Schmuck. Je reicher und vornehmer das umgebende
Häuserviertel, um so reicher ist auch dementsprechend
der Gartenschmuck. Ich fand diese Einrichtung durch-
aus gut und zweckmäßig. In dem großen, gemein-
samen Garten ist doch wirklich noch Raum zum Spiel
der Kinder und Erwachsenen, zum Spazierengehen und
zur Erholung!
50 oder 100 Hausgärtchen, womöglich zwischen
hohen, dumpfen Mauern, würden niemanden von
wirklichem Nutzen sein, der große, gemeinsame Garten
dient allen, bringt wohl auch allein die Hausbe-
wohner in freundnachbarliche Beziehung und ist so-
wohl in der Anlage wie in der Unterhaltung sicherlich
billiger wie der kleine Einzelgarten. Es ist ganz auf-
fallend, wie der Engländer, welcher sich in der Familie,
im Hause, im Garten, wie man das ja allerorts beob-
achten kann, so gerne abschließt, um allein zu sein,
hier diese Regel sehr vernünftig und praktisch durch-

bricht und diesen grossen, gemeinsamen, gut benutz-
baren Familiengarten dem kleinen unbenutzbaren Ein-
zelgarten vorzieht. Man sieht allerdings klar, dass
diese Einrichtung nur unter den besonderen englischen
Verhältnissen entstand, man sieht, daß diese Squares
zugleich mit den umliegenden Häusern gebaut wurden,
man sieht auch den Häusern an, daß sie alle zu
gleicher Zeit und wahrscheinlich alle durch einen
Bauherrn gebaut wurden, und dieser letztere Umstand
behebt denn auch die Schwierigkeiten, welche ent-
stehen würden oder entstanden wären, wenn vor und
nach durch verschiedene Besitzer der Baublock
bebaut worden wäre. Einem Willen war es leicht,
diese sehr verständige Idee durchzuführen, deren Aus-
führung unter Verhältnissen, wie sie bei uns normal
sind, auf die allergrößten Schwierigkeiten stoßen würde.
Auch der Allgemeinheit sind diese Squares sicherlich
von Vorteil, man freut sich wohl jedesmal wenn man
aus dem Steinmeer wieder eine solch grüne Oase auf-
tauchen sieht, die das Stadtbild verschönt und der
Luft Sauerstoff zuführt. Einige der Squares sind ja
auch bereits Allgemeingut geworden und so jeder-
mann zugänglich, einige sind in den Zeiten, in welchen
die Bewohner der umliegenden Herrenhäuser in den
Ferien weilen, dem Publikum zugänglich und werden
dann gerne und häufig benutzt.
Auf dieser Wanderung durch das Stadtinnere
achtete ich auch auf den Blumenschmuck und fand,
daß er mannigfaltiger und reicher ist als bei uns.
Während sich der Fensterschmuck bei uns auf ver-
hältnismäßig wenige Arten beschränkt (Pelargonien,
Lobelien, Petunien, Fuchsien und Tropaeolum), sah ich
dort außer den genannten Pflanzenarten Margueriten,
Calceolarien etc., an halbschattigen Stellen prachtvolle
Farnkräuter, Heidekräuter der verschiedensten Arten,
Genista, Evonymus Und viele andere Blumen und
immergrüne Gewächse.
Wir kamen in weitem Bogen zurück zum Green-
park (28 ha), eine einfache Anlage, die im großen und
 
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